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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Hals. Paul ließ Emma los. „Ich sehe nach,
    was draußen los ist!“ Schon hatte er sich umgedreht und war aus dem Abteil gestürzt.
    „Paul, sei vorsichtig!“, rief sie ihm noch hinterher, doch er hörte sie nicht
    mehr. Ihr Blick blieb an John hängen. Er sah sie an, doch diesmal lächelte er
    weder amüsiert noch triumphierend. In seinen Augen glaubte sie eher etwas wie
    eine Frage zu lesen. Aber sie konnte die Frage nicht verstehen. Das Kind
    brüllte, die Stimme der Mutter war ins Hysterische umgeschlagen, und von
    überallher drangen Rufe und Flüche. Emma und John Wittling schienen die
    einzigen Menschen im Zug zu sein, die schwiegen. Warum rannte sie nicht auf die
    Plattform hinaus wie Paul ...? Sie war doch Krankenschwester. Vielleicht war
    jemand verletzt. Warum blieb sie einfach auf dieser Bank in diesem Abteil
    sitzen, gegenüber von John Wittling? „Das kommt hier öfter vor“, bemerkte er,
    „es ist der Zusammenprall von Luftmassen aus der Wüste und vom Ozean. Dort sind
    die Temperaturen extrem unterschiedlich.“ Sie nickte abwesend.

    Versunken starrte er zum
    Fenster, die Hände im Schoß gefaltet. Warum nur beschäftigte ihn ihre
    Anwesenheit so sehr? Er hatte sich nur mit Mühe seiner Lektüre widmen können.
    Immer hatte er aufsehen, sie mit einem verstohlenen Blick betrachten müssen.
    Die Geste, mit der sie sich das weizenblonde, leicht gelockte Haar aus der
    Stirn strich, irritierte ihn jedes Mal, genauso wie das leichte Zucken ihres
    Mundes, als fürchte sie sich vor einem Lächeln ... Und ihre aufrechte Haltung
    ... War sie ihrem Mann gegenüber tatsächlich so unterwürfig? Er nahm eine
    Störung zwischen den beiden wahr, ja, schon in Tanunda hatte er es bemerkt,
    doch jetzt war es stärker geworden, und das beunruhigte ihn mehr, als ihm lieb
    war.

    Was dachte dieser John
    Wittling? Wie er sie mit seinen dunklen Augen immer wieder ansah ... und gleich
    wieder wegsah, wenn sie aufblickte. Vielleicht mochte er sie ja auch nicht.
    Emma wandte ihren Blick ab. Der Himmel war wieder heller geworden. Und genauso
    plötzlich, wie der Hagelsturm begonnen hatte, hörte er wieder auf. Emma
    beobachtete den Heizer, einen langen, dürren Kerl mit einem verschmierten
    Overall auf der nackten Haut, wie er sich mit dem Handrücken über sein
    rußgeschwärztes Gesicht wischte. Emma stand auf und schob das Fenster auf.
    „Sehen Sie sich das an!“ Der Heizer hatte sich gebückt und ein Hagelkorn
    aufgehoben. Es war größer als ein Hühnerei. „Können
    wir weiterfahren?“, rief Emma hinaus. Breitbeinig stand der Heizer da und
    grinste sie an. „Klar, Mam, geht gleich weiter.“ Er kratzte sich unter seiner
    Mütze, „wir haben nur da vorn noch ein kleines Problem.“ „Was für ein Problem?“
    Er verzog das Gesicht und kratzte sich wieder. „Sehen Sie es sich an.“ Dann
    tippte er sich kurz an die Mütze und ging in Richtung Lok davon. Emma drehte
    sich zu John um. Der stand auf und sagte: „Sehen wir am besten nach.“
    In der schroffen
    Berglandschaft wuchsen spärlich silbrig glänzende Bäume auf gelber Erde. Es
    nieselte jetzt nur noch leicht. Hinter Emma, die gerade Johns Hand nahm, um von
    der Waggon-Plattform hinunterzusteigen, folgte die Mutter mit dem schreienden
    Baby im Arm. Beide waren ganz in Weiß gekleidet. Sie muss die Sachen jeden Tag
    waschen, dachte Emma flüchtig. Der feine Regen hörte auf. Über ihr flogen die
    dunklen Wolken hinweg, als würden sie schon woanders erwartet, und dahinter kam
    der klare blaue Himmel zum Vorschein.
    Bei der Lokomotive fand sie
    Paul. Neben ihm standen ein junger Mann, dessen Frau im Abteil der weiß
    gekleideten Mutter saß, der Heizer und der Lokführer, ein schwerer Mann mit
    pechschwarzem, aber nur noch spärlichem Haar und im Trägerhemd. Sie alle
    starrten auf die Erde. Emma drängte sich zu Paul, und dann sah sie es auch: Ein
    braunes Pferd lag mit dem Kopf auf den Schienen. Bewegungslos, die braunen
    Augen aufgerissen, in den grauen Nüstern klebte ein Faden geronnenes Blut. Das
    braune Fell war unter dem Zaumzeug aufgescheuert, sodass die graue Haut
    darunter zum Vorschein kam. Ein Mann mit löchrigem Hut und staubiger dunkler
    Jacke kniete daneben. Er schluchzte. Hinter ihnen dampfte und stampfte die
    Lokomotive und stieß graue Rußwolken in den sich aufklarenden Himmel. „Warum
    ausgerechnet mein Pferd?“, flüsterte der Mann, als er sich zu den Umstehenden
    drehte. Sein ausgemergeltes Gesicht war fleckig von

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