Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
vergessen haben.“ Er pfiff ein Liedchen und die Melodie wurde, während er in der Kiste herumkramte, immer schneller und hektischer. „Oh, die liebe Ordnung!“ unterbrach er sich schließlich.
„Hach, hach, hach! Wäre ich doch nur ein kleines, winziges bisschen pedantischer!“ Wieder pfiff er, wurde langsamer, plötzlich stoppte er und sein Kopf fuhr hoch. „Da fällt mir ein, dass er ja gar nicht vergiftet werden darf!“ wisperte er erschrocken und schaute dabei durch die Bretter des Regals nach dem Hajep.
„Ach, und warum?“ Sie zupfte ihn ungeduldig am Ärmel.
„Seine Kumpels ... also die lynchen mich doch, wenn die herausfinden, von wem das Gift stammt“, wisperte er kaum hörbar.
„Meinen Sie, dass die das später herausfinden können? Das glaube ich nicht!“ wisperte sie zurück.
„Ohdochohdoch, was denken Sie, was Hajeps so alles finden können. Ich gebe ihnen lieber nur ein Schnäpschen, mit mehr kann ich leider, leider nicht dienen.“
„Aber die Tabletten?“ keuchte sie.
„Lieber nicht! Zusätzlich mit Alkohol könnten sie nämlich leicht zum Tod führen. Grinsen Sie nicht. Was glauben Sie, was der mir sagt, wenn Sie vorher gestorben sind! Nehmen Sie doch diese netten Vitamindinger hier, das genügt!“
„Ja, aber, ich wollte doch ... allerdings erst, wenn es so weit ist.“
„Eben, eben, das ist zu riskant, nachher ist er sauer! Hajeps werden schnell sauer! Das kann ich Ihnen nur flüstern! Da, trinken Sie einen ordentlichen Schluck, das wird der eher verstehen und machen Sie schnell, denn er kann gleich kommen!“
„Aber ich ...“
„Schnell!“
Margrit kippte sich den Schnaps in den weit geöffneten Mund. „Donnerwetter, ist das ein Gesöff!“ japste sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. „Das brennt ja vielleicht im Hals und erst recht im Magen! Aaaah!“
„Das will ich meinen!“ Der Dicke lachte voller Stolz. „Trink ich nämlich auch immer, wenn es mir dreckig geht. Und so unterernährt wie Sie sind, dürfte Sie das so richtig durchwärmen. Na, noch ein Schlückchen? Haben ja nur kurz genippt!“
„Och, das reicht, glaube ich!“ Sie hielt ihm die Flasche entgegen.
„Eben nicht.“ Er schob ihre Hand mit der Flasche zurück. „Da Sie so einiges erwarten wird, was Sie bei ihrer schwächlichen Gestalt kaum lange durchhalten werden, brauchen Sie schon viel Schna ... äh … Humor!“
Margrit setzte die Flasche stirnrunzelnd wieder an ihren Mund. „Ist aber ein fürchterliches Gesöff!“
„Fürchterliches Gesöff?“ echote Pomadenmaxe gekränkt. „Na, hören Sie mal! Ich habe das selbst gebraut!“
„Das merkt man!“ erwiderte sie trocken. „Aber falls Sie Recht haben sollten, ist es tatsächlich besser, sich ein bisschen zu betäuben - aber nicht zu sehr!“ mahnte sie sich selbst und dann hielt sie sich die Nase zu und nahm einen kräftigen Schluck, setzte die Flasche ab, wartete und ächzte dann: „Puh, wird mir plötzlich heiß …“
„Ach, das legt sich gleich wieder!“ kicherte der Händler.
„... und schwummerig! Ja, glauben Sie denn, dass mein Verstand danach noch anständig funktioniert? Ich meine, so dass ich später noch fliehen kann?“
„Fliehen?“ Der Dicke machte große Augen.
Margrit nickte, setzte die Flasche an und es gluckerte.
„Sie ... und vor einem Hajep?“ Er lachte seltsam.
Margrit nickte abermals, es gluckerte erneut und sie hustete.
„Das ist zwar noch niemandem geglückt, aber warum nicht? Es ist immer ganz gut, wenn man ein paar verrückte Gedanken zum Festhalten hat.“ Pommi betrachtete sie mitleidig.
„Aber, aber dieser Hajep hat nicht so alle ... ich meine da oben ...“, sie tippte sich, dabei vor und zurück schwankend, an die Stirn und Pomadenmaxe drückte erschrocken ihre Hand herunter, „... beieinander!“ sagte sie trotzdem. „Ich habe nämlich darin Erfahrung, bin Psychologin.“ Sie warf sich stolz in die Brust.
Und er ächzte: „Oh Gott!“
„Machen Sie nicht so ein Gesicht. Also, da der hier wie ein Kind ist, weil er wohl keine Kindheit hatte ...“
Der Händler seufzte.
„... werde ich, glaube ich, schon irgendwie mütterlich mit ihm fertig werden.“
„Das denken Sie!“ murmelte Pomadenmaxe. „Kein Mensch ist einem Hajep gewachsen und wenn der noch so dämli ... oh Gott, jetzt habe ich es selbst gesa ...“ er schlug sich entsetzt auf den Mund.
„Hat der doch nicht gehört!“ sagte Margrit mit einem Male sehr ruhig und ziemlich laut. „Mein lieber
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