Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
hineingeworfen, ihn, den schmächtigen, den, der nie ein Wort sagte ...
    „Wirklich ausgezeichnet, Eli!“, dröhnte Pastor Emig mit vollem Mund, „Sie
    verpassen was, John, wirklich!“ „Danke, danke!“ John versuchte seinen Ekel zu
    unterdrücken. Eleanor Rubys große Augen bekamen einen mitleidigen Ausdruck, und
    mit gespitzten Lippen ihres kleinen Mundes, der sich in ihrem teigigen Gesicht
    fast verlor, sagte sie: „Sie sind sehr streng mit sich, John Wittling!“ Er
    stimmte ihr mit einem Nicken zu, da es ihm eine längere Erklärung ersparte, und
    drängte sich hastig an ihr vorbei. An der kurzen Seite der Veranda, hinter
    Eleanor Ruby, hatte John den Journalisten von der „Adelaide Post“ entdeckt,
    einen Engländer, wie er sich mit Freude erinnerte. Auf ihn steuerte er zu. Zu
    spät bemerkte er die spindeldürre Gestalt des Superintendenten des
    Missionskomitees. von Johannes Reichel. Johannes Reichel tauchte plötzlich wie
    ein spitzer Zaunpfahl vor ihm auf. „Seien Sie gegrüßt, Mister Wittling!“, sagte
    der Superintendent dann auch schon mit seiner unangenehm knarzenden Stimme, die
    John eine Gänsehaut über den Körper jagte. Widerwillig schüttelte er mit
    gezwungenem Lächeln dessen Hand. „Na, wie fühlen Sie sich, so kurz vor Ihrem
    Abschied aus der Zivilisation?“, krächzte der Superintendent und musste zu John
    aufblicken, was dieser mit einer gewissen Genugtuung registrierte. „Nun, John
    Wittling, wir werden Sie bald mal in Neumünster besuchen“, fuhr Reichel fort.
    Er lacht, weil er weiß, dass das „Vorbeikommen“ nicht so einfach ist, dachte
    John. Drei Tagesreisen mit dem Zug und siebenhundert Kilometer per Kamel. Der
    Superintendent wollte einen Witz machen, doch es wurde keiner. John wippte
    ungeduldig auf den Zehenspitzen. Der makellose Glanz seiner Schuhe tauchte vor
    seinem inneren Auge auf und beruhigte ihn. „Ja, das tun Sie mal!“, erwiderte er
    und wollte weiter zu dem Journalisten gehen, der gerade verloren die Straße
    hinunterblickte. „Ach, Mister Wittling ...“ John blieb widerwillig stehen.
    „Ja?“ „Wann kommt denn Ihre Frau?“ Die kleinen Augen des Superintendenten
    hatten etwas Hinterhältiges, durchfuhr es John, und schlagartig fühlte er sich
    diesem kleinen hässlichen Zwerg unterlegen ... Seine mühsam zurückerlangte
    Gelassenheit war zunichte gemacht ... „Isabel, richtig?“, krächzte dieser Kerl
    wieder. „Ja“, rang er sich ab. „Sie kommt nach.“ Über das faltige Gesicht des
    Superintendenten – John wunderte sich jedes Mal, wenn er ihn sah, war er
    doch noch gar nicht so alt, höchstens Anfang fünzig – breitete sich ein
    listiges Lächeln. „Sie ist erkrankt, hat man mir gesagt. Hoffentlich nimmt ihre
    Gesundheit in dem trockenen Klima von Neumünster nicht noch mehr Schaden.“
    „Oh“, beeilte sich John zu versichern und schüttelte den Kopf, „der Arzt hat
    keine Bedenken geäußert. Sie muss nur noch ein wenig die Meerluft genießen,
    dann ...“ Ihm würde er ganz sicher nicht die Wahrheit sagen. Der Superintendent
    kniff die Augen zusammen. „Sie wissen ja, lieber John Wittling, dass wir, dass
    die Missionsleitung, es zur Bedingung gemacht hat ...“ „Sicher.“ John setzte
    ein Lächeln auf. Er wusste, dass alle, die auf der Mission eingesetzt wurden,
    verheiratet sein mussten. „Ich versichere Ihnen, Herr Superintendent, Isabel
    kommt so schnell wie möglich nach. Es wird alles seine Richtigkeit haben.“ Mit
    einem betont zuversichtlichen Lächeln verabschiedete er sich. „Wir würden auch
    nichts anderes von Ihnen erwarten“, rief ihm Superintendent Reichel mit seiner
    Krähenstimme noch nach, und John überhörte nicht den leisen Zweifel, die
    angedeutete Drohung, die Reichel in diesem Satz versteckt hatte. Er drängte
    sich weiter durch die herumstehenden Gäste, doch plötzlich wusste er nicht
    mehr, ob er überhaupt mit dem Journalisten sprechen wollte.

    16
    „Da drüben!“ Albert Keil
    deutete mit der Peitschenspitze auf eine Ansammlung von Häusern und drei spitze
    Kirchtürme. „Tanunda! Wir sind gleich da.“ Hinter dem Dorf erhoben sich sanft
    grüne Weinberge. Die Sonne blendete, und Emma musste ihre Augen mit der Hand
    abschirmen. Rechts lag ein Friedhof. Die Grabsteine wurden hell von der Sonne
    beschienen, an manchen Stellen glitzerten bunte Glassplitter, die in einige
    Steine eingelassen waren. Aus der Ferne klang Blasmusik zu ihnen herüber.
    „Alles Ihnen zu Ehren!“, rief Albert

Weitere Kostenlose Bücher