Das Licht der Hajeps (German Edition)
die bloßen Schultern. „Paul ist nicht einmal mit dir verheiratet! Also, was willst du eigentlich?“
„Ich ...“, begann Margrit, wusste aber plötzlich nicht mehr so recht, was sie dazu anmerken konnte, ‚... liebe ihn!‘ hatte sie eigentlich hervorbringen wollen.
„Ach, behalt’ du doch ruhig diese Kinder“, plapperte Ilona einfach weiter. „Und ich behalte meinen Paul, okay?“ Sie beugte sich vor und ihre Zunge fuhr sacht über Pauls noch immer liebeshungrigen Mund. Er musste lächeln, wenn auch verstohlen.
„Ach, sie ist ja so ein Kind!“ mühte er sich noch schnell Ilona bei Margrit zu entschuldigen. Schon ließ das Mädchen das Hemd fallen und schlang beide Arme um seinen Nacken. „Jetzt nicht!“ keuchte er. „Ilona, hörst du, jetzt n …!“
Da konnte er nicht mehr anders, als sich den zarten und dann immer wilder werdenden Küssen des Mädchens zu ergeben. Es störte die Beiden ganz und gar nicht, dass Margrit dabei zuschaute.
Deren Blick verschleierte sich allmählich, heiße Tränen tropften ins Gras. Gesenkten Hauptes schlich Margrit endlich von dannen.
Kapitel 20
Noch am selben Tage machte Margrit Anne und Herbert deutlich, dass sie ohne Paul weiterziehen wollte. Natürlich waren die Beiden zunächst total geschockt, doch dann erzählte Margrit, was vorgefallen war.
Da auch diese Familie verständnisvoll für jedes Gefühl der Liebe war, verurteilte niemand Paul oder Ilona, aber man reagierte auch nicht mit Unverständnis, dass Margrit traurig darüber war und dies nicht länger ertragen wollte.
„Überleg’s dir trotzdem noch mal, Margrit!“ gemahnte sie Annegret. „Auch wenn die Außerirdischen unbesiegbar sein sollen, so stellt ein Mann an eurer Seite doch immer einen gewissen Schutz dar!“
Gesprächig wie Annegret war, teilte sie dabei Margrit mit, dass es ihr schwerfallen würde, sich von Ilona zu trennen. „Das Mädchen ist uns inzwischen sehr ans Herz gewachsen, stimmt’s Herbi?“
Der hatte nur Zeit für ein kurzes „Ja“, denn sogleich begann Annegret zu erzählen, was sie bereits mit ihr erlebt hatten. „Sie ist im Grunde ein guter Kerl!“ endete sie und Herbi nickte dazu grinsend.
„Das kannst du vielleicht nicht verstehen, weil sie dir den Mann weggenommen hat, aber …“ Annegret konnte, wenn sie erst einmal in Fahrt gekommen war, so schnell nicht mehr aufhören, und nur hier und da warf Herbert etwas dazu ein, aber immerhin kam dabei heraus, dass sie nur noch bis Coburg ziehen und dort ihr Glück versuchen wollten.
„He, da ist es ganz günstig, das bei dieser Gelegenheit gleich mal genauer abzusprechen!“ schlug Herbert endlich vor. Er war zu Worte gekommen, weil Annegret eine Fliege ins Auge gefallen war. „Nee wirklich, diese viele Latscherei, das ist echt nichts mehr für mich! Tja, wenn ich die verdammten Kreuzschmerzen nicht hätte, dann würde ich vielleicht ...“
„Ach, das ist es nicht allein!“ schmetterte Annegret, da sie die Fliege endlich aus dem Auge hatte, sofort wieder dazwischen. „Vergiss Dieterchen nicht. Er mit seinen dünnen Beinchen, wie soll er das noch weiter schaffen?“
„Och“, warf Margrit ein, „der springt doch ganz munter damit herum!“
„Ich strapaziere eben nicht meine Kinder so wie du!“ fauchte Annegret.
„Besser strapaziert als eines Tages von den Hajeps geschnappt!“ konterte Margrit.
„Davor kannst du deine Kindern auch nicht schützen!“ zischte sie zurück.
„Na, na, na, ihr werdet euch doch nicht zu guter letzt in die Haare gehen?“ rief Herbert besorgt. „Ihr habt ja beide Recht! Jawoll, sowas kann es geben! Niemand weiß doch im Grunde, was mit uns heute oder morgen geschehen wird!“
Beide Frauen atmeten mit hochroten Gesichtern tief durch. Er hatte wirklich Recht. Margrit besann sich als Erste und begann in etwas ruhigerer Tonlage: „Also, Muttsch und ich möchten vorerst keine größere Stadt betreten und erst in Würzburg bleiben.“
„Erst in Würzburg?“ riefen die Beiden wie aus einem Munde. „Das ist vielleicht eine Strecke. Na schönen Dank!“
Dann trat für einen Augenblick Stille ein, was sehr erstaunlich für Annegret war.
„Schade!“ meldete sich Herbert als Erster. Er senkte den Kopf, dann schaute er zu Muttsch und den Kindern, die gerade in einer Waldeslichtung wieder einmal Verstecken spielten. „Die armen Kleinen“, er kam nicht mehr weiter, denn er wischte sich mit dem Handrücken über die Nase, „sie haben sich doch inzwischen so gut
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