Das Licht des Nordens
den Kopf. »Das ist für dich.« Dann drehte sie sich um, ging aus dem Speisesaal, und ich wuÃte nicht, was ich tun sollte. Die Köchin hatte uns eingebleut, alles zurückzugeben. was wir fanden â Geld, Schmuck, Knöpfe, alles. Aber wie sollte ich es zurückgeben, wenn die Besitzerin es nicht zurückhaben wollte?
»Steckâs ein, du Dummkopf«, sagte eine Stimme hinter mir. Es war Weaver. Er trug gerade ein groÃes Tablett mit schmutzigem Geschirr hinaus. »Das nennt man Trinkgeld. Das kriegt man für gute Bedienung. Du kannst es behalten.«
»Wirklich?«
»Klar. Aber wenn du deinen Tisch nicht abräumst und dein Hinterteil nicht in die Küche bewegst, wirdâs das letzte sein, das du gekriegt hast.« Er ging weiter. dann drehte er sich um und sagte: »Ausgelassen.«
»Ungebärdig«, antwortete ich und eilte an meinen Tisch zurück.
Auf dem Weg in die Küche muÃte ich vor den Türen einen Moment innehalten, um mich zu erinnern. welche fürs Hineingehen, welche fürs Hinausgehen gedacht war. Ich war bereits angeschrien worden. weil ich die falsche benutzt hatte. Als ich, das schwere Tablett auf der Schulter balancierend, die rechte aufdrückte, brüllte mir die Köchin entgegen, daà ich langsamer sei als eine Schnecke auf Krücken. »Tisch zehn braucht Wasser, Butter und Brot! Jetzt mach schon, Mattie!« schrie sie mich an.
»Tut mir leid«, antwortete ich.
Ich eilte an den anderen Mädchen, an dem rauchenden und dampfenden Herd vorbei und stellte klirrend mein Tablett neben der Spüle ab. »Knall es nicht hin!« brüllte Bill, der Spüler. »Jetzt sieh dir das an. Bevor du die Teller aufstapelst, muÃt du die Essensreste entfernen. Sieh dir bloà diese Sauerei an!«
»Tut mir leid«, murmelte ich.
Ich lief zum Wärmeofen, rutschte auf einer Tomatenscheibe aus und schaffte es gerade noch, mich zu fangen, bevor ich mit Henry, dem neuen Souschef, zusammenstieÃ, der genau wie ich am Tag zuvor angefangen hatte, und einen Korb mit Hummern trug. Wie Mrs. Morrison uns erklärt hatte, hatte Henry in den besten Küchen Europas gelernt, und das Glenmore müsse sich glücklich schätzen, ihn zu haben.
»Mein Gott! Paà auf!« brüllte er.
»Tut mir leid«, flüsterte ich.
»Wirklich bemitleidenswert«, sagte Weaver, als er an mir vorbeihuschte.
»Weaver, Ada, Fran, macht schneller! Jetzt beeilt euch schon!« rief die Köchin.
Ich griff mir ein sauberes Tablett, einen Teller Butter aus der Kühltheke und einen Krug Wasser.
»Unkontrollierbar«, zischte mir Weaver auf dem Weg in den Speisesaal zu.
»Ungestüm«, zischte ich zurück. Wir lieferten uns ein Wortduell um mein Wort des Tages â
widerspenstig.
Ich sah schon, daà es hier nicht leicht sein würde. meine Wortgefechte auszutragen. Ich hatte kaum Zeit. mir am Morgen das Gesicht zu waschen und das Haar zu flechten, ganz zu schweigen, in mein Lexikon zu sehen.
Nachdem ich herausgefunden hatte, daà Weaver pro Woche einen ganzen Dollar mehr verdiente als ich. hatte ich ihn aus Trotz zu einem Wortduell herausgefordert. Ich fragte ihn, wie er das bewerkstelligt habe. und er sagte: »Nimm nie, was angeboten wird, Matt. Fordere immer mehr.« Dann nahm er seine Mütze ab und hielt sie in der Hand. »Bitte, Sir, ein biÃchen mehr«, sagte er, Oliver Twist nachahmend.
»Sieh nur, wohin Oliver das gebracht hat«, erwiderte ich, mürrisch und verärgert darüber, daà Weaver es immer schaffte, die Dinge so für sich hinzubiegen. wie er sie brauchte. Bloà weil er sich traute.
Ich eilte zum Wärmeofen, nahm einen Korb herunter, legte eine saubere Serviette hinein und verbrannte mir die Finger an den heiÃen Brötchen. Tränen stiegen mir in die Augen, aber ich drängte sie zurück.
»Henry! Machen Sie das bitte warm!« rief die Köchin, worauf drei Metalldosen über meinen Kopf segelten.
»Was ist das?« brüllte Henry.
»SüÃe Milch. Für eine KaramelsoÃe«, brüllte sie zurück.
»AnstöÃig«, sagte Weaver, der plötzlich neben mir stand und Brötchen in einen Korb schaufelte. Er stopfte sich ein Stück Maiskuchen in den Mund und heulte auf. als ihm die Köchin, auf ihrem Weg vom Eisschrank zum Herd zurück eine Kopfnuà versetzte.
»Aufgeblasen«, sagte ich kichernd.
Weaver wollte mir
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