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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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half Lance, Selid auf die Füße zu stellen und sie weiter von der Menschenmenge fortzubringen. »Selid, ich hab sofort gewusst, dass du es bist, als ich dich sah.
    Irgendwas an der Art, wie du dich bewegst. Ich bin ja so froh! Ich hatte Angst …« Dawn unterbrach sich.
    Selid zwang sich, bei Sinnen zu bleiben. Dawns Gesicht leuchtete so seltsam auf wie das der Troubadoure.
    Das Licht drohte Selid in eine Zukunft zu stoßen, die sie nicht sehen wollte. Dem Orakel zu widerstehen, war noch nie so schwierig gewesen!
    »Du siehst wunderbar aus, Dawn. Das ist Lance, mein Mann. Es tut mir Leid, dass es mir nicht gut geht, aber ich muss wirklich nach Hause.« Jedes Wort war eine Anstrengung.
    »Ist es weit?«, fragte Dawn. »Ich kann dich zu dem Gasthaus bringen, wo wir wohnen. Das ist ganz in der Nähe.«
    »Nein, danke dir, nein. Ich will einfach nur nach Hause.« Selid tastete nach Dawns Hand, und als sie sie gefunden hatte, war sie sich nicht sicher, ob sie es bedauerte oder ob sie sich darüber freute, dass die Hand wirklich war. »Bitte sage niemandem, dass du mich gesehen hast!«
    Dawn drückte behutsam ihre Hand. »Ich gehöre nicht mehr zum Tempel. Aber selbst wenn ich noch dazu gehörte, würde ich dem Meisterpriester nie verraten, wo du bist. Seitdem du verschwunden bist, habe ich mir Sorgen um dich gemacht.«
    Selid konnte die Aufrichtigkeit in Dawns Worten hören. »Danke!«
    »Aber du musst mich besuchen, wenn es dir besser geht.« Dawn sagte ihnen, wo die Gilgamelltruppe wohnte. »Ich gehöre zu ihnen«, sagte sie lächelnd. »Ich habe Avrohom geheiratet. Die Truppe muss sehr darauf achten, geheim zu halten, wo sie wohnt, sonst kommt sie nie zur Ruhe. Verehrung hat ihren Preis, weißt du. Aber dir vertraue ich, Selid. Komm und besuche mich.«
    Selid zwinkerte. Sie war nicht sicher, Dawn richtig verstanden zu haben. Immer mehr Licht strömte aus dem Gesicht der jungen Frau, so hell, dass ihre Gesichtszüge verschwammen.
    »Ich danke dir«, sagte Lance. »Wie werden dich finden. Wenn du vorsichtig bist, kannst du aber auch zu uns kommen.« Er gab Dawn eine kurze Wegbeschreibung und dann trennten sie sich.
    Während des Heimwegs pochte Selid der Kopf und
    Lichtblitze stachen ihr in die Augen, sodass sie nicht in der Lage war zu sehen, wohin sie gingen. Lance hatte seinen Arm um ihre Hüften gelegt.
    Selid legte sich ins Bett. Visionen rückten näher und bedrängten sie. Sie schwitzte, wandte ihr ganzes Wissen an, um nicht von der Prophezeiung überwältigt zu werden. Als sie schließlich einschlief, träumte sie wieder vom Meisterpriester. Er fuchtelte dicht vor ihren Augen mit dem Ring der Götter herum. Scharf und brennend drang er ihr in die Augen, den Kopf, die Seele. Sie versuchte wegzublicken, konnte es aber nicht. Die allerschlimmsten Augenblicke ihres Lebens stürmten auf einen Schlag auf sie ein und sie konnte die Erinnerungen nicht abwehren. Dann erschien Bolivar und bedrohte sie mit einer langen, tödlichen Klinge.
    Selid versuchte zu schreien, nach Lance zu rufen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Als der neue Tag aufdämmerte, überspielte sie ihre Erschöpfung, sagte Lance, ihr ginge es gut, sie wüsste
    nicht, was über sie gekommen wäre, und er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Und hatte sie Dawn wirklich sagen hören, sie wäre mit Avrohom verheiratet, dem berühmten Sänger?
    Lance versicherte ihr, dass das richtig wäre. Er küsste sie und ging dann zur Arbeit, die die Zunft der Schreiner übernommen hatte: Schränke und Treppengeländer für Lord Evensols neues Herrenhaus anzufertigen.
    Selid beschloss, heute nicht zum Kleinen Glück zu gehen, auch wenn Sir Chance sie erwartete. Er und seine Kunden mussten ohne sie auskommen, sie fühlte sich heute nicht in der Lage, in Gesellschaft zu sein. Rastlos fütterte sie die Hühner und kümmerte sich um ihr Pferd.
    Der Kardinal kam zu ihr herabgestoßen, sobald sie aus dem Haus trat, und flog auch nicht weg, als sie mit ihrer Arbeit fertig war. Schließlich eilte sie in ihr Arbeitszimmer und schloss den aufdringlichen Vogel aus.
    Dort wanderte sie den ganzen Vormittag herum und kämpfte gegen das Licht des Orakels, bis sie nicht mehr konnte.
    Sie zog den Schal enger um die Schultern. Das Sonnenlicht spielte auf den Holzeinlegearbeiten, als sie sich geschlagen gab und auf die Liege niedersank, die Lance für sie hingestellt hatte. Sie schloss die Augen.
    Als die Prophezeiung diesmal zu ihr kam, ließ sie sich davon einnehmen. Getragen von

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