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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Emig mir bis auf den Grund meiner Seele
    sehen, dachte John. „Ja?“ „Sehen Sie mir die Fragerei nach, aber ich habe auch
    mit Pastor Gingrich darüber gesprochen, als es um Ihre Bewerbung ging ...“ John
    hielt den Atem an. „Ja?“ Pastor Emig räusperte sich. Ein Speicheltropfen klebte
    an seinem linken Mundwinkel, beobachtete John, und würde gleich vom Backenbart
    aufgesogen werden, ein Hund bellte irgendwo, Kinder ... „Sind Sie ...“ Die
    Stimme riss ihn wieder zurück. „Sind Sie immer noch sicher, dass Sie dieser
    Aufgabe gewachsen sind, John?“ Er konnte sich nicht gegen den Blick Emigs
    wehren, der immer tiefer in ihn eindrang. „Aber warum fragen Sie?“ Was wollte
    der Pastor von ihm, was wollte er erzwingen? Emig lächelte ihn an. „Ja, Sie
    haben Recht. Sie sollen wissen, wir haben großen Respekt vor Ihnen. Die Liebe
    Gottes hat Sie gerettet.“ John nickte müde. Warum konnte Pastor Emig nicht
    einfach aufhören zu reden? „Ich wollte Ihnen noch etwas sagen.“ Pastor Emig
    machte eine Kunstpause. John horchte auf. Vertraulich beugte sich der alte Pastor
    zu John und sagte leise: „Pastor Paul Schott hat alles daran gesetzt, diese
    Missionsstation zu übernehmen.“ „Tatsächlich? Und warum?“ Pastor Emig
    schüttelte seinen Kopf mit dem
    weißen Haar. „Nun, lieber John“, seine Stimme hatte fast wieder die normale
    Lautstärke angenommen, „das weiß ich auch nicht. Ich will nur, dass Sie wissen:
    Pastor Schott ist der beste Mann, den wir uns wünschen konnten. Er wird sich
    mit all seiner Kraft dieser Aufgabe widmen. Sie können sich auf ihn verlassen.“
    „Sicher, und Sie können sich auf mich verlassen.“ Sein Blick fiel auf die Hand des Alten, die auf dem Knauf seines
    knorrigen Krückstocks lag. Eine weiße Hand, übersät mit Altersflecken und
    rötlich blauen Adern. John Wittling musste den Blick abwenden und sah genau in
    die Augen von Pastor Emig. Rasch versuchte John Wittling seinem Lächeln etwas
    Devotes zu geben. „Danke“, sagte Pastor Emig und seufzte. „Vielleicht klärt
    sich ja auch noch alles auf.“ Seine Stirn legte sich wieder in Falten. Doch
    dann flackerten seine hellen grauen Augen auf. „Ich begreife einfach nicht, “,
    er stieß seinen Krückstock nachdrücklich auf die Dielen der Veranda, „was sich
    in Neumünster abgespielt hat!“ John war von der heftigen Reaktion des Alten
    überrascht. Emig würde noch lange nicht abtreten. „Wir hätten bei der Regierung
    mehr Druck machen sollen“, wagte er zu sagen. „Damit die Gewalt von neuem
    eskaliert? Strafexpeditionen angeordnet werden?“ Der alte Mann schüttelte sein
    weißes Haupt. „Nein, das ist nicht der Weg, den Jesus beschreiten würde.“ John
    nickte. Ja, damit hatte er Recht. Jesus vergab den Sündern. Jesus heilte die
    Kranken. Jesus hat für uns sterben müssen. Herr, ich bin nicht würdig ... Der
    alte Pastor trat neben ihn ans Geländer und sah hoch in den metallisch blauen
    Himmel. „Möge der Herr Ihnen beistehen, John.“ „Ja“, sagte John, darum betete
    auch er.
    Eleanor Ruby, die Vorsitzende des Vereins
    „Freunde der Eingeborenen“, trat auf die Veranda. Die dicke Matrone, deren
    schwabbeliges Kinn bei jedem ihrer kleinen, hastigen Schritte zitterte, gehörte
    Johns Ansicht nach zu den Menschen, denen es an Selbstdisziplin mangelte. Er
    wollte sich verächtlich abwenden, doch da zwängte sie sich schon zwischen drei
    Herren hindurch und kam in ihrem wogenden rotbraunen Kleid direkt auf ihn zu.
    Mit hoher, lauter Stimme, die ihm durch Mark und Bein ging, rief sie: „Ach,
    Pastor Emig, Mister Wittling, nun probieren Sie doch endlich was von meinen
    Fleischpastetchen! Sonst sind sie ja vor Hunger umgefallen, bevor unsere Gäste
    erscheinen!“ Sie glotzte Wittling mit ihren riesengroßen, triefenden Augen an
    und hielt ihm ein Tablett mit braunen Teighäufchen, denen ein starker Geruch
    nach Schweinefleisch entströmte, direkt vors Gesicht. Er musste den Atem
    anhalten. Pastor Emig streckte seine gichtigen Hände aus, und ein Häufchen
    verschwand in seinem Mund. „Danke, danke, gleich!“, brachte John hastig hervor
    und konnte nicht vermeiden, dabei
    Luft zu holen. Oh, wie er diese Tiere und ihren penetranten Geruch
    verabscheute! Er hatte ihn in der Nase, im Mund gehabt – ja, überall an
    sich gerochen. Alles Waschen und Schrubben hatte nichts geholfen, der Gestank
    hatte an ihm tagelang gehangen wie eine alte Haut. Sie, die Kinder, hatten ihn
    da

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