Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)

Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition)

Titel: Das Licht der Hajeps - Guerillas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doska Palifin
Vom Netzwerk:
wenn auch mit klopfendem Herzen und angehaltenem Atem, wieder auf und begann ihre Glieder, in denen es kribbelte, wie in einem wild gewordenen Ameisenhaufen, zu dehnen und zu strecken, und dann kletterte sie, nein, fiel sie fast hinaus aus ihrem Sack.
    Sie streckte vorsichtig abwechselnd die Beine weit von sich und schüttelte sie aus, wobei sie sich am Geländer festhielt und darüber nachgrübelte, wie sie jetzt wohl aus dieser Stadt hinaus kommen konnte und kam zu dem Schluss, dass es wohl das Beste wäre, hier so lange zu bleiben, bis sämtliche Hajeps fort waren. Sie runzelte düster die schmutzige Stirn. Das konnte vielleicht Stunden, ja, eventuell sogar bis zum Abend dauern, wenn die Hajeps vielleicht noch ihren Feldzug feierten.
    Sie sah sich um. Der eine der beiden Säcke war inzwischen vor die Kellertür gekippt, aber das störte sie nicht. Ziemlich steifbeinig lief sie die Treppe hinauf, immer noch ein wenig ängstlich, an den Tüten der Hajeps, die sich zum Teil beim Hinabrollen entleert hatten, im großen Bogen vorbei, und als sie oben angelangt war, seufzte sie erleichtert, denn diese Stille, diese himmlische Ruhe, die hier mit einem Mal herrschte, war schöner als die schönste Musik! Sie wollte lauschen, ob sich die Hajeps vielleicht sogar aus der Stadt zurückgezogen hatten, denn sie hörte sie kaum noch.
    Direkt vor der Eingangstür stoppte sie jedoch mitten im Schritt, denn vor ihren Füßen lag ja das kleine Andenken des Feindes, das Stiftchen. Sie wäre beinahe draufgetreten. Ja, dort lag der tödliche Verräter, das Pfeifgerät!
    ‚Ha, man hätte Bomben in den Wohnungen für die Hajeps bereithalten sollen!‘ dachte Margrit zähneknirschend, während sie sich bückte, um den kleinen Apparat genauer zu betrachten. Sie hielt dabei die Brille ein wenig schräg, um das Ding durch ihre schlechten Gläser besser mustern zu können, doch plötzlich sah sie den Stift nicht mehr, er verschwamm und stattdessen zogen vor ihrem geistigen Auge noch einmal all die schrecklichen Bilder vorbei, die sie heute hatte sehen müssen. Sie hörte dabei tief in ihrem Inneren auch die Schreie, die vielen Schreie einer hilflosen, gequälten Menschheit!
    Sie ballte zornig ihre Hände zu Fäusten, doch sie konnte sich nicht mehr dagegen stemmen. Sie war mit einem Mal wieder unendlich traurig geworden. Wo sind Muttsch, meine Kinder, Paul, Annegret, Herbert, Dieter? Und ein Weinkrampf brach sich Bahn.
    ‚Das sind die Nerven‘, dachte sie dabei nur, ‚aber lass sie ruhig toben, nach alledem, was du heute erlebt hast.‘
     Tränen tropften auf die Gläser in ihrer Brille, auf den Boden und auf den Stift. Margrit nahm die Brille ab, um sie mit dem fleckigen Hemdzipfel putzen.
    „Wir sollten uns endlich wehren!“ knirschte sie und ihr ganzer Körper bebte. „Derartiges dürfen wir uns nicht mehr gefallen lassen nein … nie mehr! Nie mehr soll die Menschheit so leiden wie heute! Ich werde dafür kämpfen, irgendwie, selbst wenn es mich das Leben kosten sollte! Das verspreche ich mir!“
    Margrit war erstaunt über sich selbst. Was war denn jetzt mit ihr passiert? Wieder zweifelte sie an ihrem Verstand. Jedenfalls weinte sie mit einem Mal keine einzige Träne mehr. Sie setzte sich mit fahrigen Fingern die Brille wieder auf, schob sie sich auf der roten und dick geschwollenen Nase zurecht.
    ‚Ich muss den Feind besser kennenlernen!‘ dachte sie fest entschlossen und erinnerte sich dabei wieder an Georges Worte. ‚Und sicher auch seine Waffen!‘
    Sie streckte den Arm aus, ihre Hand wanderte hinab, zögernd, Stückchen für Stückchen, Zentimeter um Zentimeter und schließlich betasteten ihre schmalen Finger vorsichtig den hochgefährlichen Stift. Würde er irgendwie auf Menschen reagieren und ein Pfeifen von sich geben? Nichts geschah! Konnte sie ihn womöglich aufheben, selbst wenn niemand der Jimaros dazu in der Lage gewesen war? Was mochte wohl mit diesem Stift los sein? Ließ er sich etwa nicht greifen, ähnlich wie Quecksilber, wenn es erst einmal am Boden lag?
    Margrit war fest entschlossen, das auszuprobieren, obwohl der Stift womöglich dabei pfeifen konnte. Fest nahm sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und siehe da, mit Leichtigkeit ließ er sich aufheben und gab auch kein Tönchen von sich. Konnte er einen Defekt haben?
    Margrit wagte nicht, ihn hochzuhalten oder gar zu schütteln, doch sie vermutete, dass er noch völlig intakt sein musste, da sich die Hajeps ja vorhin so emsig bemüht hatten ihn

Weitere Kostenlose Bücher