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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Und wenn einer Zolas Beschreibung gelesen hat, wie eine Hochzeitsgesellschaft von Arbeitern
     den Louvre besucht, dann sollte er als Gegenmittel Bazin lauschen. In seiner Jugend war er von Museen begeistert gewesen.
     »Man kann dort kleine Wunder des Handwerks sehen«, sagte er. »Das ist es, was einen zum guten Arbeiter macht, es entfacht
     einen Funken.« Wir fragten ihn, wie er in La Fère zurechtkomme. »Ich bin verheiratet«, sagte er, »und habe meine hübschen
     Kinder. Aber ehrlich gesagt, ist es kein Leben. Von morgens bis abends proste ich einem Haufen braver Burschen zu, die nichts
     im Kopf haben.«
    Im Laufe der Nacht klarte es auf, und der Mond kam hinter den Wolken hervor. Wir saßen vor der Tür und unterhielten uns leise
     mit Bazin. Auf dem Posten gegenüber musste die Wache ständig antreten, wenn Züge von Feldgeschützen aus der Nacht hereinpolterten
     oder Patrouillen in ihren Mänteln zu Pferde vorbeitrabten. Nach einer Weile kam Madame Bazin heraus, vermutlich von der Arbeit
     des Tages müde, und schmiegte sich an ihren Mann und ihren Kopf an seine Brust. Er legte einen Arm um sie und klopfte ihr
     immer wieder sanft auf die Schulter. Ich denke, Bazin hatte recht – er war wirklich verheiratet. Von wie vielen Leuten kann
     man das schon behaupten!
    Die Bazins wussten kaum, welch großen Dienst sie uns erwiesen. Man berechnete uns die Kerzen, das Essen, die Getränke und
     die Betten, in denen wir schliefen. Doch auf der Rechnung stand nichts von den freundlichen Worten des Mannes und auch nichts
     von dem hübschen Anblick seines Ehelebens. Und es gab noch etwas, was nicht berechnetwurde, ihre Höflichkeit, die unser Selbstwertgefühl wieder geraderückte. Wir hungerten nach Rücksichtnahme, das Gefühl der
     Kränkung brannte uns immer noch auf der Seele, und die höfliche Behandlung schien uns unseren alten Rang in der Welt zurückzugeben.
    Wie wenig wir für unsere Lebensweise bezahlen! Obwohl wir ständig unsere Geldbörse zur Hand haben, bleiben die besten Dienste
     weiterhin kostenlos. Ich stelle mir gern vor, dass ein dankbarer Geist ebenso viel gibt, wie er nimmt. Vielleicht wussten
     die Bazins, wie sehr ich sie schätzte? Vielleicht wurden auch sie von etlichen Kränkungen geheilt?

Die Oise hinunter: Durch das Goldene Tal
    Hinter La Fère strömt der Fluss durch eine offene idyllische Landschaft, grün, üppig, von Viehzüchtern geliebt, das Goldene
     Tal genannt. In großen Bogen und in einem hurtigen gleichmäßigen Galopp säumt der endlose Strom die Felder und macht sie fruchtbar.
     Kühe und Pferde und kleine lustige Esel grasen gemeinsam auf den Weiden und kommen in Scharen ans Flussufer, um zu trinken.
     Sie geben ein seltsames Bild in der Landschaft ab, besonders wenn sie aufgeschreckt werden und man sie mit ihren ungleichen
     Körpern und Gesichtern hin und her galoppieren sieht. Es ist, als sähe man große grenzenlose Pampas mit den Viehherden der
     Nomadenvölker. Auf beiden Ufern waren in der Ferne Hügel zu erkennen; auf einer Seite reichte der Fluss zuweilen bis an die
     bewaldeten Ausläufer von Coucy und Saint-Gobain.
    Die Artillerie übte in La Fère, und bald gesellte sich dieHimmelskanone zu jenem lautstarken Spiel. Zwei Kontinente aus Wolken trafen sich über uns und tauschten Salven aus, während
     wir in allen Himmelsrichtungen am Horizont Sonnenschein und klares Wetter über den Hügeln sahen. Wegen der Kanonen und des
     Donners waren die Herden im Goldenen Tal verängstigt. Wir konnten sehen, wie sie ihre Köpfe schüttelten und in furchtsamer
     Unentschlossenheit hin und her trabten; als sie sich für eine Richtung entschieden hatten und der Esel dem Pferd folgte und
     die Kuh dem Esel, erschallte das Donnern ihrer Hufe weit über die Wiesen. Es klang martialisch, wie ein Angriff der Kavallerie.
     Und alles in allem bot man uns oder zumindest unseren Ohren eine aufrüttelnde Schlachtszene zur Unterhaltung.
    Schließlich schwiegen die Kanonen und der Donner, die Sonne schien auf die feuchten Wiesen, die Luft war mit dem Odem frohlockender
     Bäume und Grasduft parfümiert, und der unverdrossene Fluss trug uns mit Höchstgeschwindigkeit weiter. Bei Chauny kamen wir
     an einem Fabrikgelände vorüber, danach wurden die Ufer so hoch, dass sie das angrenzende Land verbargen und wir nichts als
     Abhänge aus Lehm und eine Weide nach der anderen sahen. Nur hin und wieder fuhren wir an einem Dorf oder einer Fähre vorbei,
     und ein verblüfftes Kind blickte uns

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