Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
ohne
    Anstrengung. Der obere Wirbel ihres Nackens bildete eine kleine Verdickung,
    einen runden Knopf, über den man gern streicheln ... Schluss damit!, befahl er
    sich. Wie konnte er nur!
    Er beugte sich über
    seinen Teller und aß, und er blickte erst wieder auf, als er fertig war, die
    Serviette vom Hals band und den Teller von sich schob.
    Der Wirt, ein massiger
    Mann mit aufgedunsenem Gesicht und einem Hemd, von dem man sich nicht
    vorstellen konnte, dass es einmal sauber gewesen war, stand direkt vor ihrem
    Tisch und sah Emma mit vom Rauch geröteten Augen an. „Und, war´s recht?“
    „Danke, ja.“ Emma
    lächelte ihn an. Sie war dankbar, ein Wort mit einem anderen Menschen zu
    wechseln. Er grinste breit und starrte sie an. „Es kommen nicht oft weiße
    Frauen hierher.“ Es klang entschuldigend. „Kann ich Ihnen ...“, jetzt sah er
    zum ersten Mal John Wittling an, „... Ihnen noch was bringen?“ Bevor Emma oder
    John antworten konnten, stellte er beide Teller, die er schon in der Hand
    gehabt hatte, zurück auf den Tisch und schlug sich mit der Hand gegen die
    Stirn. „Aber natürlich! Sie sind der neue Missionar! Wieso hab’ ich nicht
    gleich dran gedacht! Na, hier ist manchmal so viel los!“ Da wischte er auch
    schon seine Hand an seiner Hose ab und streckte sie John entgegen. „Ben Warton,
    herzlich willkommen in Marree!“ „John Wittling, aber Pastor Schott ist noch bei
    Dr. Brown.“ „Was? Ist er krank?“ Bestürzt zog er die Augenbrauen zusammen, was
    ihm einen Ausdruck von Wut verlieh. „Nein, er steht einem Kranken bei“,
    beruhigte ihn John Wittling. „Ach so. Wäre kein guter Anfang, wenn der
    Missionar gleich krank wird.“ Obwohl er mit John sprach, sah er Emma an. „Tja,
    ich hoffe, Sie haben mehr Glück als Ihre Vorgänger.“ Seine Miene verdüsterte
    sich. „Ich meine, die Sache ist doch ziemlich seltsam. Verschwinden einfach
    spurlos.“ „Aber wurden sie nicht von Eingeborenen verschleppt?“, fragte Emma.
    „Ich glaub’ nicht, dass die ihre Hände im Spiel haben.“ Er beugte sich zu ihnen
    und schlug einen geheimnisvollen Ton an. „Die sind doch froh, wenn jemand da
    ist, von dem sie ihr Essen kriegen. Nein, ich glaube, da steckt was anderes
    dahinter. Was, weiß ich nicht, aber irgendwann wird es schon rauskommen.“ „Aber,
    was ist denn dann mit ihm passiert?“, fragte Emma weiter. Der Wirt hob die
    schweren Schultern und ließ sie wieder fallen. „Hier verschwinden öfter
    Menschen. Manche freiwillig, manche weniger freiwillig.“ Er nahm die Teller wieder auf und wollte
    sich schon umdrehen, als ihm noch etwas einfiel. „Seine Frau ...“, er senkte
    seine Stimme, sah sich rasch um, um sich zu vergewissern, dass keiner mithörte,
    was wegen des Lärms sowieso
    unmöglich war, „... also ...“, er beugte sich vor zu Emma, „... seine
    Frau soll mit dem Leben auf der Missionsstation nicht zurechtgekommen sein. Ist
    ja auch kein Wunder: so abgelegen, und dann nur Blackfellows. Sie soll verrückt
    geworden sein.“ Er richtete sich wieder auf. „Ich hoffe, dass Sie sich besser
    zurechtfinden.“ Er nahm die Teller
    und ging zur Küche.
    Emma dachte über die
    Worte des Wirts nach und merkte erst als John seufzte, dass sie ihm dabei in
    die Augen gestarrt hatte. „Ich finde diese ganze Geschichte merkwürdig“, sagte
    sie kopfschüttelnd. „Warum hat mir Paul nicht gleich davon erzählt?“ John
    zuckte die Schultern. „Nun, er konnte Ihnen ja auch nicht viel mehr sagen. Es
    weiß ja niemand etwas, und dann ...“ Er brach ab. Sie wartete darauf, dass er
    weitersprechen würde, doch er schwieg. „Was wollten Sie sagen?“ „Nichts.“
    „Doch. Sie wollten etwas sagen. Sagen Sie es.“ Er zögerte wieder. „Vielleicht
    ...“ „Ja?“ „Vielleicht hatte er Bedenken, dass Sie nicht mitkommen würden.“ Das
    hatte sie auch schon befürchtet. „Ja.“ Sie nickte niedergedrückt. Plötzlich
    schien alles um sie herum wie ein böser Traum zu sein, aus dem sie gleich
    aufwachen würde. Dann wäre sie wieder zu Hause ... „Möchten Sie auf Ihr
    Zimmer?“ Die Frage drang an ihr Ohr, holte sie zurück ... und bewies ihr, dass
    sie nicht träumte. Auf einmal fühlte sie sich sehr erschöpft. Sie konnte den
    Lärm und die schlechte Luft nicht mehr ertragen. Sie standen auf, und John ging
    voraus zur Rezeption.

    Die Männer von der
    Expedition hatten ihre Zimmer bezogen oder waren zum Essen gegangen; auch ihr
    Gepäck, das vorhin noch den halben Raum

Weitere Kostenlose Bücher