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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Pastor Weiß, weil er in
    der Kirche immer besonders laut und inbrünstig vorgesungen hatte. „Was ...“,
    sagte One Leg, der plötzlich wieder hellwach war, „... was ist dann aber mit
    Jalyuris Bruder?“ Nun sahen alle zu Jalyuri, der den Kopf senkte und in die
    Flammen starrte. Dieser One Leg, warum hat er nicht den Mund gehalten und
    weitergeschlafen? „Es ist der Geist des Singenden Pastors“, wiederholte
    Wirinun, der Medizinmann, scharf und deutlich und unterband damit jeden
    weiteren Einwand. „Dein Bruder ...“, dabei sah er zu Jalyuri hinüber, „...
    trägt keine Schuld an den sterbenden Rindern.“ „Dann können wir wegen der
    Rinder nichts tun?“, wagte Nooma-Nooma vorsichtig zu fragen. Doch Wirinun
    achtete nicht auf ihn. „Wirinun“, sagte der Älteste, „du wirst die Geister
    darüber befragen. Morgen sprechen wir weiter.“ Damit war die Versammlung
    beendet. Man warf den Rest Holz, den die Frauen tagsüber gesammelt hatten, ins
    Feuer, und dann streckten sich alle auf der nackten Erde aus und schliefen bald
    ein.
    Nur Jalyuri fand keinen
    Schlaf. Mit wachen Augen starrte er in den Mond und dachte an die Geschichte
    von Bima, die ihm einst ein Mann aus dem Norden erzählt hatte. Als Purukupali
    hörte, dass der Tod seines Sohnes im Ehebruch seiner Frau begründet war, raste
    er vor Zorn. Zuerst schlug er seine Frau und jagte sie in den Busch, dann griff
    er ihren Liebhaber Japara an. Stundenlang kämpften die beiden Männer, bis sie
    erschöpft umfielen. Als dann Purukupali irgendwann aufstand, holte er seinen
    toten Sohn, trug ihn mit sich ins Meer und ertränkte sich. In diesem Augenblick
    erhob sich Japara, der Liebhaber, in den Himmel und wurde dort zum Mond. Seine
    Wunden sind noch immer zu sehen. Purukupalis Frau Bima verwandelte sich in
    einen langschnabligen Vogel, der nachts in den Wäldern suchend herumläuft und
    vor Trauer und Gram über den verlorenen Sohn und das Elend jammert, das sie
    über die Welt gebracht hat.
    Jalyuri dachte an seinen
    Bruder, der nie wieder kommen durfte. Dann stand er auf, warf einen Blick auf
    Isi und auf Jungala, der neben den anderen Jungen tief und fest schlief, und
    ging zu Mani, die still auf der Seite lag und atmete. Er legte sich zu ihr,
    schob den Arm unter ihren Nacken und den anderen über ihren Bauch und hielt sie
    fest.

13
    Die Ankunft eines neuen
    Gastes lenkte Emma von ihren quälenden Gedanken und Gefühlen ab. Ian kam
    endlich mit der Schafherde an. Unterwegs hatte er an die dreißig Lämmer töten
    müssen, die während des langen Marschs geboren wurden und die Herde aufgehalten
    hätten. Außerdem hatte er ungefähr ein Drittel der Herde wegen der Trockenheit
    und der spärlichen Nahrung verloren. Etwa einhundertdreißig Schafe waren übrig
    geblieben und weideten nun auf dem ohnehin schon kargen Boden rund um die
    Missionsstation. „Sie sind robust und werden sich vermehren“, hatte Ian gesagt
    und dabei zuversichtlich gelacht, als er Paul mit einem Handschlag die Herde
    übergab. Sie werden Bush Tucker fressen, hatte Emma kurz gedacht, und die
    Frauen werden gar nichts mehr zu essen finden. Aber sie behielt ihre Bedenken
    für sich. Sie hätte sowieso nichts ändern können.

    Emma hatte ihr
    Arbeitspensum noch erhöht. Während Paul und John mit Ian zu den Schafen gingen,
    machte sie sich an die Gartenarbeit. Sie hatte sich vorgenommen, den Garten zu
    vergrößern. Es war wichtig, endlich Gemüse und Obst zu haben. Leider würde es
    etwas dauern, bis die ersten Tomaten geerntet werden konnten. Die Kartoffeln
    würden noch länger brauchen. Emma war überrascht, mit welch großer Sorgfalt die
    Frauen die Pflanzen gossen. Das machte Emma zuversichtlich: Die Pflanzen würden
    wachsen, und die Menschen würden lernen, sich auf diese Weise ihre Nahrung zu
    sichern. Vier Frauen – Mani war nun nicht mehr dabei, sie müsste jeden
    Tag ihr Kind bekommen - lockerten die Erde, rupften, wie Emma es ihnen gezeigt
    hatte, das Unkraut und wässerten die zarten Pflänzchen.
    Emma bückte sich und
    wollte gerade das Gestrüpp ausreißen, das über einem kleinen Erdhügel wuchs,
    als sie die Kante eines Bretts aus der Erde herausragen sah. Sie grub tiefer
    ... und staunte. Nicht ein Brett hielt sie in der Hand, sondern einen mit
    Leinwand bespannten Rahmen. Ein Bild! Die Farben und Umrisse waren mit Erde
    verschmiert, doch wenn sie genau hinsah, konnte sie eine Bergkette erkennen.
    Und das da, in der Mitte, war das nicht ihre Kirche?

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