Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten des Himmels

Das Leuchten des Himmels

Titel: Das Leuchten des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
dreißig Zentimetern bei einem Wind, der mit mehr als sechzig Stundenkilometern hier hereinfegt.«
    »Sie sind aber bestens informiert.«
    »Radio Lunacy.« Er deutete auf das kleine tragbare Gerät auf seinem Schreibtisch. »Sie versprechen eine durchgängige Berichterstattung während des Schneesturms.«
    »Das tun sie immer. Und da wir gerade bei den Medien sind...«
    »Ich habe das Interview gegeben. Carrie hat die Bilder gemacht.«

    »Und Sie sind immer noch sauer.« Sie nickte mit dem Kopf in seine Richtung. »Die Stadt bekommt ihre erste offizielle Polizeiwache und stellt einen Chief von außerhalb ein. Das sind Neuigkeiten, Ignatious.«
    »Das bestreite ich auch gar nicht.«
    »Sie haben um Max einen Stepptanz gemacht.«
    »Es war eigentlich eher ein Two-step. Ich habe gerade gelernt, wie der geht.«
    »Welche Choreografie es auch gewesen sein mag, ich habe der Tanzerei ein Ende bereitet. Und meine Methode hat zu einer Grenzüberschreitung geführt. Dafür entschuldige ich mich.«
    »Angenommen.«
    Als sie ihm ihre Hand entgegenstreckte, überraschte er sie damit, dass er sie freundlich drückte. »Gehen Sie nach Hause, Hopp.«
    »Das würde ich Ihnen ebenfalls vorschlagen.«
    »Das kann ich nicht. Ich muss mir erst noch einen Kindheitstraum erfüllen. Ich werde in einem Schneepflug mitfahren.«
     
    Jeder Atemzug war, als würde man Eissplitter einatmen. Diese Splitter schafften es auch, sich ihren Weg um seine Brille herum in die Augen zu bahnen. Jeder Zentimeter seines Körpers war doppelt oder dreifach eingewickelt, aber ihm schnürte die Kälte den Atem ab.
    Das konnte doch nicht echt sein, nichts davon. Dieser entsetzliche Wind, das ohrenbetäubende Motorengeräusch des Schneepflugs, die weiße Wand, welche die Scheinwerfer kaum zu durchdringen vermochten. Hier und da konnte er einen Lichtschein hinter einem Fenster erkennen, aber ansonsten schien sich die Welt auf die fünfzehn Zentimeter Licht zu beschränken, die vor der kanariengelben Schaufel zuckten.
    Ein Gespräch versuchte er erst gar nicht. Bing war vermutlich sowieso nicht danach, mit ihm zu reden, aber der Lärm erledigte das ohnehin.
    Er musste zugeben, dass Bing die Maschine mit der Präzision und dem Feingefühl eines Chirurgen handhabte. Es war nicht das von Nate erwartete Hochnehmen und Fallenlassen. Es gab Fahrrouten
und Orte, an denen abgeladen wurde, freigeschaufelte Randsteine, Zufahrtsstraßen, auf denen eine Schleife gefahren wurde, und dies alles bei starkem Schneegestöber und einer Geschwindigkeit, die Nate nach und nach zwang, einen Aufschrei des Protestes hinunterzuschlucken.
    Dass Bing ihn gerne wie ein Mädchen hätte kreischen hören, stand für ihn außer Frage – und so biss er die Zähne zusammen, damit ihm auch ja kein Laut entfuhr, der als solcher hätte missverstanden werden können.
    Nach dem nächsten Abladen zog Bing die braune Flasche hervor, die er unter seinen Sitz geklemmt hatte, schraubte den Verschluss ab und nahm einen großen Schluck. Der Geruch, der Nate ins Gesicht schlug, war kräftig genug, seine Augen zum Tränen zu bringen.
    Da sie gerade standen und den wachsenden Schneeberg betrachteten, beschloss Nate, einen Kommentar zu riskieren. »Ich habe gehört, dass Alkohol die Körpertemperatur absenkt«, schrie er.
    »Blöde Propaganda.« Um das zu beweisen, genehmigte er sich gleich noch einen Schluck aus der Pulle.
    In Anbetracht der Tatsache, dass sie allein im Dunkeln und in einem Schneesturm steckten, Bing außerdem fast um siebzig Pfund mehr auf die Waage brachte als er und ihn sicherlich ohne zu zögern in einem Schneeberg begraben würde, bis sein kalter toter Körper dann im Frühling, wenn es taute, entdeckt wurde, entschied er sich dafür, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er ließ auch das Gesetz unerwähnt, wonach der Transport geöffneter Behältnisse mit Alkoholischem in einem Fahrzeug verboten war, und wies auch nicht auf die Gefahren des Trinkens beim Bedienen schwerer Gerätschaften hin.
    Bing drehte seine massigen Schultern. Nate sah nichts weiter als die Augen, die zwischen Mütze und Schal herausblitzten. »Bedienen Sie sich.« Er schob Nate die Flasche in die Hand.
    Es schien ihm nicht der geeignete Moment zu sein, darauf hinzuweisen, dass er eigentlich nicht trank. Diplomatischer war es, aus Geselligkeit einen Schluck mitzutrinken, fand er. Als er das tat, explodierte sein Schädel, und die Schleimhäute von Kehle und Magen brannten wie Feuer.

    »Heilige Mutter Gottes.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher