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Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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hatten am nördlichen Ende des Creach Bheinn einen sich schnell ausbreitenden Wald- und Heidebrand entdeckt.
    Patrick bremste am Straßenrand und studierte die Landkarte. „Wir nehmen ab Perth die A85 und biegen hinter dem Loch Earn nach Norden ab, dann kommen wir über die A82 von Norden aus in das Gebiet. Ist es dir recht, wenn du mich begleitest, oder möchtest du lieber von Perth aus mit einem Bus weiterfahren?“
    „Nein, ich komme mit. Meine Alpakaherde grast am Fuß des Creach Bheinn, ich muss mich darum kümmern.“
    Patrick wendete den Wagen, und Lena studierte die Karten und dirigierte ihn. Trotzdem war es fast dunkel, als sie die Gegend ums nördliche Ende des Benderlochs erreichten. Immer wieder blockierten Schaf- und Rinderherden, die ins Tal getrieben wurden, die kleinen Straßen, so dass der Ranger schließlich sein blaues Polizeilicht auf das Autodach und die Sirene anstellte, um überhaupt weiterzukommen. Je näher sie dem Bergmassiv kamen, umso gefährlicher erschien das Feuer. Der Himmel war glutrot gefärbt. Als sie wieder einmal hielten, weil eine Herde den Weg versperrte, nahm der Ranger sein Fernglas und betrachtete die Gegend. „Verdammt“, flüsterte er, „da hat sich ein Wipfelbrand entwickelt.“
    „Was bedeutet das?“
    „Das Feuer springt im Wald von Wipfel zu Wipfel, da sind wir machtlos. Unten auf der Erde kann man löschen, aber oben reicht kein Wasserstrahl ran.“
    Er schaltete das Funkgerät ein. Sie hatten endlich ein Gebiet erreicht, in dem die Funkfrequenzen bis in seinen Wagen reichten.
    Er hörte die Berichte der einzelnen Löschzüge ab und schaltete sich dann ein, um durch Beschreibungen von Wegen und Hindernissen beim Rangieren der Löschtrupps zu helfen. Gleichzeitig fuhren sie dem Feuer entgegen. Lena hatte Probleme mit dem Atmen, denn der Wind trieb ihnen den Rauch entgegen. Die Eulenwälder hat es am schlimmsten erwischt, dachte Lena, und gleich dahinter sind meine Weiden für die Alpakas. Hoffentlich hat Tom die Gefahr früh genug erkannt und die Herde ins Tal getrieben. Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass das kaum möglich war, denn die Eulenwälder waren eine Barriere zwischen den Weideflächen und dem Tal von Broadfield, und wenn die brannten, wie sollte dann eine Herde hindurchgetrieben werden? Und selbst wenn Tom früh genug reagiert hat, überlegte Lena ängstlich, wie soll ein alter Mann mit nur zwei Hunden als Helfer so eine große, vermutlich in Panik geratene Herde durch einen brennenden Wald treiben?
    Patrick, der trotz aller Aufregung ein feines Gespür für Lena hatte, fragte: „Du bist in Sorge wegen deiner Herde?“
    „Tom wird sie nicht retten können. Wenn die Eulenwälder brennen, müsste er sie mitten durchs Feuer treiben, um zur Farm zurückzukommen.“
    Der Ranger schüttelte den Kopf. „Das wird er bestimmt nicht. Wenn er schlau ist, bringt er sie hinauf in die Hügel vom Benderloch, da oben in den Mooren sind die Tiere sicher.“
    Aber die Angst konnte er Lena nicht nehmen.
    Um die Löschfahrzeuge richtig zu dirigieren, fuhr Patrick kreuz und quer durch die Wälder, erkannte aber bald, dass der Wassermangel die Bekämpfung des Feuers unmöglich machte. Die Tanklastwagen waren schnell geleert, und oben, jenseits der Eulenwälder gab es keine Seen oder Flüsse, denen man Wasser entnehmen konnte. Die wenigen kleinen Bäche, die das Land durchzogen, reichten gerade zum Tränken der Viehherden, aber nicht zum Bekämpfen eines riesigen Waldbrandes. Kurz entschlossen ordnete der Ranger das Abholzen breiter Waldstücke an, um das Feuer durch die entstehenden Schneisen zum Stoppen zu bringen. Aber immer wieder kamen von den Beobachtungsfliegern neue katastrophale Meldungen, und die Feuerwehren mussten sich Kilometer um Kilometer zurückziehen.
    „Wenn das so weitergeht, ist Broadfield in Gefahr“, stöhnte der Ranger und versuchte mit den Feuerwehren andere Möglichkeiten der Brandbekämpfung zu besprechen. Aber die Dürre war hier zu intensiv, der Boden zu ausgedörrt und die Wälder kurz vor dem Austrocknen, schließlich hatte das Unwetter vor ein paar Tagen nur einzelne, kleine Gebiete erreicht.
    „Das ist es, was ich so hasse, diese Hilflosigkeit“, flüsterte der Ranger. „Da hegt und pflegt man die Wälder, kennt fast jeden Baum seit Jahren, und dann kommt so ein Feuer und zerstört alle.“
    „Aber wie konnte das entstehen? Bei der Hitze sind doch kaum noch Touristen unterwegs, die durch Leichtsinn so ein Feuer entfachen

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