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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Erklärung, doch dann
    merkte sie, dass er sich wegdrehte. „Wir müssen schlafen“, sagte er, „du musst
    dich ausruhen. Vor uns liegt eine lange, beschwerliche Reise.“ Bald darauf
    hörte sie sein leises Schnarchen. Sie hingegen lag wach da, starrte in die
    undurchdringliche Dunkelheit des Zimmers und fror. Es war ihr unheimlich, dass
    Paul so redete. Als wäre er überzeugt, dass ihnen ein Unheil drohte.

4
    „Wir behalten sie im
    Auge“, sagte der Älteste, während er ins Feuer starrte. „Es ist schon zu viel
    geschehen.“ Jalyuri nickte und sah zu One Leg hinüber, der seinen Stumpf
    massierte. Vor Jahren hatte ihn eine Schlange in sein rechtes Bein gebissen.
    Nach Tagen im Todeskampf war das Bein immer dünner geworden und schließlich,
    zur Überraschung aller, abgefallen -, und One Leg, der vorher Wundurra, der
    Krieger, geheißen hatte, wurde wieder gesund. Von diesem Tag an wurde er nur
    noch One Leg genannt, nach einem Wort aus der Sprache der Weißen. Auf zwei
    Stöcke gestützt, humpelte er auf den langen Wanderungen des Stammes mit, und
    wenn er auch nicht mehr so jagen konnte wie früher, war er doch ein exzellenter
    Fährtenleser.
    Das Feuer knisterte,
    aber Fleisch hatten sie keines, um es darin zu braten. Die Frauen hatten Bush
    Tucker gefunden, doch die Wurzeln und Beeren waren schon längst aufgegessen,
    und noch immer knurrten die Mägen. Jalyuri sah zu Isi, seiner ersten Frau, die
    trotz der kärglichen Nahrung Stärke ausstrahlte. Neben ihr lag Jungala und
    schlief. Isis Brüste waren klein und fest, und auf ihrem Gesicht stand oft ein
    Lächeln. Mani, seine zweite, jüngere Frau, hockte Isi gegenüber. Sie war
    kleiner und schmächtiger, und manchmal dachte Jalyuri, sie ist noch ein Kind.
    Ihr ging es nicht gut. Ihre Wangen waren eingefallen, ihre großen Augen blicken
    sorgenvoll und ängstlich, aber ihr Bauch wuchs, und manchmal fürchtete er, dass
    sie zu schwach sei für das Kind. Jalyuri warf einen Blick auf Nooma-Nooma, der
    sich unablässig den schwarzen Bart kraulte. Wenn er nichts zu essen hatte, war
    er schweigsam, und auch Wirinun, der Medizinmann, hatte den ganzen Abend nichts
    gesagt. Seine sonst so eisigen Augen waren seit zwei Tagen seltsam glasig.
    Auf einmal hob Wirinun
    zur Überraschung aller den Kopf und sagte mit seiner krächzenden Stimme: „Sie
    werden die Ruhe der Regenbogenschlange stören.“ Dann stand er auf und
    verschwand in der hereinbrechenden Dämmerung. Niemand wagte zu sprechen. Aber
    alle wussten, was das bedeutete: Wenn die Regenbogenschlange gestört würde,
    würde Unheil geschehen. Und alle wussten, dass sie das nicht zulassen durften.
    „Wir werden sie im Auge behalten“, sagte der Älteste in die Stille hinein und
    sah Jalyuri an. Ja, morgen würde er wieder losziehen, zu den Goldgräbern.

5
    Die ganze Nacht über war
    es Emma nicht richtig warm geworden, und als sie am Morgen aufstand, hatte sie
    das Gefühl, überhaupt nicht geschlafen zu haben. Sie nahmen das Frühstück
    draußen ein, um dem Gestank des Hauses zu entkommen. Die Luft war kalt und
    feucht, und der Himmel über ihnen zeigte ein tiefes Königsblau, vor dem sich
    die Flinders-Bergkette scharf abhob. Paul hatte fest und tief geschlafen,
    verspeiste ein reichhaltiges Frühstück aus Eiern und Speck und betrachtete in
    stiller Bewunderung die Landschaft. Emma beobachtete, wie ein gertenschlanker,
    hoch aufgeschossener und etwas seitwärts geneigter Herr im hellbraunen
    Tropenanzug auf sie zukam. Bei jedem Schritt knickte er seitlich ein, als habe
    er ein zu kurzes Bein oder als sei er an der Wirbelsäule verletzt. Er nahm
    seinen Hut ab und verbeugte sich. „Gestatten: Carl Gustavsson“, sagte er in
    einem sperrig klingenden Deutsch. Er mochte so alt sein wie Paul. „Ich bin im
    Auftrag der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften unterwegs und
    werde in Marree auf eine Expedition zur Erforschung von Bodenschätzen treffen“,
    erklärte er und rieb sich in der morgendlichen Kälte die Hände. Paul bot ihm
    an, bei ihnen am Tisch Platz zu nehmen. Sehr erfreut und ohne Zögern schob der
    Wissenschaftler einen Holzstuhl zu ihnen und setzte sich. Auch im Sitzen
    behielt er seine schiefe Haltung bei. Vielleicht hatte er etwas mit der
    Wirbelsäule, dachte Emma und nahm einen Schluck Tee. „Ich untersuche die
    Lebensgewohnheiten primitiver Völker“, erläuterte Gustavsson, hob eine Tasse
    aus dünnem Porzellan, an der der Henkel abgebrochen war, unter

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