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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Orientalische Exotika Und Diverse Ausrüstungsgegenstände für Möchtegern-Barbaren anbietet, hätte Herrena die Henna-Haarige-Heldin vermutlich hinreißend ausgesehen. Derzeit jedoch beschränkte sich ihre Aufmachung auf ein leichtes Kettenhemd, weiche Stiefel, ein Kurzschwert – und ziemlich viel Schmutz.
    Na schön: Vielleicht bestanden die Stiefel aus Leder. Aber sie waren nicht schwarz.
    Sie wurde von einigen ziemlich finster dreinblickenden Männern begleitet, deren Beschreibung sich erübrigt, weil sie bestimmt nicht lange überleben. Niemand von ihnen wirkte irgend drall oder üppig.
    Nun, wenn der Leser darauf besteht: Meinetwegen sollen sie Leder tragen.
    Herrena fühlte sich in dieser Gesellschaft nicht besonders wohl, aber in Morpork hatte sie keine bessere Auswahl treffen können. Die meisten Bürger der Stadt flohen in die Berge, weil sie sich vor dem neuen Stern fürchteten.
    Auch Herrena hielt auf die Hügel zu, jedoch aus einem anderen Grund. Am randwärts gelegenen Ende der Ebene erhob sich das Trollknochengebirge. Herrena konnte auf eine mehrjährige Erfahrung im nicht ganz ungefährlichen Söldnergewerbe zurückgreifen, und sie beschloß auch diesmal, ihren Instinkten – beziehungsweise ihrer weiblichen Intuition – zu vertrauen.
    Trymon hatte Rincewind als eine Ratte beschrieben, und Ratten liebten es, sich irgendwo zu verkriechen. Darüber hinaus waren die Berge ziemlich weit von der Unsichtbaren Universität entfernt, und das kam der Heldin sehr gelegen. Trymon mochte zwar ihr gegenwärtiger Auftraggeber sein, aber wenn sie ihn sah – oder sich auch nur an ihn erinnerte –, kribbelte es in ihren Fäusten.
     
     
    R incewind wußte, daß er eigentlich in Panik geraten sollte, aber unter den gegebenen Umständen fiel ihm das sehr schwer. Denn Gefühle wie Panik, Schrecken und Zorn standen in einem unleugbaren Zusammenhang mit bestimmten Säften, die in Drüsen produziert wurden – und die Drüsen steckten nach wie vor in seinem Körper.
    Es war nicht leicht festzustellen, wo sich sein Leib befand, aber als der Zauberer nach unten sah, bemerkte er ein dünnes blaues Band, das dort seinen Ursprung hatte, wo er – als Zugeständnis an seine geistige Stabilität – den Fußknöchel vermutete. Hastig klammerte er sich an die Hoffnung, daß der Körper am anderen Ende des sonderbaren Fadens auf ihn wartete, obgleich er ihn in der Finsternis nirgends sehen konnte.
    Rincewind gestand sich ein, daß es sich nicht um einen besonders schönen oder eindrucksvollen Körper handelte, aber der einen oder anderen organischen Komponente sprach er einen sentimentalen Wert zu. Nach kurzer Zeit beugte er sich einer recht unangenehmen Erkenntnis: Wenn das blaue Band riß, mußte er den Rest seines Le… seiner Existenz damit verbringen, als Gaststar bei spiritistischen Sitzungen aufzutreten und sich als eine gerade verschiedene Großtante auszugeben. Eine eher betrübliche Vorstellung, dachte Rincewind kummervoll, ob es für umherstreifende Seelen keinen interessanteren Zeitvertreib gab.
    Das Unbehagen angesichts einer solchen Zukunftsvision verwandelte sich schon bald in schieres Entsetzen – was dazu führte, daß er wieder Boden unter sich spürte. Beziehungsweise harten Untergrund. Rincewind zweifelte kaum daran, daß es nicht der Boden war; jedenfalls suchte er in seinem Gedächtnis vergeblich nach einem Erlebnis, das ihm feste und gleichzeitig beunruhigend wirbelnde Tiefe vermittelte.
Vorsichtig sah er sich um.
    Zerklüftete Berge ragten einem frostkalten Firmament entgegen, an dem spöttische Sterne blitzten – Sterne, die auf keiner Himmelskarte des Multiversums verzeichnet waren. Und in ihrer Mitte glühte ein dämonisches, rotes Auge. Rincewind schauderte und wandte den Blick ab. Die Landschaft vor ihm fiel steil nach unten, von wo ein trockener Wind übers eisverkrustete Geröll flüsterte.
    Er flüsterte wirklich. Als graue Wirbel an seiner Robe zupften und ihm das Haar zerzausten, hörte Rincewind leise Stimmen: »Bist du sicher, daß die Pilze im Eintopf nicht giftig waren? Ich fühle mich so komisch…« Und: »Lehn dich ruhig über die Brüstung und genieß die herrliche Aussicht…« Und: »Mach doch keinen Aufstand, ist doch bloß ein Kratzer…« Und: »Paß bloß auf, wohin du mit dem Pfeil zielst; du hättest mich fast…« Und so weiter.
    Rincewind hielt sich die Ohren zu und wanderte den Hang hinab, bis sich ihm schließlich ein Anblick bot, von dem nur wenige lebende Menschen

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