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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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brauche ich bald einen anderen Wagen.
    Dumpf und satt dröhnte der Motor. Daniel liebte dieses Geräusch. Es verriet viel deutlicher als das harte Kreischen überdrehter, hochfrisierter Kleinmotore die Kraft, die unter der Kühlerhaube seines Wagens steckte. Langsam setzte er das Auto in Bewegung, drehte eine kleine Runde auf dem Parkplatz und verließ das Krankenhausgelände.
    Es war früh am Samstagmorgen, und eigentlich hätte er den freien Tag gern zum Ausschlafen genutzt, aber die Fahrt nach Broadfield stand für heute auf dem Kalender, und wenn er Zeit für Lena haben wollte, musste er früh aufbrechen. Sie hatte ihn nicht eingeladen, bei ihr zu übernachten, und so blieben nicht viele Stunden für den Besuch, von dem er sich noch immer mehr erhoffte als freundschaftliches Geplänkel. Sie hätte mich ruhig für das ganze Wochenende einladen können, überlegte er und schaltete in den vierten Gang, als er die Schnellstraße erreichte. Schließlich hat sie ein Gästezimmer mit allem Drum und Dran. Und belästigt hätte ich sie ganz bestimmt nicht. Ich weiß mich schließlich zu benehmen.
    Auf der A82 gab er Vollgas. Nun zeig, was du kannst, flüsterte er seinem Motor zu und lehnte sich bequem zurück. Die Straße war in Richtung Norden fast leer, während sich auf der entgegengesetzten Fahrbahn die Autos Stoßstange an Stoßstange drängten. Klar, bei diesem Wetter wollt ihr alle ans Meer, nickte er der Wagenkarawane zu. Heute Abend läuft es dann umgekehrt, und ich bin wieder auf der freien Seite.
    Er erreichte die Kreuzung bei Crianlarich und schaltete herunter. Die Landstraße wurde jetzt von Laubbäumen flankiert. Die Vormittagssonne schien in feinen Strahlen durch die Blätter. Rechts und links weideten Schafe an den Abhängen der Hügel. Einige säugten ihre Lämmer. An einem Parkplatz hielt er an, ging um den Wagen herum und holte den Korb, der auf dem Boden vor dem Beifahrersitz stand, heraus. Behutsam stellte er ihn auf die Erde und öffnete die kleine Gittertür. „Brav bist du gewesen, mein Mädchen, eine richtig gute Begleiterin.“
    Behutsam griff er in den Korb und hob die kleine Hündin heraus.
    „Und jetzt machst du dein Geschäft. und dann geht’s weiter.“ Er griff nach dem Halsband, befestigte die Leine daran und führte den kleinen Hund auf und ab. Die zehn Wochen alte Hündin wusste nicht, was das sollte. Dieses würgende Band um ihren Hals, das sie festhielt, wenn sie losspringen wollte, diese großen Menschenschuhe neben ihr, vor denen sie gewaltige Angst hatte und die tiefe Stimme die immer dasselbe sagte. „Na los, mach dein Pfützchen …“ Als es an einem Butterblumenbüschel besonders gut nach Hund roch, verrichtete sie ihr Geschäft und wurde dafür gestreichelt. Dann musste sie wieder in den engen Korb, das Türchen wurde geschlossen, und sie kam wieder auf den Platz, an dem es nach Gummi und Leder und Benzin stank. Sie nieste und rollte sich zusammen. Dann ruckte es und brummte und knirschte, und sie schlief ein.
    Daniel Finerfield hatte lange über ein Geschenk für Lena nachgedacht. Es sollte etwas Besonderes, Einmaliges sein, etwas, das Lena ständig an ihn erinnerte, das ihr Freude machte und von dem sie lange etwas hatte. Er wusste, dass sie Hunde mochte und oft beklagt hatte, dass sie auf dem Krankenhausgelände und bei dem beruflichen Stress keinen Hund halten konnte. Aber jetzt hat sie Zeit und einen Garten und endlich jemanden, der auf sie aufpasst. Denn das einsame Haus oberhalb von Broadfield ist mir viel zu abgelegen und gefahrvoll für eine alleinstehende Frau. Mit diesen Gedanken machte er sich Mut für den Augenblick, an dem er sein Geschenk überreichen würde.
    Als er durch Broadfield fuhr, schlug die Uhr in dem Kapellentürmchen zwölf. Fein, genau Essenszeit, und für einen Augenblick hatte er die Erinnerung an den Duft frischer Brötchen in der Nase. Neben dem alten kleinen Rathaus wartete ein Kutscher mit seinen Pferden vor seinem Gefährt auf die ersten Touristen. Die Pferde hatten Futtersäcke um den Kopf und kauten behaglich ihren Hafer. Er sah zum Pub hinüber. Die Wirtin legte Tücher auf die Tische, die vor dem Haus aufgestellt waren. Ein Mann spannte Sonnenschirme auf. Neben der Toreinfahrt zu einem Bauernhaus wurden auf einem Gestell Obst, Gemüse, Marmelade in Gläsern und selbstgemachter Saft in Flaschen angeboten. Vor einem anderen Haus hingen duftig gekämmte Schaffelle auf dem Zaun, die man erwerben konnte. Sommer in den Highlands, dachte

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