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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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konnten.“
    „Ach, Lena, eine alte Glasscherbe genügt oder ein Ast, der sich an einem anderen reibt, oder ein Hufeisen, das auf einen Stein trifft und Funken versprüht, es gibt so viele Möglichkeiten. Ein ausgetrockneter Wald ist unberechenbar.“
    „Als ich klein war, erzählte man immer wieder von einem Fluch der Eulenwälder.“
    „Unsinn, an so etwas glaubst du doch nicht wirklich.“
    „Ich finde, die Eulen, die hier nisten, sind sehr gefährlich. Als ich neulich abends unterwegs war, sind sie bedrohlich nahe über mich hinweggeflogen.“
    Patrick lachte etwas verhalten. „Eulen sind wunderschöne Tiere, und wenn sie auf Beuteflug sind, müssen sie niedrig fliegen, um Mäuse und andere Nahrung zu entdecken.“
    „Na, so klein bin ich ja nun wirklich nicht.“
    „Vielleicht hast du sie gestört, und sie wollten dir sagen: bis hierhin und nicht weiter.“
    Lena nickte. „Stören wollte ich sie natürlich nicht. Aber ich war zu Fuß auf dem Rückweg von einer unserer Weiden und wollte eine Abkürzung nehmen, da haben sie fast meinen Kopf gestreift.“
    „Vielleicht waren sie nervös wegen der anhaltenden Dürre, oder sie haben die nahende Gefahr gespürt. Du weißt doch, Ratten verlassen das sinkende Schiff, bevor die Menschen überhaupt merken, dass es untergeht.“
    Patrick hielt an einem Waldrand und stieg aus. Im Osten zeigten erste graue Streifen den beginnenden Tag an. Er bückte sich, befühlte den Boden und kratzte ihn an einigen Stellen mit den Händen auf.
    Fragend sah Lena ihm zu. „Suchst du etwas?“
    „Ich kontrolliere die Wärme des Bodens. Diese Heide- und Moorbrände verbreiten sich oft unterirdisch und können sehr gefährlich werden, wenn sie plötzlich irgendwo ausbrechen, wo kein Mensch damit gerechnet hat.“
    Lena fühlte, wie Furcht und Grauen in ihr aufstiegen. „Und du glaubst, hier könnte das der Fall sein?“
    „Die Neigung des Abhangs, die Richtung des Windes, der Verlauf des Bodens, wenn alles zusammenkommt, könnte das eine gefährdete Stelle sein.“
    „Und wie ist es mit der Wärme?“
    „Bedrohlich. Komm, steig ein, wir bringen den Wagen woanders hin.“ Aber der Ranger wurde durch ein paar Funksprüche und telefonische Anweisungen aufgehalten, und während er noch sprach, sah Lena, wie kleine Rauchschwaden aus dem Boden aufstiegen. Bevor sie ihn darauf hinweisen konnte, knisterten erste Flammen unter dem Land Rover, und der Qualm hüllte den Wagen fast vollständig ein.
    Patrick sprang hinters Steuer und wollte starten. Aber bevor er den Starterknopf berührte, zog er die Hand schnell zurück. „Raus hier, Lena, spring raus und lauf weg.“
    Lena gehorchte sofort, sah, wie er ein paar Decken, sein Gewehr und eine schwarze Tasche aus dem Wagen riss und ihr folgte. Sekunden später explodierte der Tank, und der Wagen flog in Einzelteilen durch die Luft. Zum Glück waren die beiden weit genug entfernt und wurden nicht von den umherfliegenden Karosserieteilen getroffen. „Mein Gott“, flüsterte der Ranger. „Wäre ich gestartet, wären wir beide jetzt tot.“
    Ein dritter, bedrohlicher Brandherd war entstanden, und die beiden Menschen standen mittendrin.
    Lena war entsetzt. Der Boden war glühend heiß, sie spürte es durch die dünnen Sohlen ihrer Schuhe hindurch.
    Patrick warf ihr eine Decke zu. „Umhängen und durchlaufen.“
    „Was? Wohin denn?“
    „Geradeaus durchs Feuer. Es ist nur eine kurze Strecke, dahinter ist Asche und Ruhe.“
    „Ich kann doch nicht durch diese Wand aus Feuer laufen.“
    „Du musst, ich komme gleich nach dir. Los, Lena, lauf.“
    Und Lena rannte los. Die Decke ließ nur die Augen frei. Sie hatte Angst hinzufallen, schreckliche Angst, und sie rannte um ihr Leben. Gebeugt, die Augen starr auf den Boden gerichtet, lief sie durch die Feuerwand. Es stank nach verkohlter Wolle, brennendem Holz, Rauch – und dann war sie hindurch. Irgendwo kreischten verschreckte Vögel, irgendwo fielen krachend verkohlte Äste auf den Boden, irgendwo schrie eine Eule.
    Lena versuchte tief durchzuatmen, aber der Rauch war zu dick, sie musste husten. Ihre Füße brannten, sie sprang zur Seite. Und dann drehte sie sich um, suchte nach dem Ranger. Aber er war nicht da. Er war ihr nicht gefolgt. Sie war ganz allein in diesem tosenden Inferno. Sie rief nach ihm, bekam aber keine Antwort.

Kapitel 25
    Patrick McDoneral schüttete seine Tasche aus, hängte sich das Fernglas, die beiden Funktelefone und ein Ersatzhandy um, schulterte sein Gewehr und wollte

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