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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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schwungvollen Gebärde wieder fallen. Der Lautenspieler schlug einen Akkord, der Harfenist griff in die Saiten und die Trommel setzte ein.
     
    Keldes geschlagen, Solz obsiegt
    in dessen Strahlen das Leben liegt
     
    Die Leute hatten die Mitte des Saals geräumt, und Brock und Willow waren bereits bei den anderen Paaren, die nur darauf warteten zu tanzen.
    Kiran wandte sich an Bryn. »Möchtest du mit mir tanzen?«
    Doch sie blickte nur angespannt auf die Troubadoure und gab keine Antwort. Dawn sprach ihn von der Seite an: »Es ist das erste Mal, dass sie Avrohom singen hört.
    Und irgendwann heute Abend musst du mit mir tanzen, Kiran, oder ich lasse es ganz bleiben. Ich bringe dich heute auch nicht in Verlegenheit, ich habe die Schritte geübt.«
    »Klar.« Kiran tippte Bryn auf die Schulter. »Bryn?
    Tanzt du mit mir?«
    Sie gab sich einen Ruck. »Mit dir tanzen?«, antwortete sie atemlos. »Ja! Oh ja!«
    Gerade als das erste Lied zu Ende war, gingen sie zur Tanzfläche. Die Truppe wartete nicht, bis der tosende Beifall abgeebbt war, sondern fing sofort mit dem nächsten Lied an, das einen solchen Rhythmus und eine so lebhafte Melodie hatte, dass man einfach tanzen musste.
    Es war ein so genannter Zenga, dessen flotte Schrittfolge Kiran vor Jahren von Selid gelernt hatte. Zum Zenga gehörte, dass sich die Paare gegenüberstanden, auf und nieder und vor und zurück sprangen und dabei die Schritte mit Händeklatschen betonten.
    Kiran war erstaunt, dass Bryn sich ständig mit den Schritten vertat und ihm mehrmals sogar auf die Zehen trat, worauf sie jedes Mal rot wurde. Außerdem klatschte sie im falschen Moment in die Hände. Kiran konnte sehen, wie sie sich bemühte, es besser zu machen. Ihre Stirn war vor Konzentration gerunzelt, und ihre Lippen bewegten sich lautlos, als sie die Schläge der Trommel mitzählte. Doch das schien nicht zu helfen. Je mehr Mühe sie sich gab, desto schlechter tanzte sie. Sie sah so unglücklich aus, wurde abwechselnd knallrot und blass, Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihre Füße verhedderten sich völlig. Kiran hätte sie so gerne getröstet, aber er wusste nicht wie. Es war kein Tanz, bei dem er sie führen konnte.
    Als das Lied zu Ende war, verbeugte er sich bedächtig:
    Demütiger Pferdetrainer verneigt sich vor schöner Freundin.
    Bryn stand gequält da und kaute auf den Lippen.
    Wieder hob die Musik an, eine Mischung aus sanften Klängen. Diesmal war es ein Trell, bei dem die Partner dicht beieinander über die Tanzfläche glitten. Kiran beugte sich zu Bryn vor. »Noch einen Tanz?« Vielleicht konnte er ihr diesmal helfen, die rechte Hand auf ihrem Rücken und ihre Rechte mit seiner linken Hand haltend.
    Sie blickte ihn ungläubig an. »Bitte!«, sagte er und legte eine Hand auf ihren Rücken, fühlte ihre Wärme, und mit der anderen Hand nahm er ihre rechte, eiskalte Hand in seine.
    Kiran überließ sich der Musik. Bryn rutschte und stolperte, als wären ihre Schuhe mit Kieselsteinen gefüllt.
    Als sie ihm auf die Füße trat, hielt er sie nur noch enger, hob sie hoch, tanzte für sie beide.
     
    Ich bin geboren in einem Land – so nah und doch sofern zu nah, es zu verlassen, zu fern, es wiederzufinden.
    Ich wandre umher mit Kummer im Herzen –
    Wandere hier zwischen dem Jetzt und dem Dann.
     
    Als die Musik aufhörte, zog Kiran Bryn für einen Moment ganz dicht an sich heran, um ihr zu zeigen, dass es ihm nichts ausmachte, wenn sie so schlecht tanzte.
    Dann trat er zurück, ließ jedoch nur widerstrebend ihre
    Hand los. Ihre Augen wirkten fast fiebrig. Sie zeigte zur Wand. »Dawn steht da ganz alleine. Tanzt du mal mit ihr?«
    Als sie zu Dawn gingen, ließ sich Kiran seine Enttäuschung nicht anmerken. Würde es nun wieder so sein wie im vergangenen Jahr, als er mit einer Helferin nach der anderen tanzen musste? Bryn war eine miserable Tänzerin. Und doch ist sie die Einzige, die ich will!
    Dawn begrüßte sie freudig. Sie konnte ihre Füße nicht mehr still halten, so begierig war sie darauf zu tanzen.
    Als Dawn und Kiran auf die Tanzfläche kamen, spielte die Truppe wieder ein schnelles Lied. Wieder ein Zenga.
    Kiran klatschte und sprang und stampfte auf den Boden.
    Ihm gegenüber kam Dawn richtig in Fahrt, sprang auf und nieder und tanzte wild, denn sie war sicher, dass das ihr einziger Tanz für den Abend bliebe. Gerade als Kiran merkte, wie die anderen Dawn und ihn anstarrten, war der Tanz fast schon vorbei. Ein Trommelwirbel beendete das Lied.
    Avrohom trat zum

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