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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Lena sah sich heimlich um, als sie ihm folgte. Das Haus war dunkel bis auf den kleinen Wohnraum, in den er sie führte. Ein kühles, einsames, fast unbewohntes Haus, dachte sie, typisch für einen Einsiedler wie den Ranger.
    Patrick holte ein zweites Glas, schenkte ihr Wein ein und erzählte von der Situation im Krankenhaus, von dem Besuch bei der Familie, dem Polizeiverhör und seinen Sorgen.
    „Aber Sie müssen sich doch keine Sorgen machen, Waldarbeiter leben gefährlich, das wissen die.“
    „Aber ich habe die Verantwortung.“
    „Nein, die liegt bei den Männern selbst. Charles hätte sich nicht unbemerkt entfernen dürfen. Er tut mir schrecklich leid, aber er ist selbst schuld an diesem Unfall. Auch Harry Wool fühlt sich schuldig, weil er der Vorarbeiter ist. Aber von diesem Vorwurf müssen Sie sich beide frei machen. Sie haben nichts damit zu tun.“
    „Das ist leichter gesagt als getan.“
    „Ich weiß. Aber ich bin Ärztin, und ich fühle mich für meine Kranken auch verantwortlich, und trotzdem sind Menschen gestorben, die ich hätte retten müssen.“
    „Dann wissen Sie ja, wie ich mich fühle.“
    „Ich weiß das, und ich habe unter diesem Gefühl so gelitten, dass ich krank geworden bin. Auch deshalb mein Umzug in die Highlands. Man kann nur eine bestimmte Menge von Sorgen und Schuldgefühlen ertragen, dann streikt der Körper und sorgt damit selbst für seine Gesundung.“
    „Oder er zerbricht.“
    „Oder er zerbricht, ja, aber für einen zerbrechlichen Menschen halte ich Sie eigentlich nicht.“
    „Danke.“ Patrick richtete sich auf. Verdammt, dachte er, die Frau tut mir gut. Und dann sah er sie wieder Hand in Hand mit einem Mann durch die Hügel laufen.
    Lena beobachtete ihn. Dann rief sie fröhlich: „Zwanzig Pfund für Ihre Gedanken.“
    Nachdenklich sah der Mann sie an. „Die Wahrheit?“
    „Natürlich.“
    „Also gut: Ich sehe da seit Tagen ein Bild vor mir, von dem ich nicht weiß, wie ich es deuten soll.“
    „Na, das kann doch nicht so schwer sein. Ein Bild zeigt doch, was es darstellt.“
    „Und genau das begreife ich nicht.“
    „Was ist darauf zu sehen?“
    „Ein Mann und eine Frau, die lachend und scherzend und Hand in Hand durch mein Revier laufen.“
    „Aber das ist doch schön! Wo liegt das Problem?“
    „In der Intimität dieses Laufens. Den Mann kenne ich nicht. Die Frau sind Sie.“
    „Ach, Sie beobachten mich?“
    „Sie liefen mir fast vor die Füße, wie sollte ich Sie nicht sehen.“
    „Mr. McDoneral, ich glaube, das Bild sollten Sie vergessen. Es geht Sie nämlich überhaupt nichts an.“
    „Ich weiß, Miss Mackingtosh.“
    „Dann sind wir uns ja einig.“
    „Ich kann es aber nicht vergessen. Bekomme ich jetzt die zwanzig Pfund?“
    Lena lachte hell auf. „Darf ich mich mit einem Abendessen revanchieren?“
    „Für zwanzig Pfund?“
    „Lassen Sie sich überraschen. Morgen Abend um acht Uhr?“
    „Einverstanden. Ich hätte da allerdings noch eine andere Bitte.“
    „Ich höre?“
    „Mein Vater wird am 1. Juli 70 Jahre alt. Meine Familie veranstaltet ein großes Fest und erwartet, dass ich daran teilnehme.“
    „Das ist doch sehr schön.“
    „Ich verabscheue diese erzwungenen Festivitäten, die mich überhaupt nicht interessieren.“
    „Der Geburtstag Ihres Vaters muss Sie interessieren. Das erwartet die Familie mit Recht.“
    „Natürlich freue ich mich, dass er dieses Alter erreicht hat und dass er es gesund erlebt. Aber was habe ich bei diesen Festivitäten zu suchen? Ich gehöre hier hin und nicht auf Schloss Archestown.“
    „Ein Vater darf erwarten, dass seine Kinder an so einem Fest teilnehmen.“
    „Na schön, ich sehe das ja ein, und ich werde auch hinfahren, aber meine Mutter schreibt diese Einladung wie einen Befehl und nicht ohne Hintergedanken.“
    „Hintergedanken?“
    „Sie will mich verkuppeln, sie will, dass ich endlich meinen Beruf aufgebe und mich in der Grafschaft niederlasse und wenn möglich ganz schnell eine Familie gründe, die dann unter ihrer Fuchtel steht.“
    „Ach du meine Güte. So etwas gibt es doch gar nicht mehr.“
    „In diesen alten Familien schon.“
    „Na, dann kann ich verstehen, dass Sie diese Einladung mit gemischten Gefühlen sehen.“ Lena wunderte sich im Stillen über die Gesprächigkeit des sonst so verschlossenen Mannes. Waren seine innere Unruhe oder der Wein daran schuld? Der Ranger fuhr fort: „Bitte entschuldigen Sie, wenn ich so offen bin, aber ich habe eine Idee, wie ich den Wunsch

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