Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
eigene Pfütze.
Sie wusste, das war Rache! Aber der Aufprall, die Erschütterung, der Schmerz und das, was sie wohl noch zu erwarten hatte, ließen ihre Sinne in einem großen, schwarzen Loch mehr und mehr davon trudeln. Nur noch undeutlich sah sie, wie der Feind plötzlich fieberhaft nach irgendetwas wohl ungeheuer Wichtigem an seinem Waffengürtel zu suchen begonnen hatte. Schließlich schüttelte er den Kopf.
„Es is weg?“ keuchte er fassungslos.
Sie war eigentlich ganz zufrieden darüber. „Na, dann machen wir es doch später!“ schlug sie zwar sehr leise, aber ausgesprochen geistreich vor.
„Asaton hat es wohlig ... quatsch ... wohl vorhin in Würzbook verloren!“ krächzte er aufgeregt. „Und was mach ich nunni?“
„Nichts!“ sagte sie recht erleichtert.
Immer noch wie im Nebel bemerkte sie nun, wie der Feind mit einem Male begeistert ausrief: „Bei Ubeka, habe ja noch Ersatzschinn mit dabei gehabt!“ Und dann holte er schwungvoll ein eigenartiges, ballförmiges Ding von seinem Gürtel!
„Nunni wird sich aber entelisch bedankt!“ kreischte er wieder ziemlich hysterisch. „Denn jetzt kommt die ... die Axt ... hm ... der würgelische Hammer ... der Knaller ... der Knüller ... na, egal!“ Und dann sprayte er Margrit mit einer ekelhaften Schaummasse einfach von oben bis unten voll.
Das war zu schrecklich, denn sie bekam dabei fast keine Luft mehr. Selbst in den Nasenlöchern, in den Augen, im Mund und in den Haaren war Schaum. Er drehte Margrit herum und besprühte auch ihre Rückseite mit dieser sonderbar nach Pflanzen und irgendwie auch tierisch stinkenden Flüssigkeit. Sie musste dabei in einem fort niesen und husten. Und nun sah sie, wie er sich über sie beugte, ihr die Brille auf die schaumige Nase setzte und dabei zufrieden grunzte.
„Wird richtick nurrfi, Ninschinn!“ Kleine, helle Punkte tanzten immer wilder flirrend vor Margrits Augen und dann verschluckte sie endgültig die Nacht.
Kapitel 12
Wenig später sträubte sich Margrit vergeblich, wach zu werden, aber der eigenartige Geruch, welcher ihr plötzlich in die Nase gestiegen war, forderte sie brutal dazu auf. Sie hörte ein seltsames Fingerschnippen und dann einen schmerzvollen Laut. In einiger Entfernung begann etwas zu summen.
Sie spürte zwei Hände, die sie packten. Man hatte ihr vermutlich etwas Aufmunterndes in die Nase gesprayt, dennoch hielt sie die Lider krampfhaft geschlossen. Während ihre Sinne ganz allmählich zurückkehrten, merkte sie, dass sie wohl nicht mehr irgendwo lag, sondern inzwischen von etwas starkem, festen umgeben war. He, das fühlte sich ja fast wie ein warmer Körper an! Ihre Arme baumelten kraftlos hinab und ihr Kopf wankte leicht hin und her, während sie fortgetragen wurde.
„Bist wach!“ hörte sie die raue Stimme des Feindes dicht an ihrem Ohr. „Nischt hummeln! Augen auf!“
Wind wehte irgendwie um Margrit herum, also waren sie noch immer im Freien, und dann hörte sie nicht nur dieses ihr inzwischen recht vertraute Surren und Summen ganz in der Nähe, sondern auch das hässliche Quaken des komischen Flugdings, das wohl gerade ganz in der Nähe gelandet war.
„Schummeln!“ verbesserte sie ihn schläfrig und riskierte zunächst nur ein Auge. Es war dunkel und sie sah Äste von schwachem Lampenlicht bestrahlt über sich schaukeln.
„Andere auch!“
„Naaa gut!“ Sie schaute ihn mit beiden Augen an. Sein Gesicht, die nackten Arme, ja sogar seine Schultern leuchteten in einem sanften Hellblau, da diese noch immer vom Lämpchen an seiner Stirn bestrahlt wurden.
Sie atmete tief durch, versuchte sich zurechtzufinden, denn wieso war der Hajep eigentlich - sie schluckte - nackt? Was war passiert? Hatte er, als sie ohnmächtig gewesen war, mit ihr ...? Oh Gott, schrecklich, grausig, einfach nicht auszudenken!
Sie betrachtete daher den Hajep so gut, wie es von seinen Armen aus ging, von oben bis unten, denn vielleicht irrte sie sich ja auch!
Und er beobachtete sie seinerseits, wenn auch ausgesprochen vorsichtig, unter diesen seltsamen, leicht gesenkten Lidern.
Puh, Gott sei Dank hatte er ein Unterhemd an! Wie beruhigend! Aber wo hatte er das her? Ziemlich tief ausgeschnitten das Hemdchen! Und völlig verrückt diese Farben! Quietschgrün mit neongelben und schockorangenen Blümchen drauf. Na ja! Wird er wohl im Auto gehabt haben. Und wie stand es nun mit dem Rest seines Körpers? Der konnte nämlich – sie errötete bei diesem Gedanken – trotzdem unbekleidet sein.
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