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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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zutraute! Auch als er Paul Schotts Hand geschüttelt hatte und
    der ihn dabei so freundschaftlich ansah, da hatte er sich nicht unwohl gefühlt,
    das musste er zugeben. John sah hinüber zu seiner Frau Emma. Sie hatte ein
    gefälliges Gesicht, glatte, helle Haut - nur der Mund war vielleicht ein wenig
    zu groß, und die Nase, die war nicht so fein wie die von Isabel ... Wusste sie,
    dass ihr Mann unbedingt die Mission übernehmen wollte? War es überhaupt ein
    Geheimnis? Vielleicht übertrieb Pastor Emig ja auch nur. Er benahm sich manchmal
    merkwürdig. Von einer Minute auf die andere konnte seine Stimmung umschlagen.
    Das musste am Alter liegen. John nahm eine weitere Gabel Kaninchenragout und
    sah wieder zu Emma Schott hinüber. Eine naive junge Frau, die wahrscheinlich
    voller Idealismus war, der nur enttäuscht werden konnte – und die alles
    tat, was ihr Mann von ihr verlangte ... kein eigenständiges Wesen! Nicht so wie
    Isabel ... Isabel war eigenständig! Sie war nicht naiv! Ganz und gar
    nicht!
    Aus den Augenwinkeln
    riskierte er einen weiteren Blick. Wie sie an den Lippen ihres Mannes hängt!
    Sie hat keine eigene Meinung. Sie bewundert ihn – und wagt keinen
    Widerspruch! John Wittling konnte sich ausmalen, wie sich diese Verhältnis auf
    der Missionsstation noch verstärken würde. John griff zu seinem Glas Wasser.
    Paul Schott würde keine andere Meinung neben sich dulden. „Schmeckt es Ihnen?“
    Seine Nachbarin zur Linken, Gerda Kunze aus Hahndorf – Lehrerin an der
    dortigen Schule -, lächelte ihn an und entblößte zwei große Schneidezähne. „Ausgezeichnet!“,
    versicherte er unter heftigem Nicken und hoffte, sie würde aufhören zu lächeln
    – und zu sprechen, „ganz vorzüglich!“ „Probieren Sie die Karotten. Sie
    sind aus unserem Garten!“, erwiderte sie jedoch und strahlte ihn an. Ihm blieb
    nichts anderes übrig, als die Schüssel zu nehmen, die sie ihm bereits unter die
    Nase hielt. Während er sich zwischen Kartoffelbrei und Kaninchenragout zwei
    Löffel Karottengemüse auf den Teller lud, sah er noch einmal zu Emma hinüber.
    Wie dünn sie war – fast knochig wirkte sie, ganz besonders neben ihrem
    Mann. Würde sie überhaupt die Reise zur Missionsstation überstehen? Sie hatte
    ja gar keine Ahnung, was sie erwartete! Er war sicher: Falls sie überhaupt die
    Reise nach Neumünster überstehen würde – und daran zweifelte er doch sehr
    –, würde sie spätestens nach den ersten vier Wochen auf der
    Missionsstation zusammenbrechen. Wie viele Frauen wurden einfach krank und
    schwach - bis sie schließlich jämmerlich starben? Fast hätte er geseufzt,
    erinnerte sich dann aber daran, dass er mitten unter Menschen saß, die ihn
    sofort fragen würden, ob ihn etwas bekümmerte. Wie sie lacht! Er fing ihren
    Blick auf, sie lächelte ihn an. Er nickte kurz und rang sich ein schnelles
    Lächeln ab, widmete sich dann sofort wieder seinem Teller. Sie wird sich dieses
    Lächeln abgewöhnen müssen, dachte er, wie soll sie damit den Eingeborenen und
    den Viehtreibern begegnen, diesen rohen Menschen, die das Lächeln einer Frau
    als Aufforderung auffassen ... Isabel lächelte niemals so – nein, niemals
    ...

    Emma, die
    sich schon ganz schwach vor Hunger fühlte, hatte dankbar jede Schüssel und jede
    Platte angenommen, die man ihr gereicht hatte: Laibe von knusprigem Brot,
    würzige Würste, duftende Karotten, grüne Bohnen mit Speck, Kaninchenragout mit
    Lorbeer, Berge von Kartoffelbrei mit gebratenen Zwiebeln, gekochter Kohl,
    saftige Aprikosen und blaue Pflaumen. „Jetzt essen Sie erst mal!“ hatte Pastor
    Emigs Frau, die neben Emma Platz genommen hatte, gesagt. Jetzt, nachdem Emma
    die ersten Bissen gegessen hatte, fühlte sie, wie ihre Kräfte zurückkehrten und
    sie wahrnehmen konnte, was um sie herum geschah. Ihr Blick fiel auf John
    Wittling, der gerade mit der ungeheuer dicken, aber dauernd herzlich lachenden
    Frau sprach, sich aber nicht wohl dabei zu fühlen schien. Alles an ihm wirkte
    steif. Sein Haar, das akkurat gescheitelt war und wie an den Kopf geklebt
    wirkte, sein gestärkter, blütenweißer Hemdkragen, der faltenlose schwarze
    Anzug. Und seine gepflegten Hände ... Sie hielten sich immer an irgendetwas
    fest, am Besteck oder an sich selbst. Er hatte ihr nicht die Hand geschüttelt,
    erinnerte sich Emma. Wahrscheinlich, dachte sie, ist er wegen seiner Frau
    angespannt? Bestimmt macht er sich Sorgen um sie. Da, er sah zu ihr herüber
    – sie fing seinen Blick

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