Das Licht der Hajeps (German Edition)
todsicher hier im Grase kauern, den Hintern hoch und starr wie ein gelähmtes Karnickel! Friss oder stirb! Margrit wählte, getrieben von heller Panik, weiterkrabbelnd, den Weg nach vorn.
Immer näher rückte Margrit dem Schlafenden, mit angehaltenem Atem und jedes Mal zusammenfahrend, wenn plötzlich ein Hölzchen unter ihrem Knie oder ihrer Hand knackte.
Es war ein ziemlich großer, starker Mann, der dort lag, dessen Oberkörper und Gesicht unter einem üppigem Busch verborgen waren. Der letzte Rauch seines verloschenen Lagerfeuers kräuselte sich die hellen Felswände bis zum schwarzen Nachthimmel hinauf als ein feines, durchsichtig schimmerndes Gebilde. Und es roch immer noch unwahrscheinlich gut nach gebratenem Fleisch und penetrant nach Schnaps!
Die Hosenbeine des Kerls schimmerten grau im schwachen Mondlicht. Der kleine Rucksack lag geöffnet neben dem Schläfer im Gras. Er schien leer zu sein. Neben dem Sack, lagen verschiedene, sorgfältig in Papier eingewickelte Dinge herum und etwas weiter davon entfernt entdeckte sie ein sehr merkwürdiges Gerät auf dem kargen Boden.
Was war das nur für ein komischer Kasten? Margrit hatte noch nie in ihrem Leben etwas Derartiges gesehen. Jedenfalls steckte an diesem Apparat ein siebförmiges, geleeartiges Gebilde, das über diesem schwebte, seine Größe und Form stetig veränderte und sich dabei um sich selbst drehte.
Da hörte sie ein Rascheln hinter sich! Sie japste erschrocken nach Luft, ihr Kopf fuhr herum! Der Mann hinter ihr - es war ganz eindeutig ein Kerl, gut an den breiten Schultern, Gang und Haltung zu erkennen - war ein erhebliches Stück nähergekommen. Er schlich nicht, robbte nicht auf dem Boden wie sie und war daher schneller!
Margrit hielt Ausschau nach allen Seiten. Wohin nur so fix ? Gehörten die Beiden zusammen oder wollte einer dem anderen gar etwas antun? Sollte man den hier nicht ganz einfach wecken? Oder war der, sie schluckte, wirklich so ein Hajep? Auf alle Fälle musste sie erst einmal von hier verschwinden. Aber wie?
Die steile Felswand hinter diesem Schnarcher hinauf ? Nein, ganz unmöglich! Das konnte man ja selbst mit Bergsteigerausrüstung kaum bewältigen.
Sie richtete sich daher auf, um schneller zu sein, machte hilflos einen Schritt vorwärts, da knackste es wieder unter ihrem Fuß. Verdammt! Diesmal musste es schon ein größerer, mürber Ast gewesen sein, denn es klang entschieden lauter, aber der Schläfer ließ sich nicht stören, schien einen gerechten Schlaf zu haben, kein Wunder bei der Alkoholfahne.
Jetzt kam Margrit ihm noch näher. Der Typ hatte seine Schuhe ausgezogen, wohl um es beim Schlafen gemütlicher zu haben. Margrit starrte auf diese, sie standen neben dem Lagerfeuer, wo auch ein Pappteller lag und auch ein kleiner Grillspieß. Sie musste den Klos, der ihr plötzlich im Halse saß, mit heftigem Schlucken bekämpfen, denn die Schuhe waren heil und erinnerten sie selbst im Nachtlicht irgendwie an die des Dörflers. Auch eine Uhr trug er an seinem Handgelenk. Margrit glaubte jetzt doch, dass vor ihr der Mörder lag, der den Verletzten Mann aus dem Dorf auf dem Gewissen hatte.
Plötzlich traf sie von hinten ein greller Lichtkegel. Das Entsetzen über ihre schreckliche Entdeckung hatte sie daran gehindert, sich noch rechtzeitig zu verbergen oder sich zumindest einen der Äste zu ergreifen die hier herumlagen, um sich zu wehren und nun? Gab es noch eine Chance? Vielleicht eine kleine List ? Sie blinzelte tapfer in den grellen Schein der Taschenlampe, der sie blendete, versuchte, das Gesicht der unheimlichen Schattengestalt zu erfassen, die auf sie zutappte.
„Paul?“ wisperte sie.
„Margrit?“ flüsterte er leise und nicht minder erstaunt zurück.
„Was machst du denn hier?“ entfuhr es Beiden gleichzeitig und nach einigem Zögern setzten sie vor Aufregung wieder zur selben Zeit an: „Das wollte ich dich doch eigentlich fragen!“
Nun mussten sie trotz aller Gefahr leise lachen. Sie gingen aufeinander zu und umarmten sich erleichtert. „Ich konnte nicht einschlafen!” erklärte er hastig. „Und wollte mir daher einen Gutenachtkuss von dir abholen.”
„He, ich mir auch!” quiekte sie. „Was ist mit den Kindern?“
„Sie schlafen wie die Engel, aber du warst nicht da und da habe ich dich halt gesucht. Habe mir heftige Sorgen um Sie gemacht, Frau Klugschnacker!“ Er küsste sie, doch dann stutzte er.
„Oh, Go – ott?“ keuchte er. „Liegt da hinten etwa jemand und schnarcht?“
„Ja,
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