Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
Vom Netzwerk:
in »Apokalypse«.
    Â»â€¦ und Tom L’Esperance sagt, die neue Saat gibt zweimal so große Ähren wie die Saat, die wir benutzt haben, und …«
    Doch nachdem ich das Buch mehrere Wochen in meinem Besitz gehabt hatte, begann ich mit einem Gedicht und hatte das Gefühl, der Sache gewachsen zu sein, als ich plötzlich, ehe ich mich versah, Tränen von den Seiten wischen mußte, damit sie sich nicht wellten. Manchmal erfaßte ich den Sinn mit dem Verstand. was schmerzhaft genug war. Manchmal jedoch war die Bedeutung stärker verschleiert, und ich konnte sie nur mit dem Herzen begreifen, was noch schmerzhafter war. Sie rief so viel Gefühl hervor mit ihren schlichten. sorgsam gewählten Worten. Sie machte so viel aus so wenig. Wie Emmie Hubbard mit ihren Gemälden aus Beeren und Wurzeln. Oder Minnie, die für Jim und die angeheuerten Helfer aus nichts ein nahrhaftes Essen kochte. Und Weavers Mama, die mit ihrem Wäschezuber und ihren Brathühnern ihren Sohn von Eagle Bay an die Columbia Universität brachte.
    Â». was heißt, du kriegst aus derselben Fläche Land mehr Silofutter raus. Ich kann’s kaum glauben! Es ist. als würd man acht Hektar anbauen, aber den Ertrag von zwölf kriegen …«
    Emily Dickinson wühlte mich auf und ärgerte mich. aber ich schaffte es nie, ihr lange böse zu sein, weil ich wußte, was für ein zerbrechliches Wesen sie war. Miss Wilcox sagte, sie habe es sehr schwer gehabt. Ihr Pa war herrisch gewesen und ließ sie keine Bücher lesen. die ihm nicht gefielen. Sie wurde zur Einsiedlerin, und gegen Ende ihres Lebens wagte sie sich nicht mehr über die Grenzen des Anwesens ihres Vaters hinaus. Sie hatte keinen Ehemann, keine Kinder, niemanden. dem sie ihr Herz schenken konnte. Und das war traurig. Denn aus ihren Gedichten kann man ablesen. daß sie ein großes und freigiebiges Herz zu verschenken gehabt hätte. Ich war froh, daß ich jemanden hatte. dem ich mein Herz schenken konnte. Auch wenn er ein Gedicht nicht von einer Kartoffel zu unterscheiden vermochte und dazu neigte, endlos über Maiskörner zu schwadronieren.
    Â»â€¦ die Saat kostet mehr, weil sie ganz neu und eine Kreuzung ist, aber Tom sagt, daß man sein Geld mehr als hundertfach wieder reinkriegt. Außerdem muß man weniger für Dünger ausgeben …«
    Warum hat Emily Dickinson das Haus ihres Vaters nicht verlassen? Warum hat sie nicht geheiratet?
fragte ich mich. Miss Wilcox hatte mir noch einen anderen Gedichtband ins Glenmore mitgegeben – »Zwielicht im April« von einer
Miss
Willa Carter. Und einen Roman – »Im Land der Fichten« von einer
Miss
Sarah Orne Jewett. Warum hatte Jane Austen nicht geheiratet? Oder Emily Bronte? Oder Louisa May Alcott. Lag es daran, daß niemand belesene Mädchen haben wollte, wie meine Tante Josie behauptete? Mary Shelley war verheiratet und Edith Wharton ebenfalls, aber Miss Wilcox sagte, beide Ehen seien eine Katastrophe gewesen. Und dann natürlich gab es auch noch Miss Wilcox selbst mit ihrem herzlosen Rüpel von Ehemann.
    Â»â€¦zur Aussaat is’ es eigentlich schon zu spät, aber Pa hat gesagt, daß wir trotzdem ein halbes Pfund kaufen, aussäen und warten, was draus wird. Brr! Brr!« rief Royal und hielt die Pferde an der Abzweigung an. die zu Minnies Haus führte. »Matt, ich laß dich hier aussteigen. Jims Zufahrt ist ein bißchen zu schmal für diesen alten Wagen. In ein paar Stunden hol ich dich wieder ab. Dann könnten wir uns vielleicht Dans und Belindas Land ansehen. Hundertsechzehn Hektar haben die beiden, die sie gerade Clyde Wells abgekauft haben, mit dem Geld, das ihnen Belindas Vater gegeben hat.«
    Â»Ja, gut«, sagte ich und sprang vorsichtig hinunter. um das Sträußchen nicht zu beschädigen, das ich für Minnie gepflückt hatte.
    Er wendete die Pferde und redete dabei weiter. »Wells hat ihnen einen guten Preis gemacht, aber trotzdem, hundertsechzehn Hektar.«
    Â»Royal!« sagte ich plötzlich laut.
    Â»Was ist?«
    Â»Ach … nichts. Vergiß nicht, mich abzuholen.«
    Mit gerunzelter Stirn sah er mich an. »Ich hab dir doch gesagt, daß ich in zwei Stunden zurück bin. Hast du das nicht gehört?«
    Ich nickte.
Ich hab dich gehört, Royal,
dachte ich,
aber ich glaub dir nicht. Ich glaub das ganze noch immer nicht.
Nicht die Bootsfahrt auf dem Big Moose
    Lake und nicht

Weitere Kostenlose Bücher