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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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durchschaute ihre Haushälterin sofort.
    „Nicht der Name ist wichtig, Dr. Mackingtosh, sondern die Frage ist, kommt ein Stadtmensch oder ein Landmensch, ein Mann oder eine Frau, ein alter Mensch oder ein junger?“
    Lena lachte. „Meine Güte, was Sie alles bedenken müssen.“
    Nun lachte Amy ebenfalls. „Na ja, ein alter Mensch braucht einen Brei und ein Junger was zum Beißen. Ein Stadtmensch will verwöhnt werden, und ein Bauer will etwas Deftiges.“
    „Ja, da haben Sie recht. Also, einen Brei brauchen wir nicht und etwas zum Verwöhnen auch nicht. Ich denke, ich möchte ein raffiniert-deftiges Abendessen auf den Tisch stellen.“
    „Himmel, das hört sich aber verzwickt an.“
    „Deshalb brauche ich ja Ihren Rat.“
    „Mann oder Frau?“
    Jetzt lachte Lena. „Amy, Amy, was spielt das für eine Rolle?“
    „Na ja, ich dachte bloß, wenn’s der Ranger sein sollte, könnte ich mich mit Lilly absprechen. Nicht dass er zwei Mal nacheinander dasselbe essen muss.“
    „Ja, da haben Sie natürlich recht. Deshalb will ich auf Wild verzichten. Also was bieten wir an?“
    „Wir könnten ein Highlander-Frühstück servieren.“
    „Ein Frühstück zum Abendessen? Das hört sich sehr seltsam an. Was ist das?“
    „Jeder bekommt ein großes Holzbrett mit Lammschinken, dunklem Brot, Käse, handgeklopfter Butter, einer sauren Gurke, einem Whisky, Bier und Apple Pie zum Schluss.“
    „Das hört sich gut an, aber könnten wir den Whisky weglassen?“
    „Nein, der muss bleiben. Der hebt die Anfangsstimmung.“
    „Anfangsstimmung, wie viel Stimmung soll denn da noch folgen?“
    Amy kicherte. „Wer weiß?“
    „Na schön, ich überlasse Ihnen das Frühstück zum Abendessen.“
    „Fein, dann fahre ich jetzt zum Schlachter, denn den Schinken will ich selbst aussuchen. Käse und Butter besorge ich auch lieber allein. Und, soll ich drinnen oder draußen decken?“
    „Draußen, die schönen Sommerabende muss man ausnutzen.“
    „Es ist aber schwül heute, könnte ein Gewitter geben.“
    „Das ist nicht schlimm, dann nehmen wir einfach die Frühstücksbretter und gehen rein.“
    „Ach, beinahe hätte ich es vergessen, die Bretter leihe ich mir bei Ellen im Pub. Das sind nämlich Spezialbretter, so große hat man nicht im Haushalt.“
    Lena schüttelte den Kopf. „Amy, es soll ein kleines Abendessen werden.“
    Amy lächelte. „Ich weiß schon, nur Häppchen, wie es in der Stadt üblich ist. Aber der Ranger ist ein großer Mann, der braucht eine große Portion. Keine Sorge, Dr. Mackingtosh, ich mache das schon. Haben Sie überhaupt eine Flasche Whisky im Haus?“
    „Nein, nur Wein und Bier.“
    „Dann bring ich den Whisky auch noch mit.“
    Amy nahm ihren Einkaufskorb, ließ sich Geld geben und fuhr mit dem Rad ins Dorf. Fröhlich summte sie ein Lied vor sich hin. Das wäre doch was, dachte sie, der Ranger und die Ärztin. Schade, dass ich das keinem erzählen kann, das wäre die Sensation von Broadfield. Aber ich werde nichts sagen. Eine gute Haushälterin sieht und schweigt.
    Aber als Amy bei der Ellen die Bretter holte, fiel ihr das Schweigen doch sehr schwer.
    „Highland-Frühstück für zwei Personen bei der Ärztin, Amy, wer kommt denn da?“, wollte Ellen wissen.
    „Ich will nicht darüber reden, das gehört sich nicht.“
    „Aber Amy, wir sind doch Freundinnen, ich kann schweigen wie ein Grab.“
    „Das weiß ich, aber ich habe es versprochen.“
    „Versprochen, versprochen, von mir erfährt niemand etwas.“
    „Na, sie bekommt eben Besuch, kann doch mal vorkommen.“
    „Dann kann sie doch hierher kommen mit ihrem Besuch. Ich mache das beste Highland-Frühstück in der ganzen Gegend“, versicherte Ellen.
    „Sie will lieber allein sein.“
    „Allein zu zweit? Ich werde raten. Und wenn ich richtig tippe, dann nickst du. Dann hast du dein Versprechen gehalten und kein Wort verraten. Dafür leihe ich dir dann die Bretter.“
    Amy fühlte sich in die Enge getrieben und nickte. „Aber nicht weitersagen.“
    „Versprochen! Also, ist es der Pfarrer oder der Müller oder der Bürgermeister oder einer aus dem Sanatorium?“
    Bei dem Wort Sanatorium nickte Amy rasch. Lieber ein bisschen lügen, als den Wildhüter reinziehen, dachte sie und schämte sich nur wenig.
    Ellen war zufrieden. „Gut, ich hole jetzt die Bretter.“ Dann übergab sie Amy die großen, mit Bienenwachs polierten Baumstammscheiben, auf denen all die Zutaten Platz haben würden. Amy bedankte sich und fuhr zurück. Sie würde ein

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