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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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nahmen, die der Hügelketten vorgelagert war, klammerte sich Emma an die
    Griffe auf dem Kutschbock, um nicht von der glatten Holzbank
    herunterzurutschen. Verstohlen hatte sie am Morgen die Stelle gesucht, wohin
    sie in der Nacht den Kamm geworfen haben könnte. Als sie ihn nirgendwo
    entdeckte, war sie nicht sicher, ob sie darüber erleichtert oder beunruhigt
    sein sollte.
    Beim Anstieg bewährten sich die
    Nagelräder; sie verhinderten, dass die schwer beladenen Wagen im weichen,
    sandigen Untergrund stecken blieben. Die Kamele und die Rinder mussten mit
    harter Hand angetrieben werden, immer wieder blieben sie stehen oder
    verlangsamten ihren Schritt. Peitschen knallten, und Rufe hallten in der
    stillen Weite. Mühsam kämpften sich die Rinder vorwärts. Sie hatten in den
    letzten Wochen viel Kraft verloren. Sie brauchten unbedingt Wasser und frisches
    Gras. Je näher sie den Hügeln kamen, umso heißer wurde es; die Hitze staute
    sich an den Felswänden. Emma fiel es schwer zu atmen. Schweiß klebte auf ihrer
    Haut, ihr Herz schlug unregelmäßig. Herr, lass mich das hier überstehen,
    murmelte sie leise.
    „He, he!“, schrie Paul und drosch mit der Peitsche auf die
    Rinder ein, die sich gegen den Aufstieg sträubten. „Los! He!“ Sein Gesicht war
    wutverzerrt, als seien die Rinder seine Feinde. Er hatte Johns Anschuldigung
    noch nicht verdaut und am Morgen nur mit Hassan wenige Worte gesprochen. Emma
    wollte nicht hinsehen, wollte Pauls Schreie nicht hören, auch nicht das Knallen
    der Peitschen und das Aufbrüllen der Tiere. So elend hatte sie sich in ihrem
    ganzen Leben noch nicht gefühlt. Doch ihnen stand noch ein weiter Weg bevor bis
    hinauf zu dem Pass und wieder hinunter zur Wasserstelle. Sie konzentrierte sich
    auf einen kleinen Punkt auf dem Berg, einen dürren Busch, und rang mit ihrer
    Übelkeit.
    „Halt!“ Emma schreckte
    aus ihrem tranceähnlichen Zustand auf. Sie drehte sich um. John, der diesmal
    den Wagen mit den Kamelen lenkte, hatte die Hand gehoben. „Was?“, schrie Paul
    ungehalten zurück. „Hassan!“, rief John und zeigte nach vorn. Paul zog an den
    Zügeln, stemmte sich gegen die Kraft der Rinder, die in ihrer Schwerfälligkeit
    nur langsam reagierten. Sie stiegen ab. Auch Emma ließ sich vom Kutschbock
    rutschen, dankbar für die Pause. Hassan kam von hinten heran, führte Esmeralda
    am Zügel, deren Hinken schlimmer geworden war. Wild warf sie ihren Kopf herum,
    bleckte die großen gelben Zähne und rollte mit den Augen. Sie stampfte unruhig
    mit den Hinterbeinen auf, ohne sich auch nur einen Zentimeter vorwärts zu
    bewegen. „He“, schrie Hassan und zog sie weiter, schlug ihr mit einer langen
    Gerte auf die Nase, worauf sie aufbrüllte, aber nur noch wilder den Kopf hin
    und her warf und mit den Augen rollte.
    Was tut er ihr nur an?,
    dachte Emma entsetzt. „Hoshta!“, rief er, „Hoshta!“ Esmeralda stand eine Weile
    da, als würde sie sich über den plötzlichen Befehlswechsel wundern, und knickte
    dann mit den Vorderbeinen ein. Kaum lag sie im Sand, hatte sie ihre
    unbeteiligte Miene wieder aufgesetzt und malmte mit den Kiefern. Vielleicht,
    dachte Emma, die wie die anderen aus einigen Metern Entfernung zusah,
    vielleicht täuschte Esmeralda aber auch nur Gelassenheit vor. Schließlich hatte
    sie große Schmerzen.
    Kaum hatte sie diesen
    Gedanken zu Ende gedacht, sah sie in Hassans Hand etwas aufblitzen. Und kaum
    hatte sie begriffen, was es war, explodierte auch schon ein Schuss und gleich
    darauf ein zweiter. Esmeraldas Kopf wurde herumgerissen, Blut spritze, erst
    sackten Hals und Kopf, dann der Oberkörper zur Seite. Hassan steckte die Waffe
    zurück in eine Falte seines Kaftans. Als sie in sein Gesicht sah, war es
    ausdruckslos. Wortlos ging er zu seinen anderen Tieren zurück, die verschreckt
    vor ihm zurückwichen. Er wollte auf Kurt aufsteigen, den er an den vorderen
    Wagen gebunden hatte, doch das Kamel bleckte die Zähne und schlug mit dem
    Hinterlauf aus, traf Hassan aber nicht. Dieser schlug jetzt auf Kurt ein, doch
    das Kamel wurde nur noch wilder, brüllte und riss am Seil. „Hoshta! Hoshta!“,
    schrie der Kameltreiber und hieb so heftig auf Kurts Schnauze, dass sie anfing
    zu bluten. Kurt gab aber noch nicht auf, trat gegen den Wagen, brüllte und
    bleckte die Zähne, worauf Hassan noch wütender und brutaler auf ihn eindrosch.
    „Hassan! Hör auf!“, rief
    Emma. Sie konnte das alles nicht ertragen! Auch Paul rief Hassan zur Vernunft.
    Doch Hassan

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