Das Licht der Hajeps (German Edition)
mir!”
„Komm’ her zu mir!” äffte er sie geziert nach. „Denkst du denn, ich bin dämlicher als dieser Mörder? Wie sich das anhört! Fast so wie: Fiffilein komm’ endlich! Hm, seltsam, weshalb er wohl diese Geräte bekommen hat? Und vor allem von wem?“
„Bitte Paul!” flehte sie. „Lass’ es trotzdem in Ruhe, ja?”
„Haaaa!” freute er sich. „Ich habe wohl das richtige Feld getroffen!”
Margrit war wie erstarrt, da mit einem einzigen Schmatzer die Wolke in den Kasten hineingesaugt worden war. Stattdessen zeigte sich jetzt ein blitzender Henkel oben am Gerät. Noch ehe Margrit ihre Stimme wieder gefunden hatte, griff Paul zu, nahm das ‚Wabbelding’ hoch und schwenkte es leise lachend am Tragegriff hin und her. Es schien so, als hätte er jede Angst davor verloren. „He, ich hätte da eine Idee, wie wir diesen Killer für alles bestrafen könnten!“ schlug er mit blitzenden Augen vor.
„So? Aber du weißt doch gar nicht, ob er überhaupt Schuld hat, Paul!“
„Aber sicher doch! Meinst du denn, dass er uns tatsächlich die Wahrheit eingestehen würde, wenn wir ihn wecken würden? Der Kerl lügt doch wie gedruckt. Wirklich Margrit“, er lief um den Schlafenden herum, bückte sich und ergriff mit der anderen Hand Georges gestohlene Schuhe, „wie stellst du dir denn das eigentlich vor?“
Er warf einen Blick auf die Uhr am Handgelenk des Schnarchers, wagte sich da aber nicht heran. „Meinst du denn, wenn herauskäme, dass er tatsächlich Schuld hat, wir könnten diesen bärenstarken Typen so einfach gefangen nehmen? Selbst wenn uns das gelänge, wohin mit ihm? Es gibt hier weder Polizei noch ein Gericht! Alles geht doch drunter und drüber. Also müssen wir ihn selbst bestrafen.“
„Na gut!“ wisperte sie aufgeregt. „Wir bestrafen ihn, indem wir ihm sein Rad wegnehmen, das er ganz bestimmt unten in der Nähe versteckt hat.“
„Gute Idee!“ meinte er überrascht. „Hätt` ich dir gar nicht zugetraut!“
„... und wir holen uns seinen Rucksack …”, sie brach ab, bückte sich und tastete eines der in Papier eingewickelten Dinge ab, die im Grase lagen. Es fühlte sich weich und angenehm. Sie hob es auf und schnupperte daran. „Hmmmm ... lecker!” rief sie Paul zu und ihr Magen bestätigte rumpelnd die Feststellung. „Hab` ich`s mir doch gedacht. Das hier ist Proviant, alles fein säuberlich in Papier gehüllt!” Sie wickelte das Päckchen auf.
„Oh, gebratenes Hühnchen!” Margrits Aussprache war inzwischen etwas undeutlicher, da ihr – im wahren Sinne des Wortes – das Wasser im Munde zusammengelaufen war. Sie war so hungrig, dass sie sich kaum durchringen konnte, das Päckchen wieder fest einzuwickeln. „Woher hat das Kerlchen das bloß alles ergattert? Ein bisschen von dem Proviant werden wir ihm aber lassen, damit er nicht verhungert und die Schuhe braucht er auch. Er scheint keine anderen mehr zu haben.“
„Wie gütig!“ knurrte Paul. „Nein, nein, liebe Margrit. Wenn, dann machen wir schon Nägel mit Köpfen! Wir werden ihm alle Sachen wegnehmen, die lebensnotwendig sind und ihm ein weiteres Vorwärtskommen ermöglichen. Und dann wollen wir mal sehen, ob er uns weiter verfolgen kann.“
„Nein, Paul! Die Hajeps suchen doch alles nach irgendetwas ab. Wenn sie dann mit ihren hoch technisierten Geräten George entdecken? Ich weiß nicht, was sie mit ihm machen werden. Lass’ ihm wenigstens die Schuhe, damit er weglaufen kann.”
„Kommt nicht in Frage! Ein solches Ende hat der Kerl doch verdient!“
„Nur, weil du meinst, er habe dich in den Abgrund stürzen wollen? Nur wegen eines bloßen Verdachtes?“
„Wenn er auch kein Hajep sein sollte, Margrit, so arbeitet er zumindest mit Hajeps zusammen. Das beweist doch dieses Gerät! Hajeps wollen die Menschen ausrotten und er hilft ihnen dabei ganz gewiss, sonst hätte er nicht solch einen Kasten von ihnen erhalten. Also kannst du mich nicht mehr davon abbringen Margrit. Sei froh, dass ich ihn nicht erschossen habe und diesen Kompromiss wähle.“
Mit den Schuhen und dem Gerät begab er sich nun zum Rand der felsigen Plattform und Margrit folgte ihm, nachdem sie seufzend Georges Rucksack ergriffen und in diesen all die leckeren Dinge, die hier herumlagen, eingepackt hatte. Der Sack war ziemlich schwer, und sie warf ihn sich deshalb über die Schulter. Dabei entwich ihm ein wunderbar leckerer Duft.
‚Eigentlich bin ich ein richtiger Dieb!’ dachte sie beklommen. ‚Na ja, vielleicht ist er wirklich
Weitere Kostenlose Bücher