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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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an die Missionarin mit dem weizenblonden Haar. Wie der Wind
    es um ihr Gesicht geweht hatte – Ihr Anblick hatte etwas in ihm berührt.
    Er konnte es nicht benennen. Aber es war etwas, was er schon sehr, sehr lange
    nicht mehr empfunden hatte. Vielleicht hatte er es noch nie empfunden ... Er
    trocknete sein Gesicht ab und sah sich im Spiegel in die braungrünen Augen. Auf
    einmal war er unruhig. Dabei hatte er geglaubt, es gäbe nichts Schöneres, als
    sich hier im Hotel auf dem weichen Bett auszustrecken ...
     

15
    Endstation. Nach Orten,
    die so fremdartig klingende Namen trugen wie Callanna, Alberrie Creek,
    Curdimurka, Coward Springs, Strangways Springs, William Creek, Anna Creek, Box
    Breek, Edwards Creek und Warrina, und nach der langen Brücke von Algebuckina waren sie schließlich am Endpunkt der
    Bahnlinie, in Oodnadatta, angekommen. Emma wusste nicht, ob sie aufatmen oder
    sich vor dem, was nun vor ihnen lag, fürchten sollte.
    Welch ein Geruch empfing
    sie, als sie auf die Waggon-Plattform hinaustrat und sich kurz umblickte.
    Kamele, wohin man sah! Und Kameltreiber! Und Eingeborene in zerrissenen
    Kleidern starrten aus leeren Augen dem Zug entgegen. Hinter dem flachen
    Bahnhofsbau entdeckte sie Schuppen und einige Steinhäuser. Hier musste irgendwo
    das Krankenhaus sein, in dem Dr. Brown üblicherweise arbeitete. Männer mit
    löchrigen Schlapphüten und breitbeinigem Gang führten ihre Pferde am Zügel. Die
    Pferde – mein Gott, dachte sie, wie sehen sie nur aus? Man kann ihre
    Rippen zählen, und die Beckenknochen ragen aus dem Rücken wie spitze Berge!
    Kaum vorstellbar, dass sie noch das Gewicht ihres Reiters tragen können! Die
    Kamele machten einen weitaus robusteren Eindruck. Sie kauten gelangweilt und
    ließen sich weder durch die hektischen und rauen Rufe ihrer Treiber noch durch
    das schrille Pfeifen und Quietschen des ankommenden Zuges aus der Ruhe bringen.

    „Wir haben einen
    Afghanen, der sich bestens mit Kamelen auskennt“, sagte John, der mit dem
    Koffer in der Hand auf die Plattform gekommen war. „Machen Sie sich also keine
    Sorgen!“ Auf seinem olivfarbenen Gesicht zeigte sich für einen Moment ein
    kurzes, aufmunterndes Lächeln, für das sie ihm dankbar war. Er nahm ihren
    Koffer und half ihr beim Hinuntersteigen. „Danke!“, sagte sie und bemerkte
    Paul, der bereits am Bahnhof stand und sich suchend umsah. „John“, rief er auch
    schon herüber, „kommen Sie, wir müssen das Abladen der Fracht überwachen!“ John
    sah zu Emma, wollte wohl etwas erwidern, doch Emma winkte ab. „Lassen Sie,
    John, ich komme schon zurecht.“ Hinter ihr standen Alma mit dem Baby und die
    Bartletts. Sie alle würden im selben Hotel übernachten. Sie stieg die Treppe
    hinunter und machte sich mit der Reisegruppe auf den Weg zum Hotel, dessen Dach
    sie schon von weitem sah, weil es die anderen überragte. Paul war währenddessen
    mit ausgreifenden Schritten zum hinteren Teil des Zuges geeilt, ohne sich noch
    einmal nach Emma umzudrehen. Nur John hatte ihr noch einen Blick zugeworfen.
    „Was für ein Ort, nicht wahr! Ich bin es nicht mehr gewöhnt, so viele Menschen
    auf einem Fleck zu ertragen“, stöhnte Alma neben ihr. „Ich hoffe, mein Mann ist
    schon da, sonst muss ich womöglich noch einen Tag hier auf ihn warten.
    Eigentlich habe ich ihn am Bahnhof erwartet. Aber vielleicht ist er aufgehalten
    worden.“ „Er kommt bestimmt“, versicherte Emma. Geschäftiges Treiben herrschte
    um sie herum. Nie hätte sie geglaubt, dass so weit von der Küste entfernt, an
    einem solch abgelegenen Ort, so viele Menschen und Tiere leben würden.
    Viehtreiber kamen ihnen entgegen, starrten sie an, offen feindselig oder neugierig.
    Die Afghanen machten es ihnen nach; auch die Kinder, wie in Marree in
    Pluderhosen, betrachteten sie neugierig, zeigen auf sie und lachten. Einige der
    Afghanen trugen um ihre Hüfte ein silbernes Band. „Das sind Sikhs“, erklärte
    Alma, als sie Emmas Blick bemerkte. „Besonders stolz ... und auch sehr
    erfolgreich. Sie gehörten bei den Briten in Indien zur militärischen Elite.“
    „Aha.“ Emma warf noch einen verstohlenen Blick auf einen der schlanken, hoch
    gewachsenen Männer, der tatsächlich eine besondere Würde ausstrahlte.
    Nirgendwo konnte sie
    weiße Frauen sehen. Da hinten, am Zaun, lehnten ein paar schwarze Frauen mit
    Kindern an der Hand. Sie trugen alte, zerschlissene Kleider, und ihr Blick war
    ernst und verloren. Emma fielen die Gefangenen ein. Sie

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