Das Leuchten
nich t …«
Das Schrillen einer Sirene unterbrach ihn. Es drang durch die ganze Handelsstation und löste Großalarm aus. Auch wenn Grimes behauptet hatte, sein Gedächtnis sei in Ordnun g – jetzt sah er mich verdutzt an.
»Das ist wegen Shade«, sagte ich. »Er ist geflohe n …«
Der Ranger wirbelte herum und lief in den Feuchtraum.
»Wo wollen Sie hin? Der Doc wird gleich da sein.«
»Aber mich wird er hier nicht antreffen!«, rief Grimes über die Schulter hinweg.
Gemma sah mich an. »So groß ist die Beule nun auch wieder nicht.«
Trotzdem folgte ich Grimes bis an den Rand des Moonpools. Was, wenn sich Shade hier irgendwo versteckte? Jetzt, mitten in der Nacht, war das Zugangsdeck menschenleer. Die meisten Leute hatten ihre Boote nicht hier, sondern am inneren Anlegering festgemacht. Ich konnte mir vorstellen, welches Chaos dort herrschte, seit die Sirene ertönt war. Nicht dass sich zu dieser Stunde sonderlich viele Menschen in der Handelsstation aufgehalten hätten, nur die, die im Saloon etwas tranken oder im Bienenkorb übernachteten. Aber all diejenigen musste die Sirene aufgeschreckt haben.
»Sie lassen uns allein, während dieser Verbrecher hier frei herumläuft?«, fragte ich entgeistert, als Grimes in sein Boot stieg.
»Er läuft hier frei herum, weil du Idiot ihn rausgelassen hast«, schnauzte er mich an. Dann verschwand er in seinem Cockpit und schlug die Luke zu.
»Das ist kein Grund, sich aus dem Staub zu machen!«, rief ich, obwohl er mich wahrscheinlich nicht mehr hören konnte.
Während sein Boot abtauchte, schaute ich mich um. Gemma war weg. Unweigerlich musste ich an den blutüberströmten Raum im Fahrzeug ihres Bruders denken und es durchlief mich eiskalt. Hoffentlich war Gemma zum Versorgungsdeck zurückgegangen und jetzt bei meinen Eltern.
Als ich den Speisesaal endlich erreicht hatte, fand ich dort Hewitts und meine Familie vor.
Mum stürzte auf mich zu. »Der Doc hat gesagt, dass es euch beiden gut gehe, aber er hatte keine Zeit, uns alles zu berichten. Was ist passiert?«
»Wie konnte Shade fliehen?«, wollte Lars wissen.
Anstatt zu antworten ließ ich den Blick über die leeren Tische im Speisesaal wandern, mühsam die aufkommende Panik unterdrückend. »War Gemma hier?«
»Nein, nicht seit du mit ihr los bist«, sagte Mum.
Hinter uns flog die Tür auf und Jibby trat ein. »Ich habe noch nie so viele Menschen so schnell abhauen sehen.« Gleich hinter ihm kam Raj hereingestürmt.
»Wer ist noch übrig?«, fragte Lars.
Raj zuckte mit den Schultern. »Nur wir.«
»Habt ihr Gemma irgendwo gesehen?«, fragte ich.
Beide schüttelten den Kopf.
»Ich schau mal auf dem Oberdeck nach«, sagte ich zu meinen Eltern.
»Da waren wir gerade eben«, erklärte Jibby. »Kein Mensch da.«
»Das hättest du mal sehen sollen.« Raj grinste und zog seine Harpistole aus dem Halfter. »Alle Boote haben gleichzeitig abgelegt, und das alles nur wegen eines dahergelaufenen Sträflings. Diese Feiglinge.«
Dad wandte sich an mich. »Wie geht es Ranger Grimes?«
»Er ist weg.«
»Weg?«, rief Sharon aus. »Während ein Gefangener auf freiem Fuß ist?«
»Er wollte nicht mal warten, bis der Doc ihm seinen hirnlosen Kopf verbunden hat«, erwiderte ich.
»Sieht so aus, als wären wir alleine.« Raj wirkte seltsam vergnügt und lud seine Pistole mit Miniharpunen.
»Ich verstehe nur nicht, wie sich so ein Riese unbemerkt an Grimes heranschleichen konnte«, wunderte sich Lars. »Der Ranger mag vielleicht ein komischer Kauz sein, aber er ist doch nicht blind!«
Alle blickten mich fragend an und warteten auf eine Erklärung von mir.
»Ich war im Lagerraum eingesperrt. Ich habe es nicht gesehen.« Das stimmte zwar, trotzdem hatte Gemma Recht: Schweigen war auch eine Art von Lüge. »Ich muss Gemma suchen«, sagte ich hastig und lief aus der Kantine.
Ich rannte den Gang entlang, und als ich um die Ecke bog, sah ich gerade noch, wie sich die Fahrstuhltüren schlossen. Ich drückte auf den Knopf und starrte gebannt auf die Anzeige. Zu meiner Verwunderung hielt der Aufzug auf dem Freizeitdeck. Raj hatte doch gesagt, in der Handelsstation sei kein Mensc h …
Als der Fahrstuhl endlich wiederkam, las ich den Namen auf dem Ausweis, der in dem Kartenleser steckte. Jetzt wusste ich, wer in den Saloon gefahren war. Ich wusste nur nicht, weshalb. Die Karte gehörte Ranger Grimes.
Na großartig. Gemma hatte einen bewusstlosen Mann beklaut.
Als ich auf den Steg trat, entdeckte ich Gemma drei
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