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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dramatisch damit und dachte an den Stuhl in seinem Arbeitszimmer, der noch weitaus mehr Verzierungen aufwies als der Galders.
    »Eine Tagesordnung, Jiglad«, erklärte Trymon geduldig.
»Und was hat es mit der Ordnung des Tages auf sich?«
    »Es ist eine Liste der Punkte, die wir besprechen sollten. Ich hatte keineswegs die Absicht, dich oder jemand anderen zu verwirren…«
    »So etwas haben wir noch nie benötigt!«
    »Nun, ich glaube, da irrst du dich«, widersprach Trymon in einem gönnerhaften und vor Vernunft triefenden Tonfall. »Ihr habt nur keine verwendet – wodurch einige dringende Dinge unerledigt oder unglaublich schlecht organisiert blieben.«
    Wert zögerte. »Na schön«, brummte er verdrießlich, sah seine Kollegen an und bat stumm um Unterstützung. »Aber ich verstehe nicht, was das hier alles zu bedeuten hat…«
    Er hielt sich das Blatt dicht vor die Augen. »›Grauhalt Spolds Nachfolger.‹ Dafür kommt doch nur der alte Rhunlet Vard in Frage, oder? Er wartet schon seit Jahren.«
    »Mag sein. Aber ist er geeignet?«
»Bitte?«
    »Ich bin sicher, ihr wißt alle, welche Bedeutung der angemessenen Leitung und richtigen Verwaltung eines jeden Ordens zukommt«, sagte Trymon. »Vard ist… nun, gewiß würdig, auf seine eigene Art und Weise, aber…«
    »Diese Sache geht uns nichts an«, warf einer der übrigen Zauberer ein. »Vielleicht doch«, schmeichelte Trymon behutsam.
Stille schloß sich an.
»Sollen wir uns etwa in die inneren Angelegenheiten eines anderen Ordens einmischen?« fragte Wert.
    »Natürlich nicht«, sagte Trymon. »Ich schlage nur vor, unseren… Rat anzubieten. Aber laßt uns diese Diskussion später fortsetzen.«
    Die Zauberer hatten noch nie das Wort ›Machtbasis‹ gehört, denn sonst wäre Trymon bestimmt nicht ungeschoren davongekommen. Die Vorstellung, anderen Leuten bei der Vergrößerung ihrer Macht zu helfen, um den eigenen Einfluß zu verstärken, war ihnen völlig fremd. Sie vertraten nach wie vor die traditionelle Auffassung, jeder Magier sei auf sich allein gestellt. Feindselige paranormale Entitäten spielten nur eine untergeordnete Rolle: Ein ehrgeiziger Zauberer hatte alle Hände voll zu tun, die Gegner im eigenen Orden zu bekämpfen.
    »Ich glaube, wir sollten nun über Rincewind sprechen«, meinte Trymon.
»Und den roten Stern«, warf Wert ein. »Wißt ihr, die Leute machen sich bereits Sorgen.«
    »Ja«, bestätigte Lumuel Panter vom Mitternachtsorden. »Sie meinen, wir sollten etwas unternehmen. Ich frage mich nur, was sie von uns erwarten.«
    »Das ist doch klar wie Kloßbrühe«, sagte Wert. »Es heißt dauernd, wir müßten das Oktav lesen. Das Korn verfault? Lest das Oktav. Kranke Kühe? Lest das Oktav. Die Acht Zaubersprüche bringen alles wieder in Ordnung.«
    »Vielleicht stimmt das sogar«, bemerkte Trymon. »Mein, äh, verschiedener Vorgänger hat sich eingehend mit dem Oktav beschäftigt.«
    »Das haben wir alle«, sagte Panter scharf. »Und was kam dabei heraus? Die Acht Zaubersprüche müssen zusammen ausgesprochen werden. Oh, sicher, auch ich bin dafür, zu diesem Mittel zu greifen, wenn alles andere versagt – aber leider sind die acht Formeln nicht vollständig. Eine befindet sich in Rincewinds Kopf.«
    »Und wir können ihn nicht finden«, stellte Trymon fest. »Oder? Ich nehme an, in dieser Beziehung haben wir uns alle ziemliche Mühe gegeben, nicht wahr?«
    Die Zauberer sahen sich verlegen an. Schließlich sagte Wert: »Ja. Na schön. Die Karten offen auf den Tisch. Ich bin nicht in der Lage, Rincewind zu lokalisieren.«
    »Ich hab’s mit Kristallsehen versucht«, meinte ein anderer. »Ohne Erfolg.«
    »Ich schickte einige Geister«, ließ sich ein dritter Zauberer vernehmen.
    Diese Bemerkungen weckten das Interesse der übrigen Anwesenden. Wenn es schon darum ging, Fehlschläge einzugestehen, so wollten sie keinen Zweifel daran lassen, auf höchst heldenhafte Weise versagt zu haben.
    »Na und? Ich beschwor Dämonen. Aber sie kehrten mit leeren Klauen zurück.«
    » Ich zog den Spiegel des Allessehens zu Rate.«
    »Gestern abend habe ich die Runen von M’haw um einen Hinweis gebeten.«
    »Ich möchte hier eins klarstellen: Da ich nichts unversucht lassen wollte, setzte ich sowohl die Runen als auch den Spiegel und den mit Mükkenblut behandelten Panzer einer manisch-depressiven Küchenschabe ein.«
    »Ich habe mit den Tieren der Felder und den Vögeln der Luft gesprochen.«
    »Und was hat’s genützt?«
    »Nichts!«
    »Nun, ich wandte

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