Das Licht der Hajeps - Entscheidungen (German Edition)
ein stechender Schrei aus Margrits Mund, die andere Hand riss irgendeine Waffe von dessen Gürtel. Betäubt von dem Schmerz, den der schrille Schrei direkt in seine hochempfindliche Gehöröffnung verursacht hatte, stieß der Soldat die entsetzliche Frau abwehrend von sich.
Margrit schrie weiter gellend vor sich hin, diesmal vor Angst, weil sie zur Luke hinaus, noch immer im Netz verwickelt, pfeilschnell in die Tiefe sauste. Diguindi schaute ihr besorgt hinterher, dann gab es nur einen kurzen, schrecklichen Ruck und das Netz hing ein paar Meter tiefer fest an den Halteseilen. Margrit schlenkerte hin und her und wurde schon wieder empor gezogen. Panik schnürte ihr abermals die Kehle zu.
Würde sich der freche Soldat an ihr rächen dürfen? Sie wusste ja, wie grausam die Gesetze der Hajeps waren! Sie bemerkte nebenbei, dass es entschieden heller geworden war und das Kontrestin, welches die ganze Zeit unbeirrt seinen Flug fortgesetzt hatte, noch immer über dem Fluss flog, jedoch erstreckten sich inzwischen nicht nur großflächige Waldgebiete zu beiden Seiten des Mains, sondern auch kleinere und größere Gebirgszüge.
Die Aussicht war wunderschön, nur hatte Margrit leider keine Flügel und war auch nicht so winzig klein wie ein Schmetterling um durch die widerwärtigen Maschen des Netzes zu schlüpfen und befreit zur Erde segeln zu können.
Wieder rückte sie der Luke näher. Diesmal ging es allerdings recht bedächtig das letzte Stück aufwärts! Margrit fror immer noch ganz erbärmlich! Man ließ sich dennoch viel Zeit. War das die Strafe? Aus dem Inneren des Flugschiffs meinte sie, aufgebrachtes Stimmengewirr zu hören. Wurde da etwa jemand ausgeschimpft? Sie blickte auf die Waffe, die unter ihrem Bauch im Netz lag. Sie hatte etwas kolossal Beruhigendes an sich! Dann bemerkte sie, dass die Maschen des Netzes sich auf der linken Seite gelockert hatten. Ein Hauptstrang des eigenartigen Geflechts war wohl vorhin durch das gewaltsame Hochreißen beschädigt worden und der empfindliche Mechanismus funktionierte daher an dieser Stelle nicht mehr richtig. Somit hatte Margrit endlich etwas mehr Platz im Netz.
Sie zog als erstes das Hemd hinunter, klemmte dessen Zipfel zwischen ihre Schenkel, damit diese nicht mehr hoch geweht werden konnten und visierte schließlich mit der etwa unterarmlangen Waffe die Luke an. Doch da gab es ein kleines Problem, denn wie setzte man so etwas in Gang?
Im Inneren des Militärfliegers war es wieder ziemlich unruhig geworden. Der Soldat, welchem Margrit die Ohrkappe abgezogen hatte, suchte wohl gerade nach dieser, denn man konnte durch die Luke erkennen, wie er gebückt den Boden des Flugschiffes in Augenschein nahm. Rekomp Japongati schimpfte ihn währenddessen aus und fuchtelte zur Unterstreichung seiner Worte wütend mit dem Arm Richtung Ausgang. Diguindi hingegen schaute ziemlich gelassen dabei zu, nur dann und wann seinen gut aussehenden Kopf schüttelnd.
Fieberhaft tastete Margrit indes alle Sensorenfelder an der Waffe ab. Sie versuchte es sogar mit Morsesignalen.
„Hich, hich!“ hörte sie die Männer überrascht murmeln, die sie beobachteten. „Te wan noan!“
„Kontriglus!“ stimmte ein anderer zu. „Te gun dedi kor!“ Alles nickte.
„Ach, seid ruhig!“ murmelte Margrit konzentriert, während sie weiter wie verrückt an der Waffe herumfummelte.
Die Soldaten hockten sich nun wieder im Inneren der Schleuse hin, um besser zu Margrit hinab sehen zu können und die zuckenden Gesichter verrieten eine eigentümliche Heiterkeit, einen gewissen Spaß an Margrits aggressiver Hilflosigkeit.
„Sanna! Wuuun sanna, chesso?“ rief nun Rekomp Japongati beruhigend und freundlich zu ihr hinunter. „Jelso ken. Noi guo tor clerte tagurem!“
„Nein!“ brüllte sie energisch hinauf, obwohl sie nicht so recht wusste, was er damit andeuten wollte.
„Omt nein!“ Er schüttelte recht eindrucksvoll den Kopf. „Inem akir!“ Er nickte passend dazu.
„Doch nein!“ brüllte Margrit bockig, als sie nahe genug war.
„To kos jonkert, moi redemdo!“ brüllte er ebenso laut zurück, beugte sich dabei weit zur Luke hinaus und schüttelte demonstrativ die Faust. Dann verschwand er, leise etwas vor sich hin brummelnd, wieder im Inneren der Schleuse. Er hatte wohl den Mechanismus für das Netz auf eine höhere Geschwindigkeit eingestellt, denn Margrit sauste jetzt buchstäblich hoch!
Da war es schon wieder aus mit ihrer Beherrschung! Sie warf sich widerstrebend in ihrem Netz hin
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