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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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und betastete das Bein. Selbst durch das dichte Fell fühlte sie
    die Hitze der Entzündung, und Esmeraldas Fußballen war tiefrot. „Ich helfe
    Ihnen“, sagte sie. „Haben wir genug Lumpen?“ Hassan nickte und deutete auf
    einen Sack neben sich. Gemeinsam bestrichen sie das Bein mit der schwarzen
    Paste und verbanden es. Emma mochte sich nicht vorstellen, wie groß die
    Schmerzen des Tiers beim Laufen waren. Als sie fertig waren, glaubte sie in
    Hassans Blick Dankbarkeit erkannt zu haben, und sie schämte sich für ihre
    Empfindlichkeit und ihre Vorurteile. Esmeralda, die sich weder Schmerz noch
    Dankbarkeit anmerken ließ, drehte ihren Hals majestätisch zum Horizont, wo sich
    der rot leuchtende Feuerball gerade von der Erde löste und in den Himmel emporstieg.
    Nach dem dürftigen
    Frühstück gingen alle bis auf Hassan, der die Kamele und Rinder einfangen
    wollte, zu der verwitterten Wurzel, um für die Toten eine Andacht zu halten.
    Paul hatte es tatsächlich geschafft, ein metertiefes Grab auszuheben. Er hatte
    noch in der Nacht die menschlichen Überreste hineingelegt und mit Erde und
    Steinen bedeckt. Aus Stöcken hatte er ein Kreuz zusammengenagelt und in die
    Erde gerammt. Er sah erschöpft aus, er hatte kaum geschlafen haben. Sie
    sprachen nur wenig miteinander, und
    Emma fiel auf, dass Paul und John sich aus dem Weg gingen. Als schließlich die
    Kamele und Rinder eingefangen, beladen oder vor die Wagen gespannt und alle
    Kisten aufgeladen waren, stand die Sonne hoch am Horizont. Ein leichter Wind
    blies und brachte etwas Kühlung - und die Bergkette stand als Ziel und Drohung
    zugleich vor ihren Augen.
    Sie kamen sehr langsam
    voran. Eine Stunde nach der anderen verging, während sich die Wagenräder über
    den steinigen Boden mühten, Gewinde quietschten, Rinder und Pferde schnaubten,
    Peitschen knallten. Irgendwann hatte Emma den Widerstand gegen Schmerzen und
    Übelkeit aufgeben müssen und war in einen Halbschlaf gefallen. Der Hut mit der
    breiten Krempe war ihr tief ins Gesicht gerutscht, er schützte sie zwar vor der
    direkten Sonne, doch staute sich zugleich die Hitze ihres Fiebers darunter. Am
    späteren Nachmittag legten sie eine Rast ein. Emma trank eine Tasse Tee und
    knabberte an einem Stück Zwieback, doch beim Geruch des Fleisches wurde ihr so
    übel, dass sie hastig aufstand und sich hinter einem Busch übergeben musste.
    John sah sie besorgt an, und auch Paul musterte sie mit ernstem Blick. Beide
    sagten nichts, und sie war froh darüber. Sie wollte kein Aufheben um ihren
    Zustand machen.
    Hassan hatte nur eine Tasse
    Tee getrunken und sich dann gleich wieder dem Bein von Esmeralda gewidmet.
    Obwohl Emma sich elend und kraftlos fühlte, bot sie ihm ihre Hilfe an. „Wie
    geht es ihr?“, fragte sie und tauchte den Spatel in die schwarze Masse. Ihr war
    nicht entgangen, dass Esmeralda humpelnd hinter Kurt hergeschlichen war.
    Hassan legte die Hand
    auf die linke Brust des Kamels. „Entzündung geht schon bis hierher.“ Sein
    dunkelbraunes Gesicht mit den scharfen Falten hatte einen ernsten, traurigen
    Ausdruck angenommen. Emma brauchte nicht weiter zu fragen. Die Entzündung
    breitete sich weiter aus. Dennoch strich sie weiter die Paste auf den Lumpen,
    und Hassan legte ihn als Verband um das Bein. Esmeraldas Blick ging in die
    Ferne, zu der Hügelkette, die sie auch an diesem Abend nicht erreichen würden.
    Hassan richtete sich auf. „Du hast Fieber.“ Sein Blick hatte sie nur kurz
    gestreift. „Besser nicht weitergehen.“ Verwundert und verblüfft über seine
    Worte protestierte sie. „Aber wir müssen weiter!“ Er ließ seinen Blick zu den
    Bergen schweifen, nahm den Kanister und ging zurück zu den Wagen. Emma sah ihm
    verstört nach. Hatte sie in seinen Augen eine dunkle Vorahnung bemerkt? Die
    Stunden, bis sie die Wasserstelle
    erreichten, an der sie ihr Nachtlager aufschlagen wollten, verrannen quälend
    langsam. Die Schmerztabletten halfen nicht. Ihr Kopf war glühend heiß, ihre
    Haut trocken. Allmählich verlor Emma die Hoffnung, dass Gott ihre Gebete erhört
    hatte. Hin und wieder sah sie zu Esmeralda, der Hassan kein Gepäck mehr
    aufgeschnallt hatte. Esmeralda war nutzlos geworden. Die letzten Kilometer bis
    zum Nachtlager waren auch für die Rinder und Pferde eine Qual. Brennende Hitze
    und die endlose Ebene hatten ihre Kräfte aufgezehrt. Sie schienen nichts mehr
    zu ersehnen, als endlich von den ledernen Riemen befreit zu werden, und ihren
    Durst, den sie den

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