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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Kleinfarmer lebten, sondern schicke sommerliche Ferienziele für Leute, die der Hitze und dem Lärm in den großen Städten entfliehen wollten.
    Sowohl das Eagle Bay Hotel wie das Glenmore hatten Dampfheizung, sanitäre Einrichtungen, Telegraphen und sogar Telefone. Eine Woche Aufenthalt kostete überall zwischen zwölf und zwanzig Dollar. Die Gäste aßen Hummersuppe, tranken Champagner und tanzten zu Orchestermusik, aber wir in Eagle Bay hatten nicht mal ein Schulhaus. Auch keine Post. keine Kirche und keinen Kaufladen. Sicher, die Eisenbahn hatte Wohlstand gebracht, aber nicht fürs ganze Jahr. Anfang September, mit dem Tag der Arbeit, fuhren die letzten Touristen ab, und wir waren wieder auf uns selbst angewiesen und konnten nur hoffen, den Sommer über genug verdient zu haben, um uns und unsere Tiere durch den langen Winter zu bringen.
    Ich bog in Minnies Einfahrt ein und suchte in meiner Tasche nach dem Brief vom Barnard, den ich ihr zeigen wollte. Weaver hatte ich ihn schon gezeigt. und er fand, daß ich hingehen müsse, egal was es koste. Er sagte, ich müsse alle Hindernisse überwinden, alle Härten bestehen, das Unmögliche möglich machen. Ich fand, daß er sich wohl doch ein bißchen zu sehr a. »Der Graf von Monte Christo« orientierte.
    Ich wollte wissen, was Minnie über das College dachte, denn sie war klug. Sie hatte sich ihr Hochzeitskleid aus einem abgelegten Rock ihrer Tante genäht. und ich hatte gesehen, wie sie aus einem alten schäbigen Wollmantel ein schickes modisches Kleidungsstück gemacht hatte. Wenn es eine Möglichkeit gab, mir eine Fahrkarte nach New York zu beschaffen, dann würde sie es wissen. Ich wollte sie auch fragen, ob sie meinte. daß man Versprechen ganz genauso einhalten müsse. wie man sie gegeben hatte, oder ob es in Ordnung wäre, wenn man sie ein wenig abänderte.
    Es gab so viel, was ich Minnie erzählen wollte. Ich hatte sogar daran gedacht, ihr von meiner Wagenfahrt mit Royal zu erzählen, aber dazu kam ich an diesem Tag nicht, denn kaum daß ich den Plankenweg erreicht hatte, hörte ich einen Schrei. Einen schrecklichen. voller Angst und Schmerz. Er kam aus dem Inneren des Hauses.
    Â»Minnie!« rief ich und ließ meine Blumen fallen. »Minnie, was ist?«
    Als Antwort bekam ich nur ein langes, anhaltendes Stöhnen. Jemand bringt sie um, dachte ich. Ich rannte zur Veranda, griff ein Scheit vom Holzstoß und stürzte nach drinnen, bereit, dem Angreifer den Schädel einzuschlagen.
    Â»Leg das weg, du verdammte Närrin«, sagte eine Frauenstimme hinter mir.
    Doch bevor ich mich umdrehen und feststellen konnte, wer gesprochen hatte, durchschnitt ein weiterer Schrei die Luft. Ich sah zum anderen Ende des Raums hinüber und entdeckte meine Freundin. Sie lag im Bett, in Schweiß gebadet, wand sich, bäumte sich auf und schrie.
    Â»Minnie! Min, was ist los? Was fehlt dir?«
    Â»Nichts fehlt ihr. Sie hat Wehen«, sagte die Stimme hinter mir.
    Ich fuhr herum und sah eine stämmige blonde Frau. die Lappen in einen Topf mit heißem Wasser tunkte. Mrs. Crego, die Hebamme.
    Wehen. Das Baby.
Minnie bekam ihr Baby. »Aber sie. ist doch noch gar nicht soweit«, stammelte ich. »Sie ist doch erst im achten Monat. Sie hat doch noch einen Monat. Dr. Wallace hat gesagt, daß sie noch einen Monat hat.«
    Â»Dann ist Dr. Wallace ein noch größerer Dummkopf als du.«
    Â»Willst du Feuer machen, Matt?« hauchte eine schwache, heisere Stimme.
    Ich drehte mich wieder um. Minnie sah mich lachend an, und ich stellte fest, daß ich immer noch das Holzscheit in der erhobenen Hand hielt. Doch so schnell, wie es gekommen war, brach das Lachen wieder ab, sie stöhnte auf, und ihr Gesicht nahm einen angstvollen Ausdruck an. Ich sah, wie sie sich dagegen wehrte, sah ihre Hände, die sich in das Laken krallten, und ihre vor Schmerz weit aufgerissenen Augen. »O Mattie, es reißt mich auseinander«, wimmerte sie.
    Ich begann, gemeinsam mit ihr zu wimmern, bis Mrs. Crego uns anschrie, wir seien beide blöde und zu nichts zu gebrauchen. Sie stellte den Topf mit den Lappen ans Bett, neben den Melkschemel, dann nahm sie mir das Holzscheit aus der Hand und schob mich zu Minnie hinüber. »Wenn du schon mal hier bist. kannst du auch helfen«, sagte sie. »Komm, wir setzen sie auf.«
    Aber Minnie wollte sich nicht aufsetzen. Mrs. Crego stieg ins Bett hinter

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