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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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einem
    Landschaftsgemälde von einem gewissen Hans Heysen, die Emma jedoch kaum noch
    wahrnahm. Sie war viel zu aufgeregt und zugleich zu erschöpft. Doch Pastor Emig
    schien ihre Erwchöpfung nicht wahrzunehmen. In begeisterte Erläuterungen
    vertieft, führte er sie weiter durch alle Räume, in denen Emma vor allem die
    gehäkelten Deckchen und Kissen auffielen.
    Auf die Wandbehänge über den Türstöcken waren Sprüche gestickt, wie „Ein
    froher Gast ist niemand’s Last“, und „Gott schütze dieses Haus“. Die Küche
    schließlich, über deren Tür der gestickte Spruch „Gib uns unser täglich Brot“
    hing, konnten sie nicht betreten, weil die Frauen gerade damit beschäftigt
    waren, die Platten und Schüsseln mit dampfenden Speisen zu füllen. Jetzt erst
    fiel Emma auf, dass es im ganzen Haus nach Essen duftete, nach gebratenem
    Fleisch, Zwiebeln, Kartoffeln – und nach frischem Kuchen. Zuletzt hatten
    sie auf dem Schiff ein karges Frühstück zu sich genommen, und dies lag Stunden
    zurück. Den Rest der Führung nahm sie kaum noch wahr, sie versuchte sich an der
    Seite von Paul zu halten und atmete auf, als Pastor Emig endlich ankündigte,
    man wolle jetzt draußen im Freien an der langen Tafel Platz nehmen.
    „Unsere Frauen haben tagelang gekocht!“, sagte er, als sie
    über die Wiese gingen, die vom Wind gekämmt wurde. „Alles, was Sie gleich
    essen, stammt aus unseren Dörfern. Auch der Wein!“ Emma hängte sich bei Paul
    ein. Nach Wochen auf der Britannia , wo die Luft an Deck oft verqualmt
    gewesen war, erschien es ihr wie ein Wunder, diese klare Luft zu atmen. Es
    duftete nach Essen, nach Gras und Heu und Sommer, und Emma blinzelte hinauf in
    die Sonne, die an einem unglaublich blauen Himmel stand. „Hier!“, sagte Pastor
    Emig und deutete auf die Stirnseite der langen Tafel. „Sie beide sitzen neben
    mir!“ Die anderen Gäste nahmen an der langen weißen Tafel Platz. Emma
    registrierte erleichtert, dass John Wittling nicht direkt neben ihr saß,
    sondern mehrere Plätze entfernt. „Wir wollen beten!“ Pastor Emig faltete die
    Hände, und alle am Tisch taten es ihm nach und senkten den Kopf. Erst nachdem
    alle ein befreites Amen gesprochen hatten, kamen die Dienstmädchen in langen
    Schürzen und mit Hauben auf ihrem geflochtenen Haar herangeeilt, Schüsseln und
    Töpfe mit dampfenden und duftenden Speisen auf großen Tabletts balancierend.
    Wie schön es hier ist, dachte Emma. Ich bin sicher, alles wird gut werden.
    John Wittling schöpfte
    aus einer Porzellanschüssel eine große Kelle mit dampfendem Kaninchenragout.
    Kaninchen gab es hier in Hülle und Fülle, und es schmeckte glücklicherweise
    auch. Besser jedenfalls als Känguru, das mochte er nicht, hatte er noch nie
    gemocht. Mehr noch als Kaninchen war es das Essen der armen Leute auf den
    abgelegenen Farmen, nein - daran wollte er nicht erinnert werden. „Nehmen Sie
    doch noch Kohl!“ Eleanor Ruby, die ihm leider gegenübersaß, hielt ihm einen
    tiefen Teller mit dunkelgrünen verkochten Blättern entgegen. „Mein Stolz!“ Oh
    ja, das wusste er. Eleanor Rubys Kohlköpfe waren die größten in ganz Tanunda.
    Wie macht sie das bloß?, fragten die anderen Frauen, die auch Gemüsegärten
    angelegt hatten. Sie muss irgendeine geheime Düngemischung haben!, sagten die
    einen, während die anderen an eine verborgene Wasserader oder ein besonderes
    Gestein glaubten ... Er schüttelte den Kopf, „nein, danke“, und hob abwehrend
    die Hand. Abgesehen davon, dass er Kohl nicht mochte, wenn er ihn auch nicht
    ganz so verabscheute wie Schweinefleisch, so wollte er sich auch nicht
    vorstellen müssen, was Eleanor Ruby zum Düngen ihres Kohls benutzte. Er hielt
    sich lieber an den Kartoffelbrei, der, soweit er wusste, nicht aus Eleanor
    Rubys Kartoffeln hergestellt worden war.
    Sein Blick wanderte
    immer wieder zum rechten Tischende. Dort saßen sie: Pastor Emig mit Pastor
    Schott auf der einen und seine Frau Emma auf der anderen Seite. Paul Schott war
    größer als er – und ... er suchte nach dem richtigen Wort ... kräftig, ja
    massig. Nicht nur seine Statur, sondern auch sein Aussehen ließen ihn sofort
    auffallen. Auch jetzt, am Tisch, neben Pastor Emigs weißem Haupt nahm sich Paul
    Schott mit dem kupferfarbenen Haar und dem breiten, Tatkraft ausstrahlenden
    Kinn mit dem Grübchen eindrucksvoll aus. Ein Mann, dem man vertrauen konnte,
    ein Mann, dem man die Leitung einer Missionsstation weit draußen in
    Zentralaustralien

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