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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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lieferte alles, was sie brauchte, und Fisch bekam sie jederzeit auf der Williams-Farm, dort war man froh, ein paar Kunden im eigenen Dorf zu haben. In den Fischteichen wurden Karpfen, Forellen, Zander, Hechte und Aale gezüchtet, und die konnte man dann geräuchert oder frisch kaufen. Ja, Amy kannte sich aus mit den heimischen Genüssen und ganz besonders mit Wildgerichten. Ihre Schwester Lilly, die beim Ranger den Haushalt besorgte, wusste, wann mit frischem Wildbret zu rechnen war, und Amy profitierte davon. Und dann die Pilze, die Beeren – sie musste unbedingt mit Lilly reden, da ergab sich so manche Gemeinsamkeit zwischen dem Forester’s House und dem Arzthaus, die nicht nur auf dem Esstisch an Bedeutung gewinnen konnte. Amy schmunzelte, als sie den Nachtisch servierte. Sie war aufs Beste informiert über das Interesse, das der introvertierte Ranger der Ärztin entgegenbrachte. Und wenn es nach ihr ginge, würde sie dieses beginnende Interesse mit Hasenpfeffer, Wildschweinschinken oder mit Blaubeeromelettes fördern.
    Lena aß mit großem Behagen. Sie war zum Glück ein Mensch, der abschalten konnte. Diese Patienten vom Vormittag würden ihr nicht den Tag verderben. Sie ließ ihre Gedanken wandern: ein paar Minuten für die Vergangenheit, ein paar Minuten für die Gegenwart und ein paar für die Zukunft. Dabei fiel ihr ein, dass sie sich heute noch gar nicht um die Herde gekümmert hatte. Hoffentlich hat Tom die Tiere hinausgelassen und kontrolliert den Himmel. Ich muss gleich nachsehen, ob da alles in Ordnung ist. Dann fiel ihr ein, dass sie Daniel Finerfield für das Wochenende eingeladen hatte. Sie lächelte bei dem Gedanken an den Freund, der sich so gekonnt geziert hatte, auf ihre Einladung sofort und spontan zu reagieren. Na ja, dachte sie, er hat auch seinen Stolz, und irgendwie muss er nun zeigen, dass ihm der Abschied nicht gefallen hat. Männer sind so leicht zu durchschauen, seufzte sie, wenn sie wüssten, wie gut wir Frauen sie kennen, würden sie nicht so viel Aufhebens um ein kleines Treffen machen. Er denkt, er erfüllt mir einen großen Wunsch – natürlich bin ich auch froh, mal wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen und mit einem Freund zu reden –, aber mein Leben hängt nicht davon ab und meine berufliche Existenz auch nicht. Ich beiße mich schon durch.
    Sie sah auf die Uhr. Ein halbes Stündchen Liegestuhl im Garten mit Sonnenschein und frischer Luft kann ich mir leisten, bevor um drei Uhr die Praxis wieder öffnet.
    Der Nachmittag unterschied sich nicht vom Vormittag, und die nächsten Tage nicht von den vorangegangenen. Am Freitag Nachmittag, als sie von einem kurzen Spaziergang zurückkam, empfing sie Amy Carver mit den Worten: „Der Bürgermeister hat angerufen. Er kommt nachher vorbei, er möchte Sie sprechen.“
    „Hat er gesagt, um was es geht?“
    Amy schüttelte den Kopf. „Nein, aber er klang verärgert.“
    „Na schön, wir werden sehen.“
    Als die letzten Patienten aus dem Sanatorium fort waren und Amy die Praxisräume putzte, duschte Lena und zog sich um. Es war heiß geworden in Broadfield, und selbst der späte Nachmittag brachte keine Abkühlung. Sie zog ein wollweißes, ärmelloses Leinenkleid an, band den dazu gehörenden grünen Ledergürtel um, suchte die Kette mit den Jadesteinen heraus und schlüpfte in grüne Slipper. Einmal am Tag ohne Arztkittel und dicke Gummistiefel, das muss ich mir einfach gönnen, dachte sie und nickte sich im Spiegel zu. Dann ging sie nach unten, nahm den Laptop mit hinaus auf den Terrassentisch und begann mit den letzten Eintragungen. Sie hatte sich angewöhnt, jeden Abend die Patientenliste zu kontrollieren und zu vervollständigen. Kleine Notizen, die sie sich während der Sprechstunden machte, halfen ihr dabei. Aber das Endergebnis war an jedem Abend das Gleiche. Die Sanatoriumspatienten bevölkerten ihre Praxis, und die Bauern ließen sich nicht sehen.
    Drinnen klingelte es. Als Lena hörte, dass Amy die Haustür öffnete, blieb sie sitzen. Mal sehen, was der Bürgermeister will, dachte sie und arbeitete weiter.
    Der beleibte Sechzigjährige kam mit einem jovialen Lächeln auf dem Gesicht auf sie zu. „Immer noch fleißig, Dr. Mackingtosh?“, fragte er und reichte ihr seine verschwitzte Hand.
    Lena nickte, drückte widerwillig die Hand und erklärte sachlich: „Ich verarbeite meine Eindrücke, so lange sie noch frisch sind.“
    „Sie haben seit ein paar Tagen viel zu tun, das spricht sich im Dorf herum.“
    „Ja, die Praxis

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