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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mich an die Knochen des Landes, jawohl, außerdem an die tiefen Steine und selbst die Berge.«
    Plötzlich wurde es still im Zimmer. Alle sahen den Zauberer an, der sich gerade zu Wort gemeldet hatte. Ganmack Baumkern von den Ehrwürdigen Sehern rutschte nervös hin und her.
    »Und vermutlich hast du dabei eine Narrenkappe getragen«, kommentierte jemand.
»Ich behaupte nicht, eine Antwort bekommen zu haben, oder?«
    Trymon ließ seinen Blick über die älteren Zauberer schweifen. »Ich hielt es für besser, jemanden mit der Suche nach Rincewind zu beauftragen«, sagte er.
Wert schnaufte abfällig. »Wenn ich mich recht entsinne, hat das bei den letzten beiden Malen nicht besonders gut geklappt.«
    »Weil wir uns auf Magie verließen. Inzwischen dürfte uns klar geworden sein, daß Rincewind irgendwie vor Zauberei geschützt ist. Doch seine Fußspuren kann er nicht verbergen.«
    »Du hast jemanden auf ihn angesetzt? Einen Pfadfinder vielleicht?«
    »In gewisser Weise.«
    »Etwa einen Helden?« Es gelang Wert, in dem letzten Wort erstaunlich viel Verachtung zum Ausdruck zu bringen. In einem anderen Universum hätte jemand einen solchen Tonfall benutzt, um »Du blöder Faschist!« zu sagen.
    Die Zauberer starrten Trymon ebenso verblüfft wie entsetzt an. »Ja«, bestätigte er gelassen.
»Wer hat dich dazu bevollmächtigt?« fragte Wert scharf. Trymon sah ihn aus kalten grauen Augen an.
»Ich selbst. Ich brauche niemanden um Erlaubnis zu fragen.«
    »Aber es ist… höchst ungewöhnlich! Seit wann bitten Zauberer Helden darum, ihnen die Arbeit abzunehmen?«
    »Seit die Magie der Zauberer nicht mehr zu den gewünschten Resultaten führt«, hielt ihm Trymon schlicht entgegen.
»Ein vorübergehender Rückschlag, weiter nichts.«
    Trymon zuckte mit den Schultern. »Vielleicht«, sagte er. »Aber leider haben wir nicht genug Zeit, um herauszufinden, ob du recht hast. Beweist mir, daß ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Findet Rincewind, indem ihr in Kristallkugeln seht oder mit Vögeln sprecht. Was mich angeht: Ich weiß, daß ich dazu bestimmt bin, klug und weise zu sein. Und kluge und weise Männer verstehen die Zeichen der Zeit.«
    Es ist allgemein bekannt, daß es zwischen Zauberern und Kriegern ausgeprägte Differenzen gibt: Die eine Seite hält den Gegenpart für einen Haufen blutrünstiger Idioten, die nicht gleichzeitig gehen und denken können, während die Helden immer dann Verdacht schöpfen, wenn sie Männer sehen, die dauernd vor sich hinmurmeln und lange Gewänder tragen. Oh, sagen die Zauberer, was haltet ihr von dem eisenbeschlagenen Leder und Duftöl für dicke Muskeln, das die jungen Leute der Lieblichkeitsgesellschaft Einsamer Männerherzen neuen Mitgliedern anbieten? Worauf die Helden antworten: Na klar, eine solche Bemerkung kann nur von hirnverkleisterten Weichlingen stammen, die sich nicht einmal in die Nähe einer Frau wagen, weil sie magische Auszehrung befürchten. Und die Zauberer erwidern: Was immer noch besser ist, als mit all dem Sado-Macho-Waffenfetisch-Gehabe vor jeder Person zu prahlen, die keinen Hosenlatz braucht. Nun, brummen die Helden, wenn ihr die Diskussion unbedingt auf diesem Niveau fortsetzen wollt…
    Und so weiter. Diese Auseinandersetzung dauert schon Jahrhunderte und führte zu einigen regelrechten Kriegen, die weite Teile des Landes aufgrund magischer Schwingungen unbewohnbar machten.
    Nun, der Held, der gerade in Richtung Wirbel-Ebene ritt, wurde von diesen Dingen nur am Rande betroffen, hauptsächlich deswegen, weil ihn die Zauberer gar nicht ernst nahmen. Es handelte sich nämlich um eine Heldin. Und eine rothaarige noch dazu.
    Nun, bei solchen Buchpassagen gibt es die weit verbreitete Tendenz, dem Gestalter des Umschlagbilds über die Schulter zu blicken und ihn an Leder, hohe Stiefel und blitzende Schwertklingen zu erinnern.
    Für gewöhnlich fließen Adjektive wie ›drall‹, ›üppig‹ und ›wohlgerundet‹ in den Text ein – bis der Autor dringend eine Ruhepause braucht und sie nutzt, um kalt zu duschen.
    Eigentlich sind solche Vorstellungen absurd, denn eine Frau, die sich ihren Lebensunterhalt mit dem Schwert verdient, wird wohl kaum so herumlaufen wie die Damen von Unterwäsche-Katalogen, die in der Regel unter dem Ladentisch gehandelt werden.
    Deshalb soll hier folgendes nicht verschwiegen werden: Nach einem zweistündigen Bad, einer sorgfältigen Maniküre und einer gründlichen Anprobe bei Woo Hun Ling, der in seinem Laden an der Heldenstraße

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