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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Antwort darauf weiß.“ Er
    lächelte und richtete sich auf, ohne den Koffer hochzunehmen. „Die Eingeborenen
    im Zug, was haben sie verbrochen, und was geschieht mit ihnen?“ Die Frage ließ
    sie nicht los. „Oh, die Kerle sind Viehdiebe. Sie haben Rinder gestohlen und
    geschlachtet. Ist ein ziemlicher Verlust für die Viehzüchter. Sie haben ja
    gesehen, wie die Landschaft aussieht. Zu wenig Regen. Wovon sollen sie denn
    leben?“ Das hatte sie sich auch schon gefragt. Es erschien ihr sowieso
    unvorstellbar, dass man überhaupt auf die Idee kam, Tiere in einer solch kargen
    Umgebung zu halten. „Aber die Eingeborenen haben die Rinder doch sicher nur
    gegessen“, wandte sie ein. „He, was sollten sie denn sonst mit ihnen machen?“
    Er grinste. „Na, verkaufen, Geld daraus machen, das, was Diebe eben so machen.“
    Er schüttelte den Kopf und nahm ihren Koffer. „Es ist doch völlig gleich, was
    sie mit ihnen machen, sie haben die Tiere gestohlen. Das allein zählt.“ Damit
    war für ihn das Thema beendet. Er stieg die wenigen Stufen zum Eingang hoch,
    und Emma folgte ihm nachdenklich. „Sie haben sie gestohlen, weil auch sie
    nichts mehr zu essen hatten, oder?“ Er war schon an der Tür, stieß sie auf und
    hielt sie dann mit seinem Körper auf. „Oh, Mrs. Schott, Sie nehmen Partei für
    die Eingeborenen. Nun, das kann ich verstehen, Sie sind Missionarin, aber bei
    allem, was recht ist, ich bin Polizist und bin für die Einhaltung der Gesetze
    zuständig. Und Diebstahl ist nun mal Diebstahl.“ Ja, dachte sie, so einfach ist
    das für ihn. Sie folgte ihm in den Eingangsraum.
    James Guttrop stellte
    den Koffer neben der Theke ab und sah sie dann an. Er zögerte. „Nun, ich will
    Ihnen nicht ihren Idealismus nehmen, aber die Eingeborenen sind auch keine
    Lämmer. Ich habe schon ein paar Mörder festnehmen müssen. Auch wenn man es
    ihnen vielleicht nicht zutraut, aber sie wissen, wie man tötet, und sie tun es
    auch.“ Sein Blick ruhte eine Weile auf ihr, suchte etwas, Zustimmung vielleicht
    oder Erschrecken? Emma bemühte sich, ihre Skepsis nicht zu deutlich zu zeigen.
    Schließlich tippte er an seinen Hut. „Ich habe mich gefreut, Sie kennen zu
    lernen, und wünsche Ihnen alles Gute. Haben Sie eine gute Reise, und grüßen Sie
    Ihren Herrn Gemahl.“ Emma sah ihm nach, bis die Tür hinter ihm zufiel. Erst
    jetzt bemerkte sie, dass Alma noch immer an der Theke stand, sie ansah und Zeugin
    ihrer Unterhaltung gewesen war. „Ach, Emma“, sagte Alma dann auch sofort, „ich
    hoffe nur, dass Sie nicht zu sehr von ihnen enttäuscht werden.“ „Von wem?“ Emma
    sah Unverständnis oder sogar eine leichte Belustigung in Almas Blick. „Von den
    Eingeborenen“, antwortete sie. Und in ihrem Ton schwang etwas Herablassendes
    mit, das Emma unangenehm berührte.
    „Mrs. Schott ...“ Das
    war der Mann hinter der Theke. Emma war sich nicht sicher, ob die Röte seines
    narbigen Gesichts von der starken Sonne oder vom Alkohol herrührte. Er schob
    ihr den Zimmerschlüssel hin und sah sie dabei nur flüchtig an. Natürlich hatte
    auch er die Unterhaltung mit angehört. Und sicher hielt er sie für genauso naiv
    und unwissend, wie es Alma und der Polizist taten. „Sie sind listig und lügen“,
    sagte Alma, als wäre ihr Gespräch nicht unterbrochen worden, und zuckte in
    einer schnellen Bewegung die Schultern, als verscheuche sie ein lästiges
    Insekt. „Ich kann Sie nur warnen. Seien Sie nicht so leichtgläubig. Ich war es
    am Anfang auch und habe meine Lektion gelernt.“ Die Leere auf ihrem Gesicht war
    wieder da. „Danke“, sagte Emma. Sie wollte dieses Gespräch endlich beenden.
    „Wir werden uns ja noch sehen.“ Damit nahm sie den Schlüssel und ihren Koffer
    und fragte: „Mister, wo ist das Zimmer?“ Der rote Kopf tauchte aus dem Dunkel
    der hinteren Ecke wieder auf. „Die Tür links“, sagte er in einem gereizten Ton,
    als habe er ihr den Weg schon mindestens fünf Mal erklärt.
    Das Zimmer ähnelte dem
    in Marree, nur war es viel düsterer. Kraftlos ließ sich Emma aufs Bett sinken
    und schlief sofort ein. Erst Pauls Stimme weckte sie. Er hatte kein Licht
    angemacht. Doch sie erkannte im Dunkeln seine große Statur und erschrak.
    „Schlaf weiter“, sagte er nur und legte sich neben sie ins Bett. Bewegungslos
    lag sie da, doch seine Hand kam nicht. Da erst merkte sie, dass sie sich gar
    nicht ausgezogen hatte. Widerwillig stand sie auf, zog sich bis auf die
    Unterwäsche aus und schlüpfte

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