Das Leuchten der schottischen Wälder
sich gerade die Decke über die Schultern werfen, als neben ihm ein weitverzweigter lodernder Baumwipfel auf den Boden krachte, in seiner Astgabel ein Nest mit zwei jungen Eulen, das vom Feuer noch nicht erfasst war. Patrick griff nach den Jungvögeln und steckte sie gerade in die Taschen seiner Uniformjacke, als ein großer Uhu kreischend auf ihn zustieß und ihm einem Schwall Kot mitten ins Gesicht spritzte. Patrick war plötzlich blind. Die ätzende Masse hatte seine Augen getroffen, und ein gewaltiger Schmerz lähmte seinen ganzen Körper. Er spürte. dass die Eule zu einem zweiten Sturzflug ansetzte, und warf sich die Decke über den Körper. Gleichzeitig fühlte er, wie die Flammen an seinen Beinen hochzüngelten und wie auch die Decke Feuer fing. Er warf das Gewehr von sich und versuchte verzweifelt, sich die Augen freizureiben, was den Schmerz jedoch nur verschlimmerte. Er versuchte nach Lena zu rufen, aber die Stimme gehorchte ihm nicht mehr.
Lena, entsetzt darüber, den Ranger nicht an ihrer Seite zu sehen, rief mehrfach seinen Namen. Als sie keine Antwort bekam, wusste sie, dass ihm etwas zugestoßen war. Er ist nicht der Mann, der eine Frau mitten in einer Gefahr allein lässt, dachte sie und rief noch einmal gellend, um das prasselnde Feuer zu übertönen. Aber sie bekam keine Antwort. Einen Augenblick lang überlegte sie, wo sie eine der Feuerwehren finden könnte, gleichzeitig aber wusste sie, dass sie den Mann hier nicht allein zurücklassen konnte. Entsetzt von der Notwendigkeit, durch das Feuer zurücklaufen zu müssen, hängte sie sich die teilweise versengte Decke wieder um Kopf und Schultern und rannte in Todesangst zurück durch die prasselnde Glut.
Im dichten Qualm fand sie die Tasche, die verkohlt zwischen verbrannten Ästen lag. Dann sah sie die zweite Decke, an der Flammen emporzüngelten, und dann erkannte sie darunter die zusammengesunkene Gestalt des Rangers auf dem Boden. Sie rannte hin, zog den Stoff weg und sprang entsetzt zur Seite, als sie das mit Vogelkot bedeckte Gesicht sah. „Oh, mein Gott, was ist passiert?“
„Ein Uhu“, krächzte Patrick. „Hilf mir, meine Beine verbrennen.“
Da erst sah sie, dass die Hosen des Rangers bis zu den Knien hinauf verbrannt waren und das blanke Fleisch den Flammen ausgesetzt war. Sie warf ihre Decke darüber und löschte damit das Feuer, sah aber auch, dass der Mann nicht eine Sekunde länger hier liegen bleiben durfte.
„Wir müssen fort, kannst du aufstehen wenn ich dir helfe?“
„Ich weiß es nicht. Hüte dich vor dem Uhu, er wird wieder angreifen.“
„Aber warum denn?“
„Ich habe seine Jungen vor dem Feuer gerettet, er will sie zurück, aber sie sind noch nicht flügge.“
„Um Gottes willen, wo sind sie, gib sie ihm.“
„Ich kann nicht. Sie sind so wertvoll, sie stehen unter Naturschutz.“
Lena verstand die krächzenden Worte kaum, half ihm aber aufzustehen. „Komm jetzt, wir müssen durch das Feuer, dahinter sind wir tatsächlich in Sicherheit.“
„Ich kann nichts sehen.“
„Ich führe dich.“
„Es tut so verdammt weh.“
Langsam, Schritt für Schritt, führte Lena ihn bis an den Rand des Feuers, dann sagte sie: „Und jetzt müssen wir rennen. Leg deine Hände auf meine Schultern, und lauf so schnell du kannst hinter mir her.“ Und so rannten, stolperten und taumelten sie durch die Feuerwand und erreichten, weinend vor Schmerzen und Entsetzen und auch vor Dankbarkeit halb nackt den verkohlten, glimmenden, abgebrannten Wald, in dem eine Totenstille herrschte.
Lena führte den Ranger, bis sie ein Stück abgekühlten Waldboden fand, räumte ein paar geschwärzte Äste zur Seite und half ihm, sich zu setzen. Sie nahm ihm die Geräte, die er noch immer um den Hals trug, ab und zog ihm dann die teilweise versengte Uniformjacke aus. Sie holte die kleinen Vögel aus den Taschen, formte mit dem Rest der Jacke ein Nest und setzte die Federknäuel hinein.
„Wie geht es ihnen?“, flüsterte der Ranger. „Der Uhu wird sie suchen, leg die Jacke etwas entfernt von uns ab, damit er uns nicht wieder angreift.“
Lena suchte ein anderes unverbranntes Stück Waldboden und legte die Jacke dort ab. Es wird höchste Zeit, dass ich mich um den verletzten Mann kümmere, dachte sie, aber womit um Himmels willen soll ich ihm hier helfen? Sie besah sich ihre rußverschmierten Hände, ihr halb versengtes Kleid und die verkohlten Schuhe an ihren schmerzenden Füßen. Schließlich zog sie ihr feines, schwarzes, angesengtes
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