Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
nahm dann widerstrebend neben ihm Platz.
„Nanu?“ ächzte sie, denn sie merkte plötzlich, dass ein kleiner, glänzend schwarzer Käfer in ihrem Haar verblieben war.
Sie holte ihn geschickt mit ihren schmalen Fingern aus der Haarsträhne, die sie sich ins Gesicht gezogen hatte und ließ ihn dann in ihre Handfläche fallen, um ihn genauer zu betrachten. „Ist er nicht schön?“ rief sie verzückt aus.
„Nurrfi, nurrfi!“ bestätigte er Kopf nickend. „Was is das for eine Sorte?“
„Keine Ahnung ... hi, hi, wie das kitzelt!“ quiekste sie, denn schon krabbelte der Käfer in Margrits Handfläche herum.
Der Hajep zog, wohl sehr neugierig geworden, wieder die Handschuhe aus. „Gib ihn miir!“ befahl er. „Ich will, dass der auch bei mir kizzellt!“
„Ich weiß nicht, ob er das will!“ meinte Margrit nachdenklich. Der Käfer hielt indes auf Margrits Fingerspitze an, stellte wohl fest, dass er da zu Fuß kaum weiterkonnte. Eiskalte Fingerstumpen griffen einfach zu. „Huch, nicht so doll!“ rief Margrit erschrocken. „Du musst vorsichtig sein.“
„Bin isch ja!“ fauchte er und legte den kleinen, schwarzen Kerl in seine Handfläche, auf dass er krabbeln sollte wie bei Margrit, doch der regte sich nicht. Der Hajep gab dem verstörten Käfer mit dem Finger einen kleinen Schubs, damit er endlich lief, aber der verharrte nun erst recht. Nun stupste er den Käfer abermals an, jedoch etwas härter.
„He, du solltest nicht so ungeduldig sein!“
„Ach nein?“ fragte er, denn der Käfer hatte bereits einen weiteren derartigen Schubs erhalten, dass er auf den Rücken geplumpst war und nun kläglich mit den Beinchen zappelte.
„Weißt du, du musst dich nur in die Lage des Käfers hinein versetzen!“
„Muss isch das denn?“ krächzte der Hajep unwillig. „Xorr“, setzte er wütend hinzu, denn der Käfer krabbelte nicht weiter, obwohl er ihn zurückgedreht hatte. „Boldona! Maststück, dammeliges!“ Und er schob ihn einfach auf seiner Hand vorwärts.
„Bleib doch bitte ruhig, ja?“ ächzte Margrit.
„Bin isch ja!” brüllte der Hajep. „Käfer nur kack is!” Seine Augen wurden wieder zu kleinen, gefährlichen Schlitzen und er legte eine Pranke über die andere.
„Was hast du vor?“ rief Margrit deshalb erschrocken.
„Xorr, isch mache nur dem Käfer ein wenig Axt ... Arzt?“
„Angst?“
„Rischtick. Ke, ke!“ zischelte er zufrieden. „Jeder muss tun, was auch immer isch will! Hinji!” wisperte er dem Käfer zu und rollte dabei hämisch mit den Augen. „Kontriglus, so haben wir wohl nicht gewettettet, chesso? Nunni würd es immer änger und änger“, seine Augen leuchteten weiterhin grimmig, „in diesem Handschinn ... Häändchen!“ Er rollte die beiden Pranken nun zähnefletschend zu einer einzigen Faust zusammen, bis es knirschte.
Margrit machte ein entsetztes Gesicht. „Ich hoffe, du hast ihn jetzt nicht ...“ das Ende des Satzes war nur ein leises Keuchen.
„Geketscht?“ vollendete er zögernd ihren Satz.
„Ja - nein ... gequetscht meinte ich eigentlich!“ erklärte sie.
Er hielt nachdenklich den Atem an und musste schlucken. „Das meinte isch eigentlich auch!“ erwiderte er gedehnt, während er nicht ohne Skepsis seine beiden zusammengeballten Pranken betrachtete. „Nunni?“
„Was ... nunni?“
„Nunni is nischt schlümm, toter Käfer kommt in meine Sammlung!“ Er beleckte sich ziemlich nervös die blauen Lippen.
„Sammlung?“ keuchte sie. „Du sammelst tote Käfer?“
„Akir … und Köpfe!“
„K ... Köpfe?“ Oh Gott, warum war ihr nur schon wieder kotzübel?
„Naja, fängt ja auch beides mit ´K` an!“ versuchte sie sich zu trösten.
„Aber nür, wenn ... saginn wir, dass dieser Käfer ... sowas kann doch sein, dass er nischt mehr sein kann, chesso?“ Er blickte sie irgendwie hilflos an.
„Puh ... tja … öffne doch einfach mal die Hände!“ verlangte Margrit sehr gefasst.
„Soll ich würgelisch?“ ächzte er mit großen Augen.
Sie nickte beklommen.
„A - akir!“ Vorsichtig und mit immer länger werdendem Gesicht öffnete er seine beiden entsetzlichen Pranken. Drinnen lag der kleine Schelm jedoch unbeschädigt. Der Hajep wollte schon aufatmen, aber da bemerkte er, dass der Käfer die Beine steif an den dicken Körper gezogen hatte. Er regte sich nicht mehr. Zögernd tippte der Riese ihn an. „Tot!“ keuchte er und dieses Wort klang überraschenderweise enttäuscht, fast erschrocken. Er hob den Blick, sah jedoch
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