Das Leuchten der schottischen Wälder
zunächst gezögert. Aber jetzt bin ich froh, dass wir hier gemütlich sitzen und essen können, ohne dass ich dauernd für warmen Nachschub vom Herd sorgen muss.“ Sie stießen mit dem Whisky an, und der Ranger goss Bier in die Gläser.
„Einen Whisky und ein kleines Bier, das kann ich verantworten, danach muss ich zum Wasser übergehen.“
„Aber warum denn?“
„Weil ich noch fahren muss.“ Er sah besorgt zu den Bergen hinüber. Eine dunkle Wolkenwand schob sich über die weiter entfernten Gipfel, und der Wind war stärker geworden.
„Befürchten Sie tatsächlich eine Gefahr?“
„Ein Unwetter ist angesagt, und das Land ist strohtrocken. Das ist eine schlechte Kombination.“ Er knöpfte die Uniformjacke auf. „Darf ich die ausziehen? Es ist sehr schwül.“
„Selbstverständlich.“ Lena beobachtete ihn, wie er die Jacke ablegte und über die Stuhllehne hing. Sein Hemd war unter den Achseln nass geschwitzt, und auch am Rücken klebte es am Körper. Sie musste sich räuspern, bevor sie weiterreden konnte. „Und was können Sie tun, wenn wirklich Feuer ausbricht?“
„Wir haben seit vielen Jahren ein gutes Warnsystem und Feuerwachtürme in den Hügeln und im Wald. Die sind bei Gefahr rund um die Uhr besetzt. Löschen müssen natürlich die freiwilligen Feuerwehren aus den Gemeinden, aber ich muss dabei sein und die Leute auf den Zufahrtswegen dirigieren.“
Lena musste sich zwingen, den muskulösen Körper, der ihr gegenüber saß, nicht anzustarren. So sah sie nur nachdenklich zum Himmel. „Hoffentlich passiert nichts, ich habe mich nämlich auf den Abend gefreut“, sagte sie leise.
Patrick McDoneral sah sie an. „Ich auch!“ Er legte das Besteck zur Seite und griff nach dem Glas. „Trinken wir auf diesen schönen Abend, so lange er noch schön ist. Und danke für das Highlander-Frühstück, es schmeckt fabelhaft.“ Sie stießen an und tranken erst den Whisky und dann das Bier. Lena spürte, wie der Alkohol sich in ihrem Magen ausbreitete, wohlige Wärme erzeugte und einen ganz bestimmten Glanz in ihre Augen zauberte. Schnell sah sie weg. Aber der Mann ihr gegenüber hatte diesen Glanz bereits bemerkt. Langsam legte er seine Hand auf die ihre und sah sie an. „Als ich Sie neulich mit diesem fremden Mann in den Hügeln sah, war ich sehr betroffen.“
„Warum denn? Er ist ein alter Kollege von mir, und er hat mir den Hund geschenkt. Wieso waren Sie betroffen?“
„Es war die Vertrautheit zwischen Ihnen. Ich habe Sie beneidet.“
„Wir kennen uns seit zehn Jahren, und er war der Chef während meiner praktischen Ausbildung. Später haben wir im gleichen Krankenhaus gearbeitet. Das verbindet. Bei dieser Arbeit muss man einander vertrauen.“
„So eine Vertrautheit habe ich nie kennengelernt.“
„Sie muss wachsen, man bekommt sie nicht geschenkt.“
„Ich weiß, deshalb mein Neid.“
Er spielte gedankenverloren mit ihren Fingern. „Zu Vertrautheit oder zu Vertraulichkeiten gehören immer mehrere Menschen …“
„Natürlich.“ Vorsichtig, um ihn nicht zu kränken, entzog sie ihm ihre Hand, als er anfing, die Handfläche mit seinem Daumen zu streicheln. Diese sinnliche Berührung erregte sie. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht, und sie spürte, wie sich die feinen Härchen auf ihren Armen und im Nacken aufstellten. Verrückte, nicht gewollte Gefühle muss ich sofort unterbinden, dachte sie. Ich will das nicht, Enttäuschungen habe ich hinter mir, neue werde ich nicht zulassen, niemals! Sie stellte das Geschirr zusammen. Der Wind wurde stärker und drohte das Tischtuch wegzuwehen.
Patrick sah ihr zu. Er wusste, warum sie plötzlich aufstand und in die Küche ging. Auch ihn hatte diese kleine Berührung beinahe aus der Fassung gebracht. Als konsequenter Einzelgänger hatte er nicht mit so einer intensiven Reaktion gerechnet. Ich kenne die Frau kaum, und ich will meine Ruhe behalten. Gefühle stören nur. Schlimm genug, dass sie mir dauernd im Kopf herumgeht, in meinem Herzen hat sie nichts zu suchen.
Er stand auf und sammelte die Stuhlkissen ein, denn die dunkle Wolkenwand war bedrohlich näher gerückt.
Dann überwand er seine Scheu und fragte: „Haben Sie über meine Bitte nachgedacht?“
Lena sah ihn zögernd an. Sie wollte ihm helfen, aber sie wollte keine Situation fördern, die weitere seltsame Hilfeleistungen erforderte. „Ja, ich habe nachgedacht. Ich werde Ihnen helfen und mit Ihnen fahren, aber nur und wirklich nur dieses eine Mal. Lügen liegen mir nicht,
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