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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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meiner Eltern, da hing auch ein Gemälde. Und wissen Sie, was da drauf
    war?“ Mit leuchtenden Augen sah er in die Runde. „Nein.“ Emma schüttelte den
    Kopf. „Verraten Sie es schon!“ Er zog die Augenbrauen hoch und sah
    geheimnisvoll in die Runde, dann beugte er sich ein wenig über den Tisch und
    sagte in verschwörerischem Ton: „Adam und Eva im Paradies – mit
    Feigenblatt.“ Emma lachte mit ihm, und John verzog immerhin sein Gesicht zu
    einem angedeuteten Lachen ... nur Paul, Paul war blass und ernst. „Wartet,
    jetzt hole ich unsere neuen, in der australischen Erde gewachsenen Bilder!“,
    verkündete sie gut gelaunt und sprang auf.
    Sie hatte sie am Mittag
    ins Schlafzimmer neben den schweren Schrank gestellt. Als sie sie nun in die
    Hand nahm und der Schein der Lampe von draußen darauf fiel, wusste sie
    plötzlich, woran die Bilder sie erinnerten. Pastor Emig hatte ihnen bei ihrer
    Ankunft in Tanunda ein Bild gezeigt. „Das ist von einem talentierten
    Eingeborenen.“ Nachdenklich betrachtete sie die Bilder, doch sie gaben ihr
    Geheimnis nicht preis. Als sie mit den Bildern auf die Veranda zurückkam,
    lachte Ian auf. „Ah, die Bodenschätze!“ John zog ein wenig verächtlich die
    Augenbrauen hoch. Und was war mit Paul? Entsetzt sah er erst die Bilder, dann
    Emma an. „Du bringst diese Bilder sofort dorthin, wo du sie gefunden hast!“,
    befahl er mit messerscharfer Stimme. John und Ian schauten ihn irritiert an.
    Bestürzt betrachtete Emma die Bilder. Hatte sie irgendetwas übersehen? Ein
    bedrohliches Schweigen breitete sich aus. „Na, ein paar Bilder würden den
    Wänden doch gut tun“, sagte John einlenkend. „Wenn Sie Ihnen nicht gefallen,
    Paul, ich könnte sie drüben bei mir ...“ Paul sprang auf, sodass sein Stuhl
    nach hinten kippte. „Niemand hängt diese Bilder auf!“, schrie er und riss sie Emma
    aus der Hand. „Niemand hängt sie auf! Sie sind Satans Werk!“
    Entsetzt sah Emma zu,
    wie er die Kerosinlampe packte und über die Veranda zwischen den Palmen
    hindurch auf den Platz stürmte. „Was, um Himmels willen, ist in ihn gefahren?“,
    fragte John und schüttelte verständnislos den Kopf. Über das Geländer hinweg
    beobachteten sie, wie Paul die Bilder mit der Lampe anzündete. Emma starrte
    ungläubig in die Flammen. Ihre Hoffnung, dass Paul sich änderte, dass sich
    alles zu Guten wenden würde, verbrannte gerade in diesem Feuer.

    Als Paul auf die Veranda
    zurückkehrte, sahen ihn alle schweigend an. Kurz darauf verabschiedete sich Ian
    mit einem gemurmelten „Gute Nacht“, und John schützte plötzliche Müdigkeit vor.
    Da Emma nicht mit Paul allein sein wollte, half sie Amboora beim Abräumen und
    Geschirrwaschen. Amboora musste die Szene mitbekommen haben, doch sie sagte
    nichts, sah Emma nur hin und wieder mit ihren dunkel glänzenden Augen auf eine
    Weise an, die Emma als tröstlich empfand. Paul stapfte stumm durch die Küche
    ins Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich. Amboora zog sich nach
    getaner Arbeit in ihre Kammer zurück, und Emma blieb allein zurück.
    Sie ging hinaus in die
    Nacht. Dort, wo Paul die Bilder verbrannt hatte, glomm ein schwacher Schein in
    der Asche. Als sie sich bückte und die Hände darüber hielt, spürte sie noch die
    Wärme der Glut. Bald wäre sie ganz verloschen, und der Wind würde sie verwehen.
    Sie sah in den Himmel. Über ihr leuchteten Millionen und Abermillionen von
    Sternen. Hatte er nicht gesagt, jeden Tag könne man eine Sternschnuppe
    entdecken? Er ... Robert Gordon? Vielleicht musste sie einfach nur warten ...

    14
    Die Frauen hatten ihn
    weggeschickt. Mani bekäme ihren Sohn. Jalyuri ging neben Nooma-Nooma her, der
    einen Speer in der Hand hielt. Es war später Morgen, die Sonne stand über den
    Bergen. Das Fleisch am Abend zuvor hatte ihn gestärkt. Ein Jäger braucht
    Fleisch, damit er lebendig und wachsam bleibt, dachte er. Unter seinen
    Fußsohlen knirschten die Sandkörner. Er und Nooma-Nooma waren sich einig:
    Lieber gingen sie auf die Jagd, wie ihre Väter, auch wenn es mühsam war, als
    dass sie taten, was die Weißen ihnen auftrugen, um ihr Essen zu bekommen. Die
    Weißen dachten sich unsinnige Arbeiten aus. Sie machten sich das Leben schwer.
    Er würde sie nie begreifen. Niemals. Warum nur waren sie hergekommen? Es hätte
    doch alles so einfach bleiben können. Aber sein Sohn mochte das Essen der
    Weißen. Und seine Frauen auch. Nun ... er selbst manchmal auch. Heute war sein
    Sohn neugierig in

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