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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zweiblum blickte an sich herab und bemerkte das Ikonoskop. »Ich frage mich nur, warum…«
Rincewind sprang auf.
    »Entschuldigt bitte, ist recht stickig hier drin, brauche dringend frische Luft«, sagte er hastig. Er nahm Zweiblums Bildkasten an sich und stürmte nach draußen.
    »Das Ding ist mir gar nicht aufgefallen, als wir hierher kamen«, sagte Bethan. Cohen zuckte mit den Schultern.
    Es gelang Rincewind, sich einige Meter vom Zelt zu entfernen, bevor die Ratsche des Ikonoskops klickte. Ganz langsam schob sich das letzte vom Dämon gemalte Bild aus dem Kasten.
    Rincewinds Hände zitterten, als er danach griff.
    Es zeigte etwas, das selbst bei hellem Tageslicht ziemlich schrecklich ausgesehen hätte. Die Schwärze der Nacht und das rote Glühen des Unheilssterns machten alles noch weitaus greulicher.
    »Nein«, sagte Rincewind leise. »Nein, das stimmt nicht ganz. Ich entsinne mich an ein Haus, an eine junge Frau, die auf beunruhigende Weise lächelte…«
    »Es ist mir völlig gleich, was du gesehen zu haben glaubst«, erwiderte der winzige Pinselschwinger, der nun in der geöffneten Klappe stand und die Fäuste in die Seiten stemmte. »Ich male das, was ich durchs Objektiv sehen kann. Ich erblicke nur die Wirklichkeit, nichts anderes. Wenn du daran zweifelst, so frag meine Mutter. Sie arbeitet für eine Filmgesellschaft.«
    Ein dunkles Etwas kam knirschend über den Schnee: der Koffer. Normalerweise begegnete Rincewind der Truhe mit einer gehörigen Portion Mißtrauen, aber diesmal gestatteten sich seine Gefühle eine Ausnahme und seufzten erleichtert.
    »Dir ist also ebenfalls die Rückkehr gelungen«, sagte er. Der Deckel klapperte kurz.
»Nun gut«, brummte Rincewind und befeuchtete sich die Lippen. »Hast du dich umgedreht und zurückgesehen?«
    Der Koffer gab keine Antwort. Einige Sekunden lang schwiegen sie, wie zwei Krieger, die ein blutiges Schlachtfeld verlassen hatten, Atem schöpften und versuchten, ein Gemetzel zu vergessen.
    »Komm«, sagte Rincewind dann. »In der Jurte ist es angenehm warm.« Er streckte den Arm aus, um freundlich auf die Klappe der Truhe zu klopfen. Sie schnappte nach ihm und hätte fast die Finger des Zauberers erwischt. Er schnitt eine Grimasse: Das Leben verlief wieder in normalen Bahnen.
     
     
    D ie Morgendämmerung kündigte einen klaren kalten Tag an. Der Himmel bildete eine blaue Kuppel, die sich über einer weißen Landschaft wölbte. Die Szene hätte so frisch und sauber wie eine Zahnpastawerbung wirken können, wenn nicht der rote Fleck am Horizont gewesen wäre.
    »Jetzt kann man daf Ding fon am Tag fehen«, sagte Cohen. »Waf hat ef damit auf fich?«
Er bedachte Rincewind mit einem durchdringenden Blick. Der Zauberer errötete.
    »Warum starrt ihr mich alle an?« fragte er. »Ich weiß auch nicht, was es ist. Vielleicht ein Komet oder so was.«
    »Wird er uns alle verbrennen?« erkundigte sich Bethan.
    »Keine Ahnung. Bin noch nie von einem Kometen getroffen worden.«
    Sie ritten hintereinander durch schimmernden Schnee. Das Reitervolk schien großen Respekt vor Cohen zu haben, hatte ihnen einige Pferde überlassen und den Weg zum Smarlstrom gewiesen, der hundert Meilen weiter randwärts floß. Von dort aus, so meinte Cohen, könnten Rincewind und Zweiblum die Reise zum Runden Meer mit einem Boot fortsetzen. Mit einem Hinweis auf seine Frostbeulen erklärte sich der Barbar bereit, sie zu begleiten.
    Woraufhin Bethan sofort verkündete, sie wolle sich ihnen ebenfalls anschließen, um zur Stelle zu sein, wenn Cohens Rücken Salbe brauchte.
    Als Rincewind das ungleiche Paar musterte, dachte er einmal an Drüsen. Ihm fiel auf, daß sich Cohen neuerdings sogar die Mühe machte, seinen Bart zu kämmen.
    »Ich glaube, sie hält große Stücke auf dich«, sagte er. Cohen seufzte. »Ach, wenn ich zwanfig Jahre jünger wäre…«, sagte er sehnsüchtig. »Ja?«
    »Dann wäre ich fiebenundfechzig.«
    »Und?«
    »Nun, wie foll ich mich aufdrücken? Als ich noch ein junger Mann war und der Welt meinen Ftempel aufdrückte, mochte ich temperamentvolle Rothaarige befonderf gern.«
    »Aha.«
    »Dann wurde ich ein wenig älter und entwickelte eine Vorliebe für reife und erfahrene Blondinen.«
    »Ach, ja?«
    »Und dann wurde ich noch ein wenig älter und wuffte die Vorzüge von heiffblütigen Brünetten zu fätzen.«
Er zögerte, und Rincewind wartete.
    »Und weiter?« fragte er schließlich. »Welche weiblichen Eigenschaften bevorzugst du heute?«
    Cohen richtete einen

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