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Das Leuchten

Das Leuchten

Titel: Das Leuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Falls
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wie neu.
    Einen ganz anderen Anblick bot das düstere Innere. In den wenigen Stunden, in denen es zusammengefallen auf dem Meeresboden gelegen hatte, waren kleine Tierchen eingedrungen. Beleuchtet von den Notlichtern im Boden krabbelten sie überall lang. Fische schwammen in dem knöcheltiefen Wasser und Zoe planschte darin herum und versuchte, einen Stachelrochen einzufangen.
    »Warum wurde nicht alles platt gedrückt, als das Haus einstürzte?«, wollte Gemma von mir wissen. »Zum Beispiel die hohen Schränke.«
    »Wenn in einem Haus der Druck entweicht, sinkt es in sich zusammen, aber es stürzt niemals völlig ein«, erklärte ich ihr und hängte eine batteriebetriebene Lampe an einen Wandhaken. »Es hat nämlich ein Gerüst aus Stützträgern, die das verhindern. Außerdem ist alle s – die Wände, diese Schränke, die Möbel obe n – aus biegsamen Materialien gebaut. Wurde etwas zusammengedrückt, geht es automatisch in seine ursprüngliche Form zurück.«
    »Dein Vater muss ein sehr kluger Mann sein.«
    »Er hat nicht alleine daran gearbeitet. Als sie die erste Unterwasserfarm erbauten, lebten er und meine Mutter mehr als zwei Jahre lang in einem großen Forschungs-U-Boot, zusammen mit vielen anderen Ingenieuren und Wissenschaftlern. Dort haben sich meine Eltern auch kennengelernt.«
    »Können wir das Licht wieder einschalten?«, rief Hewitt dazwischen.
    »Nein, lass uns erst das ganze Haus trocknen«, sagte der Doc und hängte ebenfalls eine Lampe an einen Haken. »Ich weiß zwar, dass die Leuchten abgedichtet sind, aber weshalb sollen wir es darauf anlegen, uns einen fiesen Stromschlag zu holen?«
    Ich war froh, dass der Doc freiwillig mitgekommen und Mum bei Lars geblieben war. Obwohl seine Hände vernarbt waren, war der Doc eine große Hilfe, als wir das Haus wieder mit Luft füllten. Doch was noch wichtiger war: Mum wäre durchgedreht, wenn sie gesehen hätte, wie es von der Decke tropfte und wie viel kaputtgegangen war. Das Mobiliar ragte aus dem Wasser wie die eingestürzten Gebäude am Meeresufer, die noch nicht in den Coldsleep Canyon gespült worden waren.
    »Wir sollten die Ventilatoren anschmeißen«, schlug Dad vor und hängte noch eine weitere Lampe auf. »Richtig sauber machen wir dann morgen, wenn alles trocken ist. Heute Abend nehmen wir uns nur das vor, was keinen Aufschub duldet.«
    Als wir Jüngeren nach oben in die Küche gingen, überlief mich ein Frösteln. Es floss zwar wieder heißes Wasser von einem unterirdischen Geysir durch die Heizungsrohre im Fußbode n – das hörte ich am leisen Rausche n –, aber so schnell würde es im Haus nicht warm werden. Die Wände in der Küche, in der sonst immer eine fröhliche Stimmung herrschte, waren dunkel und feucht. Ohne ein Wort zu sagen, säuberten Gemma und ich die Schränke und den Boden, wo sich bereits Algen angesetzt hatten und tote Tiere zwischen den Scherben der zerborstenen Aquarien lagen.
    Zoe schöpfte hektisch Meerwasser in Schüsseln und Eimer. »Halte das mal«, sagte sie und drückte Gemma eine Schüssel in die Hand. Als Zoe einen rot gefleckten Oktopus vom Boden aufhob und in die Schüssel warf, verzog Gemma das Gesicht.
    »Er tut dir nichts«, sagte Zoe vorwurfsvoll.
    Gemma sah sich um und suchte einen Platz, wo sie die Schüssel abstellen konnte, aber die Anrichte in der Küche war schon voll mit Ersatzaquarien.
    Gerade als ich ihr anbieten wollte, die Schüssel zu halten, streckte der Oktopus einen Tentakel aus dem Wasser und schlang ihn um Gemmas Handgelenk. Kreischend schleuderte sie die Schüssel von sich, aber der Oktopus machte die Reise nicht mit. Er klammerte sich an ihr fest, obwohl sie verzweifelt versuchte, ihn abzuschütteln.
    »Bleib ruhig.« Ich beeilte mich, zu ihr zu kommen. »Ich nehme ihn dir gleich ab.«
    In Panik schüttelte Gemma den Arm so lange, bis der Oktopus durch das Zimmer flog und gegen die Wand klatschte.
    Mit einem Aufschrei rannte Zoe zu ihm. Zärtlich hob sie ihn auf und tadelte Gemma: »Du hättest ihm wehtun können.«
    »Ihm wehtun?«, platzte es aus Gemma heraus. »Dieser Rotzlappen mit Augen hat nach mir geschnappt!« Hewitt und ich holten beide tief Luft. Zornig richtete Zoe sich auf. Sie wiegte das Tier wie ein Baby.
    »Nein!«, schrie ich und stellte mich schützend vor Gemma.
    Hewitt kletterte auf den Küchentisch. »Schnell, raus aus dem Wasser!«
    »Zoe, beruhige dich«, sagte ich sanft. »Gemma kann nichts dafür. Sie ist ein Topsider.«
    Gemma versetzte mir einen Stoß in den

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