Das Licht des Nordens

anstarrte und bedeckte sich. Dann reichte sie mir das andere Baby. und sofort begannen die beiden zu schreien. Sie strampelten und wanden sich, hoben die kleinen Köpfchen und sperrten die winzigen Mündchen auf wie kreischende Vogeljunge. Ihre Windeln waren naß, sie hatten Ausschlag im Gesicht und Schorf auf dem Kopf und stanken nach Milch und Pisse. Ich versuchte. sie zu beruhigen, damit sie zu schreien aufhörten und die Nässe aus ihren Windeln meinen Rock nicht beschmutzte, als plötzlich Minnie, die Hände in die Hüfte gestemmt, neben mir stand.
    Â»Gib sie mir! Gib sie wieder her! Schau sie nicht so an! Schau mich nicht an! Geh einfach raus! Geh! Hau ab!« rief sie.
    Â»Min … ich … tut mir leid! Ich hab nicht. ich wollte nicht …«
    Aber es war zu spät. Völlig hysterisch drückte sie die Babys an sich und begann zu weinen. »Du haßt sie. nicht wahr, Mattie? Das stimmt doch, oder?«
    Â»Minnie! Was redest du denn da?«
    Â»Ich weiß es. Ich hasse sie auch. Manchmal.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, und nackte Qual stand in ihren Augen.
    Â»Jetzt sei aber still! Das meinst du doch nicht wirklich!«
    Â»Doch, das meine ich. Ich wünschte, ich hätte sie nie bekommen. Ich wünschte, ich hätte nie geheiratet.« Die Babys strampelten und brüllten an ihrer Brust. Sie setzte sich aufs Bett, öffnete ihre Bluse und verzog das Gesicht, als sie zu saugen begannen. Dann lehnte sie sich auf die Kissen zurück und schloß die Augen. Tränen quollen unter ihren blassen Lidern hervor, und ich erinnerte mich plötzlich an eine Geschichte, die mir Lawton erzählt hatte, nachdem er mit French Louis Seymour eine Fallenroute abgegangen war. In einer Falle hatte Louis eine Bärin mit zwei Jungen gefangen. Die Falle hatte ihr den Vorderlauf gebrochen. Als Louis und Lawton bei ihr ankamen, war sie bereits wahnsinnig vor Schmerz und Angst. Keuchend lag sie auf der Seite. Die andere Seite fehlte. Dort war kein Pelz und kein Fleisch mehr, nur noch eine rote Masse aus geronnenem Blut und Knochen. Ihre verzweifelten, hungrigen Jungen hatten ihr das Fleisch abgefressen.
    Â»Du bist einfach erschöpft, Min«, sagte ich und streichelte ihre Hand. »Das ist alles.«
    Sie öffnete die Augen. »Ich weiß nicht, Matt. Als wir verlobt und frisch verheiratet waren, war alles so aufregend. Aber jetzt bedrängt mich Jim ständig …«
    Â»Wahrscheinlich ist er auch bloß fertig. Es ist harte Arbeit, das Roden …«
    Â»Ach sei doch nicht so schwer von Begriff, Mattie. Ich meine, er
will was
von mir. Aber ich kann nicht. Ich bin so wund da unten. Und ich darf auf keinen Fall wieder schwanger werden. Nicht so schnell nach den Zwillingen. Das steh ich nicht noch mal durch. Mrs. Crego hat gesagt, daß ich nicht schwanger werden kann, solang ich stille, aber es tut so weh, ich glaub. ich werd noch wahnsinnig vor Schmerzen. Tut mir leid, Matt … tut mir leid, daß ich dich angeschrien hab. Ich bin froh, daß du gekommen bist … ich wollt dir das alles nicht sagen … aber ich bin so fertig …«
    Â»Ich weiß. Leg dich einen Moment hin und ruh dich aus. Laß mich den Tee machen.«
    Innerhalb von Minuten war Minnie eingeschlafen und die Babys mit ihr. Ich machte mich an die Arbeit. Ich kochte Wasser und spülte alle Töpfe, Pfannen und Teller ab. Dann machte ich wieder welches heiß und weichte die schmutzigen Lappen und Schürzen ein. Ich füllte den großen schwarzen Wäschetopf mit Wasser, gab einen Eimer voll schmutziger Windeln hinein. den ich in der Küche entdeckt hatte, und machte im Hinterhof ein Feuer darunter an. Es würde einige Zeit dauern, bis er kochte, aber zumindest müßte sie das Wasser nicht schleppen. Dann schrubbte ich den Tisch und wischte den Boden. Ich deckte auch auf, weil binnen kurzem die Männer zum Abendessen kommen würden, und stellte meine Blumen in die Mitte. Als ich fertig war, sah das Haus wesentlich besser aus und roch auch viel besser, dafür war bei mir das Gegenteil der Fall. Dann hörte ich das Knirschen von Wagenrädern am Ende der Einfahrt. Ich blickte aus dem Fenster und sah Royal. So früh schon. Er unterhielt sich mit Jim. würde aber erwarten, daß ich gleich hinauskäme. Und ich hatte nicht mal Gelegenheit gehabt, Minnie von ihm zu erzählen.
    Während ich mir schnell das Haar zurückstrich. kam mir