Das Leuchten der schottischen Wälder
Seidenkleid aus und legte es unter die verbrannten Beine des Rangers. Dann schälte sie sich aus ihrem Unterkleid und bedeckte damit die offenen Wunden, in die sich bereits die ersten Fliegen setzten. Danach besah sie sich das Gesicht des Rangers. Sie zog ihm das Unterhemd aus und versuchte damit den Vogelkot aus dem Gesicht zu wischen, doch der war in der Hitze festgetrocknet und hart wie Zement. Patrick stöhnte vor Schmerzen, dann wurde er bewusstlos. Lena war vollkommen hilflos.
Plötzlich klingelte eines der Handys. Sie griff schnell danach, aber sie hatte Angst, es falsch zu bedienen und die Verbindung zu unterbrechen. Vorsichtig drückte sie erst einen, dann einen zweiten Knopf, und zu ihrer Erleichterung hörte sie eine Stimme, die irgendwelche Befehle durchgab. „Hallo, hallo, Hilfe!“, rief sie immer wieder, und plötzlich fragte eine Stimme klar und deutlich: „He, wer sind Sie, und was wollen Sie?“
„Ich bin Dr. Mackingtosh aus Broadfield, und ich bin hier mit Ranger McDoneral. Er ist schwer verletzt und braucht dringend Hilfe.“
„Um Himmels willen, Lena, hier ist Robert Marloff. Wo seid ihr?“
„Im oberen Eulenwald, direkt hinter der Feuerfront.“
„Bleib am Telefon, ich schicke gleich ein Rettungsteam los. Sie werden immer wieder fragen, wo sie euch finden, also bleib am Handy.“
„Ein Wagen wird hier nicht durchkommen, um uns herum brennt der ganze Wald.“
„Verdammt, wie seid ihr denn dahin gekommen?“
„Mit dem Land Rover, aber der ist inzwischen in die Luft geflogen. Außerdem gibt es auch einen Flächenbrand im Boden.“
„Auch das noch. Ich versuche einen Helikopter zu finden, aber der kann dann nicht landen, sondern muss in der Schwebephase bleiben.“
„Tausend Dank. Der Ranger muss getragen werden, und ein paar Decken brauchen wir auch, unsere Kleidung ist verbrannt.“
„Okay, versuch dich bemerkbar zu machen, wenn du den Helikopter hörst, hoffentlich kriege ich einen. Bis später und Kopf hoch, Lena.“
Lena setzte sich neben den bewusstlosen Mann, versuchte ihm mit den Händen etwas Luft zuzufächeln, horchte immer wieder in das Telefon und beobachtete den Uhu, der sich in der Nähe der Jungvögel auf den mit grauer Asche überzogenen Boden gesetzt hatte und wild mit den Flügeln schlug, sobald sie sich bewegte.
Später, unendlich viel später hörte Lena das näher kommende Geräusch eines Motors. Sie nahm ihre halbverkohlte Decke und lief zu einer kleinen Erhebung. Dann sah sie die Maschine trotz des noch immer aufsteigenden Rauches und winkte und rief, bis der Pilot sie gesehen hatte, eine Runde drehte und zur Landung ansetzte. Einen halben Meter über der Erde stoppte er, eine Tür öffnete sich, und drei Männer sprangen heraus. Zwei hatten eine Trage und Decken bei sich, der dritte einen Arztkoffer, einen Verbandskasten und ein Beatmungsgerät.
„Wir können nicht landen, wenn der Heli Feuer fängt, fliegt der auch in die Luft. Steigen Sie ein, Miss, wir kümmern uns um den Mann.“
„Vorsichtig, er ist schwer verletzt und bewusstlos. Und Vorsicht mit den Augen, er hat giftigen Vogelkot im Gesicht.“
„Auch das noch. Aber nun laufen Sie schon, damit wir gleich nachkommen können. Hier, nehmen Sie das.“ Der Sanitäter reichte ihr eine Decke, die sie sich umhängen konnte. Dann sah sie sich um. Der Uhu war, aufgeschreckt durch den Helikopter, aufgeflogen und drehte in einiger Entfernung seine Kreise. Lena rannte zu dem Uniformnest, ergriff es und lief, die kleinen Vögel fest an sich gepresst, zurück. Der Co-Pilot nahm ihr das provisorische Nest ab und half ihr dann, auf die einen halben Meter über dem Boden schwebenden Kufen zu klettern und in die Maschine zu steigen.
Sprachlos sah der Pilot sie an. „Sie sind in Lebensgefahr, aber Sie retten Jungvögel?“
„Der Ranger hat sie gefunden, es sind geschützte junge Uhus, und er sah es als seine Pflicht an, sie zu retten.“
„Na, das ehrt ihn natürlich, hoffentlich riskiert er nicht sein Leben wegen der Vögel.“
„Nein“, erklärte Lena energisch, „der Ranger war im Brandeinsatz, als sein Land Rover Feuer fing und explodierte. Dann krachte ein Baumwipfel herunter und mit ihm das Nest mit den Uhus.“
„Ist schon gut, Miss, wir wissen, dass der Ranger ein hervorragender Wildhüter ist“, versuchte der Co-Pilot Lena zu beruhigen und reichte ihr eine Wasserflasche. „Hier, trinken Sie erst einmal, das wird Ihnen gut tun.“
„Danke.“ Mehr konnte Lena nicht sagen, denn die
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