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Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen

Titel: Das Lexikon der daemlichsten Erfindungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix R. Paturi
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pardon, es ist ja gar keine anerkannte Rasse, sondern eine bunte Mischung verschiedener Scherenschleifer   – offiziell Elo ® . Das bringt rechtliche Auswirkungen mit sich: Niemand darf diese Tiere züchten oder ganz einfach sich paaren lassen, ohne die Einwilligung der Rechteinhaber einzuholen und ohne ihnen einen Tribut zu zollen.
    Nun stellt sich sogleich die brennende Frage, ob ich den Welpen zweier streunender Straßenköter, den ich im Gebüsch entdeckt habe, warenrechtlich schützen und damit zugleich ihm und seinen Hundeeltern per Gesetz verbieten kann, sich weiter zu vermehren? Das europäische Recht sieht das im Prinzip vor!

Gottesurteile
    Die Lebensgeschichte des alttestamentarischen Propheten Daniel könnte gut und gerne den Stoff für einen historisierenden Blockbuster abgeben. Zusammen mit einigen Freunden, darunter Hananja, Mischael und Asarja, wurde der junge vornehme Jude um 605 v. Chr. nach Babylonien an den Hof des Königs Nebukadnezar II . verschleppt und gelangte dort zu Ehren. Er erhielt den babylonischen Namen Beltschazar (Prinz von Bel), denn der König schätzte ihn als weisen Seher und Traumdeuter. Seine drei engsten Freunde nannte man bei Hofe Schadrach, Meschach und Abed-Nego, und auch sie bekleideten hohe Ämter. Doch Ärger war vorprogrammiert. Die Babylonier verlangten von den jungen Männern, dass sie Nebukadnezar als Gott verehren und sein riesiges goldenes Standbild anbeten sollten. Sie aber blieben ihrem jüdischen Glauben treu und weigerten sich. Einheimische Hofschranzen, die ihnen die Gunst des Herrschers neideten, verlangten, dass man zumindest die drei engen Freunde Daniels alsKetzer in einem großen Feuerofen verbrenne. So wäre es denn auch beinahe gekommen, wäre nicht ein Engel Gottes erschienen und hätte die Flammen aus dem Feuerloch hinausgetrieben.
    Dergleichen potenzielle Fantasy-Filmskripte finden sich einige im Alten und später auch im Neuen Testament. Johannes, Lieblingsapostel von Jesus, warfen Schergen in einen Kessel mit siedendem Öl. Gott selber errettete ihn unversehrt. Und als der Apostel Thomas in Indien predigte, erregte er damit den Zorn der einheimischen Bevölkerung. Zur Strafe stellte man ihn mit bloßen Füßen auf glühend heiße Bleche. Da ließ Gott eine kühle Quelle entspringen, welche die Glut auf der Stelle löschte. Die verstörten Inder warfen Thomas daraufhin in einen Feuerofen, doch auch diesem entstieg der Apostel am nächsten Tage unversehrt. Gott ist mit den Seinen.
    Dass die christliche Obrigkeit in den folgenden Jahrhunderten diesen märchenhaften Legenden Glauben schenkte, erwies sich als folgenschweres Desaster, denn der Mythos führte zu einer der fatalsten Neuerungen der Kirchengeschichte und der Justiz generell: den Gottesurteilen. Wenn Gott nämlich verhindert, dass Unschuldige verletzt werden oder gar ums Leben kommen, dann durfte man vermeintliche Gesetzesbrecher ja problemlos in lebensbedrohliche Situationen bringen. Gott würde die Gerechten schon beschützen, und wenn die Bösewichter dabei qualvoll starben, dann widerfuhr ihnen schließlich nichts als ihre verdiente, von Gott gesandte Strafe.
    Gottesurteile kamen allerdings vereinzelt schon lange vor dem Christentum vor. Bereits um 2100 v. Chr. erwähnt der mesopotamische Codex Ur-Nammu ein
     Fluss-Ordal (eine Art göttliche Wasserprobe), bei dem Delinquenten ins tiefe Wasser geworfen wurden. Ertranken sie, geschah es nach dem Willen höherer
     Mächte. Auch im Codex Hammurapi aus dem 18. Jahrhundert v.   Chr. ist von ähnlichen »Wasserproben« die Rede.
    Nur wer untergeht, ist keine Hexe (nach einer englischen Miniatur aus dem Jahr 1513).
    Allerdings blieben derartige Rechtspraktiken in alten Zeiten eher selten. Zu großer Blüte entwickelten sich die Gottesurteile erst im 6. bis 8. Jahrhundert im christlichen Abendland. Hier praktizierte man sie extensiv bis ins 13. und regional sogar bis ins frühe 14. Jahrhundert hinein. Gegenüber den alten mesopotamischen Praktiken wurden sie allerdings auf nachgerade teuflische Art und Weise »verfeinert«. Noch immer wandte man unter anderem die Wasserprobe an, jedoch mit umgekehrtem Vorzeichen: Eine vermeintliche Hexe beispielsweise wurde kreuzweise gefesselt und wie ein Paket zusammengeschnürt, bevor man sie in den Fluss warf. Schwamm sie oben, galt sie alsschuldig, ging sie aber wie ein Stein unter, dann galt sie als unschuldig, allerdings ertrank sie dabei nicht selten, bevor man sie aus dem Wasser ziehen und retten

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