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Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
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war bewusst, dass er Selina und ihre Mutter damit praktisch preisgab – ihr Leben in die Hände von Soziopathen legte. Aber er baute darauf, dass Nagy nicht von heute auf morgen seine Taktik geändert hatte. Diese Kerle wollten ihn nur testen, Druck machen, wenn nötig, sehen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Aus Stein, dachte er, einst aus Stein. Aus einem Felsen. Der Russe sah zu Arschawin und bellte etwas auf Russisch. Arschawin antwortete ihm. Robert schwieg. Der Killer rieb sich das Bein und schlenderte ans Fenster. Robert richtete seine Aufmerksamkeit auf Arschawin. Der grinste ihn frech und … triumphierend an.
    Das war gar nicht gut.
    Es schien, als wüsste Arschawin etwas, das Robert wie ein erneuter Treffer mit dem Schlagring zu Boden schmettern würde. Und er wartete nur darauf, diese Nachricht auszupacken.
    »War sie eigentlich ein guter Fick?«
    »Das geht dich nichts an«, sagte Robert. Sie beobachteten ihn also. Ihn und Selina.
    »Aber es interessiert mich. Ich könnte sie auch selbst fragen … vielleicht tu ich das.«
    Er will dich nur provozieren, dachte Robert, steig nicht drauf ein.
    Arschawin sagte: »Gewöhn dich nicht an die Schlampe, mein Freund.«
    Robert sah den Russen an.
    »Was soll das?«
    Der Russe grunzte und durchbohrte Arschawin mit seinem Eisblick. Er hatte heute Morgen erst neue Anweisungen erhalten. Übermittelt von Arschawin, der sie von Nagy bekommen hatte und der sie Robert Abraham gerne selbst mitgeteilt hätte. Aber das hier war Sache des Eismannes.
    »Wir töten Mikosch nicht«, sagte er zu Robert. »Wir schnappen ihn uns, aber wir töten ihn nicht. Wir lassen ihn nur zusehen.«
    »Zusehen? Bei was denn zusehen?«
    Arschawin lachte.
    Der Russe sagte: »Wir lassen ihn dabei zusehen, wie wir seine Tochter töten.«
    Und du darfst ebenfalls zusehen, dachte Arschawin, als er in Roberts erstarrtes Gesicht blickte.
    Es hatte ihn ja selbst überrascht.
    »Eine Planänderung?«
    Arschawin sprach mit Vertikoff, dem Mann, der Nagys Befehle übermittelte.
    »Die Tochter ist das Primärziel. Ihr Vater bleibt am Leben, er wird nicht weggepackt.«
    »Das leuchtet mir nicht ein.«
    Vertikoff lachte. Lachte ihn aus.
    »Wen interessiert denn deine Meinung?«
    Du Arschloch, dachte Arschawin. Er sagte: »Was ist mit Abraham?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Wie soll ich ihm das jetzt wieder erklären?«
    »Erklären? Willst du hier eine Diskussion starten, oder was? Der Boss hat seine Meinung eben geändert. Die Tochter istdran. Vor den Augen ihres Vaters. Ewiger Schmerz, verstehst du.«
    »Ja.«
    »Dann ist ja alles klar.«
    Na klar, war alles klar. Abraham hatte es jetzt auch kapiert, so fassungslos, wie er Arschawin ansah. Arschawin empfand plötzlich eine tiefe Befriedigung dabei. Er tätschelte Abrahams Kopf und folgte dem Eismann nach draussen.
    Die beiden Männer verließen das Hotelzimmer, und Robert war alleine. Er versuchte als Erstes, Nagy zu erreichen, aber als man ihn nicht durchstellen wollte, war ihm klar, dass Arschawin und der Eismann ihm keinen Mist erzählt hatten. Mikosch war ein toter Mann – nicht im wortwörtlichen Sinne, wie Robert gedacht hatte. Mit anzusehen, wie seine Tochter starb, der einzige Mensch auf Erden, der ihm etwas bedeutete, war schlimmer und zerstörerischer, als selbst zu sterben. Ein wahrhaft teuflischer Plan, der auch Robert getäuscht hatte. Allerdings konnte Nagy nicht wissen, dass sich die Dinge für Robert inzwischen grundlegend geändert hatten.
    Jetzt mehr denn je.
    Mikosch musste aus der Stadt verschwinden. Aber das würde er nicht tun, ohne mit Selina gesprochen zu haben. Zu seinen Bedingungen.
    Was soll ich tun, dachte er. Was kann ich tun?

KAPITEL
DREIUNDDREISSIG
    Ehrlich gesagt, fühlte sich Beck in letzter Zeit nicht so gut. Das letzte Mal lag gerade erst ein paar Tage zurück, Margot, und er war schon wieder auf der Suche. Und das, wo er dochgerade Besuch aus der Vergangenheit hatte. Dazu noch von einem, der atmete und lebte – was das anging, stellte Mevissen wirklich eine Ausnahme dar. Diejenigen, die danach seinen Weg gekreuzt hatten, befanden sich nicht mehr in so gutem Zustand. Tatsächlich musste man ihren Zustand als ausgesprochen letal bezeichnen.
    Ein eiskalter Hauch aus dem Untergrund umklammerte ihn, die düsteren Wolken zogen wie im Zeitraffer über ihn hinweg, verbanden sich zu bizarren Formen, Rohrschachmustern gleich. Beck blickte hinauf und in phantomartige Gesichter, die sich aus den wirbelnden Formationen

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