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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rincewind, dem Begründer der Waldreligion, gehört hatte – und außerdem machten Stamm und Geäst gerade ein Nickerchen.
    »Ich wußte die ganze Zeit über, daß du das bist, Zweiblum«, sagte der Zauberer laut. Seine Stimme klang plötzlich seltsam hohl und dumpf, und die Dunkelheit um ihn herum schien sich zu verdichten.
    Rincewinds Wissen über Trolle beschränkte sich darauf, daß sie sich in Stein verwandelten, wenn sie Sonnenlicht ausgesetzt wurden – aus diesem Grund mußten Leute, die Trolle für Tagesarbeit einstellten, ein Vermögen für Schutzcreme ausgeben.
    Das Unbehagen des Magiers verstärkte sich rapide, als er sich fragte, was mit den granitenen Wesen während der Nacht geschah…
    Das letzte Tageslicht vertröpfelte, und plötzlich erzitterten die Felsen. »Rincewind sucht schon seit einer ganzen Weile nach den Zwiebeln«, sagte Zweiblum. »Vielleicht ist ihm irgend etwas zugestoßen. Sollten wir nicht nach dem Rechten sehen?«
    »Fauberer kommen gut allein furecht«, erwiderte Cohen. »Mach dir keine Forgen.« Er zuckte zusammen. Bethan schnitt gerade seine Fußnägel.
    »Nun, eigentlich ist er kein besonders guter Zauberer«, meinte der Tourist und schob sich näher ans Feuer heran. »Ich würde ihm deswegen keinen Vorwurf machen, aber…« Er beugte sich zu Cohen vor. »Ich habe ihn nie bei irgendwelchen magischen Beschwörungen beobachtet.«
    »In Ordnung, jetzt der andere«, sagte Bethan.
»Daf ift fehr nett von dir.«
    »Du hast recht hübsche Füße, müßtest sie nur besser pflegen.«
    »Weifft du, ich kann mich nicht mehr fo gut bücken wie früher«, erwi derte Cohen ein wenig verlegen. »Ach, in meinem Gefäft begegnet man leider nur wenigen Chiropraktikern und Fufpflegern. Eigentlich komif. Ich kenne jede Menge Flangenpriefter, verrückte Götter und Kriegfherrn – aber nicht einen einfigen Fufpfleger. Pafft vermutlich nicht inf übliche Klifee: Cohenf Kampf Gegen Die Fufpfleger…«
    »Oder Cohen Und Die Dämonischen Chiropraktiker«, warf Bethan ein. Der Barbar kicherte.
    »Oder Cohen Und Die Verrückten Zahnärzte!« lachte Zweiblum. Cohen wurde schlagartig ernst.
»Waf ift daran fo komiff?« fragte er und ballte verbal die Fäuste. »Oh, äh, nun«, machte der Tourist. »Weißt du, deine Zähne…«
    »Ja?« sagte Cohen scharf.
Zweiblum schluckte. »Mir ist aufgefallen, daß sie sich, äh, nicht am gleichen Ort befinden wie dein Mund.«
Einige Sekunden lang starrte ihn Cohen finster an. Dann seufzte er, ließ die Schultern hängen und wirkte plötzlich klein und alt.
    »Du haft natürlich recht«, murmelte er niedergeschlagen. »Ich bin dir nicht böfe. Ef ift fehr fwierig, ein Held ohne Fähne zu fein. Ef spielt keine Rolle, waf man fonft verliert; selbft mit nur einem Auge genieft man vollen Refpekt. Aber wenn man den Leuten glattef Zahnfleiff zeigt, lachen sie einen nur auf.«
    »Ich nicht«, stellte Bethan fest.
»Warum besorgst du dir keine neuen Zähne?« schlug Zweiblum vor und lächelte.
»Ja, klar, wenn ich ein Hai oder fo waf wäre, würde ich mir wieder welche wachfen laffen«, entgegnete Cohen spöttisch.
    »Nein, nein, du könntest sie einfach kaufen«, sagte der Tourist. »He, ich zeig dir was… Äh, Bethan würdest du dich bitte umdrehen?« Er wartete, bis die junge Frau seiner Aufforderung nachgekommen war, hob dann die Hand zum Mund.
    »Fiehft du?« meinte er.
Bethan hörte, wie Cohen nach Luft schnappte.
»Du kannft deine raufnehmen?«
    »Oh, ja. Ich habe mehrere Gebiffe in Referve. Entfuldige bitte…«
    Zweiblum schien besonders laut zu schlucken und fügte dann in einem normaleren Tonfall hinzu: »Eine sehr praktische Angelegenheit.«
    Cohens Stimme zeigte enorme Ehrfurcht, zumindest so viel, wie einem zahnlosen Mund möglich war. Natürlich existierte in Hinsicht auf die Quantität kaum ein Unterschied, doch das nuschelnde Lispeln führte zu einer starken Beeinträchtigung der Qualität.
    »Daf kann ich mir denken«, sagte er. »Und wenn du Zahnfmerzen haft, legft du die Dinger beifeite und überläft fie fich felbft, nicht wahr? Tolle Fache: Auf diefe Weife kann man den Lümmeln eine Lekfion erteilen – follen fie fehen, wie fie mit den Fmerzen klarkommen!«
    »Nun, das stimmt nicht ganz«, erwiderte Zweiblum behutsam. »Es sind nicht dem Sinn nach meine Zähne. Sie gehören mir nur.«
    »Du steckft dir fremde Fähne in den Mund?«
    »Nein, nein. Ich meine: Jemand hat sie für mich hergestellt. In meiner Heimat gibt es viele Leute, die Gebisse tragen. Es

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