Das Licht der Hajeps (German Edition)
seiner kleinen ‚Flossen‘ aus und schickte sich an, das winzige Tal zu überqueren, somit direkt auf Margrit zuzusteuern, die dort in der Mitte stand.
Ein fast melodisches, feines Summen und Brummen wie von tausenden Bienen erfüllte nun die Bergwelt und mit einem Male wurde das Tal von einem kräftigem Luftzug durchweht. Seltsame rüsselförmige Düsen schoben sich aus dem Bauch des komischen Dinges. Die Büsche und Bäume an den Berghängen wogten und bewegten sich dabei hin und her und das Singen dieser fremdartigen Schläuche ließ die Erde immer stärker dröhnen.
Margrit hatte sich zu viel Zeit gelassen, hätte einfach lieber die Flasche liegen lassen und davonrennen sollen. Nun war es wohl zu spät!
Dennoch rannte sie wie noch nie in ihrem Leben, den Blick ab und an zum Himmel gerichtet. Der Hall warf sich gegen die Bergwände und scholl von dort aus wieder, und dann war das Ding hinter ihr her. Es sang ihr in die Ohren und der ungeheure Luftzug wirbelte ihr die Haare ums Gesicht. Man hatte Margrit schon so viel über die seltsamen Flugzeuge der Hajeps erzählt, doch es war kein Vergleich, wenn man so etwas mit eigenen Augen sah!
Funkelnd und viel größer als sie es erwartet hatte, flog das Wabbelding unter den in abendlichem Rosa getönten Gewitterwolken dahin. Das also war eines dieser Glitzerboote, eines dieser Riesenblasen, über die sie schon die furchtbarsten Dinge gehört hatte.
Ganz gewiss sahen die Außerirdischen Margrit schon seit einem Weilchen hier unten um ihr Leben laufen, gleich einer Ameise, winzigklein, auf die schützenden Berghänge zutrippeln. Würde sie es schaffen? Würde es ihr gelingen den tödlichen Xagama-Strahlungen zu entkommen? Oder hatte sie nur noch den Bruchteil einer Sekunde zu erleben, zeugte bald ein kleines Häuflein Staub davon, dass hier einstmals ein Mensch gelebt, gehofft und geatmet hatte?
Noch näher kam das Schiff. Es bewegte sanft die vier transparenten Flossen und dann war es auch schon fast über ihr. Margrit wusste nicht, ob es nur das Erdreich war, das um sie herum und unter ihr so schrecklich zitterte, oder sie selbst. Sie wusste auch nicht, ob der peitschende Wind aus den Düsen des Flugschiffes über ihr sie mit ihren eigenen Haaren derart geißelte, oder dies nur so heftig geschah, weil sie so verzweifelt auf den rettenden Felsen zujagte. Oh, warum, warum nur war sie vorhin nicht einfach in den See hineingelaufen? Zum Zurückrennen war es nun zu spät. Und dort, vor ihr, oh nein! Was lag denn da? Dort befanden sich nichts als riesige Steine und Geröll!
Auf dem Hinweg hatten diese sie kaum gestört. Sie war einfach in Ruhe darüber geklettert, hatte die kaum bewusst wahrgenommen – aber jetzt? Da musste sie aufpassen! Nur nicht stolpern! Bloß nicht ausrutschen! Aber schnell – schnell!
Ihre Füße in den zerrissenen Turnschuhen hüpften nun über die Klumpen, stießen schmerzhaft an deren spitze Kanten. Keine Zeit, dabei zusammenzuzucken, keine Zeit, das Gesicht zu verziehen! Immer weiter, weiter! Und schier endlos waren die Berge noch immer entfernt.
Sie schaute wieder kurz nach oben. Da! Das fliegende Boot öffnete gerade eine kleine Klappe in seinem silbern schimmernden Bauch, auf welchem der Kopf eines roten Drachens, der eine weiße Schlange fest im Maule hielt, zu sehen war. ‚Sie schießen!‘ durchfuhr es Margrit und schon wieder dachte sie dabei an den komisch zischelnden Ton, der ertönen sollte, sobald dieser seltsame ‚ Xagama’ -Strahl auf Menschen traf.
Sie machte einen gewaltigen, verzweifelten Satz nach vorn, aber dort – nein – wieso kam ihr plötzlich dieser Felsbrocken in die Quere? Ihr Fuß hatte ihn nicht übersprungen, sondern war daran hängen geblieben und schließlich daran abgerutscht! Verloren! Sie spürte einen starken Stich und hart stürzte sie nach vorn. Aus und vorbei! Sie kauerte eingeklemmt zwischen den Steinen, hielt sich schluchzend das Knie, warf einen letzten Blick zu den Bergen, unerreichbar waren sie nun – für immer!
Kapitel 13
Aber was sah sie denn da? Huschte dort hinten nicht ein Schatten? Ja, es war eine große, kraftvolle Gestalt, die plötzlich von einem kleinen Felsvorsprung todesmutig hinunter zu ihr in das Tal sprang.
„George! Nein, nicht!“ Obwohl sie so laut wie möglich geschrieben hatte, wurde ihre Stimme buchstäblich von den singenden Düsengeräuschen verschluckt. Sie ruderte verzweifelt mit den Armen, schüttelte wild den Kopf, versuchte, sich ihm durch
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