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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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war, mehr Schönheit lag als in dem Tanz der Mädchen, und mehr Kraft als in den Muskeln des Bärenmanns. Sie bewunderte seine Anmut und sein kaltes Geschick. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Hütchenspieler den Rücken der beiden Männer den Finger zeigte, und musste grinsen.
    Sie blieb, bis fast alle Vorstellungen vorbei waren und Kälte und Müdigkeit sie Richtung Stadt trieben. Mit einer Gruppe älterer, angeheiterter Frauen wanderte sie im Licht von Mond und Sternen zurück, und nach einem kurzen Schrecken, als sie sich in der Gasse geirrt hatte, fand sie ihre Herberge.
    Im Schankraum saßen noch ein paar Männer beim Feuerschein und machten Scherze auf Kosten der Schankmaid. Unter ihren neugierigen Blicken huschte April die Treppe hoch und schlich zu ihrer Tür. Sie lauschte, während sie die Hand behutsam auf den Knauf legte und die Tür aufschob. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihr Vater noch auf der anderen Seite war. Sie wunderte sich nur, dass sie nichts hörte.
    Das Bett war verlassen. Das Mondlicht warf einen blassen Balken vom Fenster quer über die zerwühlten Decken. April erstarrte.
    Sie wollte gerade kehrtmachen, als sich ihr eine schwere Hand auf die Schulter legte.
    »Wieder zurück?« Ihr Vater trat aus dem Schatten und schlug ihr mit voller Wucht den Handrücken ins Gesicht. April schrie auf und taumelte zu Boden. Ihr Vater zog sie wieder auf die Beine und warf sie gegen die Wand.
    »Wo hast du dich rumgetrieben?«, schrie er. Sein Atem roch noch immer nach Schnaps, und sein Gesicht war so schlaff wie ein missglückter Kuchen.
    »Du hast geschlafen –«, setzte April an, doch dann blieb ihr die Luft weg, weil er ihr den Arm auf den Hals presste.
    »Geschlafen!«, rief er. »Geschäfte hab ich gemacht. Was meinst du, warum wir hier sind?«
    »Keine Ahnung«, keuchte sie. »Verrätst du’s mir oder soll ich raten?«
    Er ließ ihren Hals los und schlug sie direkt in den Bauch. Stöhnend ging sie in die Knie.
    Dann baute er sich schwankend über ihr auf. »Wir sind in der Stadt, um deinen Schwiegervater zu treffen. Und wie siehst du aus? Schau dich doch an!«
    »Schwiegervater?«, japste April.
    »Mein Freund aus Kriegstagen«, erklärte er. »Lange vereinbart.« Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ist dein Geburtstagsgeschenk. Wolltest doch einen Fremden. Kommst mich ein letztes Mal teuer zu stehen – muss sogar eine verdammte Mitgift zahlen.« Er riss sie wieder auf die Füße und stieß sie vor sich her aus der Tür, durch den dunklen Flur und zur Treppe. »Sei froh! Ist ein Kaufmann. Gute Partie. Nicht schlecht für einen Fremden! Er sitzt unten bei den anderen.«
    Eine innere Ruhe und Kraft, die sie selbst überraschte, stieg plötzlich in ihr auf wie Wasser in einem Brunnen. Sie strömte durch ihre Glieder in ihre Finger- und Zehenspitzen, bis sie randvoll gefüllt war. Ihre Schmerzen nahm sie kaum noch wahr. Sie dachte an die Anmut des stummen Mannes. Seine Berührung.
    »Mein Geschenk?«, fragte sie. Langsam wich sie zurück, die Treppe hinter sich, und fixierte ihren Vater. »Weißt du, was ichmir wirklich wünsche?« Und dann wiederholte sie die Geste, die der Hütchenspieler auf dem Jahrmarkt den beiden Männern gezeigt hatte.
    Ihr Vater schnaubte wütend und stürzte auf sie los. April wartete, bis er fast bei ihr war, dann löste sie ihre Spannung, floss beiseite wie Wasser, und in ein und derselben Bewegung stellte sie ihrem Vater das Bein. Es war alles ganz leicht; ein winziger Moment nur, in dem er ins Leere stolperte und sein Schrei durch das Gasthaus gellte.
    Wie eine Fuhre Kartoffeln polterte er die dunkle Treppe hinab. Er überschlug sich einmal und zweimal und kam als grotesk anmutender Haufen auf dem untersten Absatz zum Liegen. Sein Fuß zuckte noch kurz, dann lag er ganz still.
    Ruhe kehrte ein. Der Wohlklang war unbeschreiblich.
    »Still«, flüsterte April.
    Einen langen Augenblick stand sie auf der Treppe und schaute hinab. Dann hörte sie Stimmen im Schankraum und vom anderen Ende des Flurs. Sie riss sich los und rannte zurück in ihr Zimmer.
    Hastig durchsuchte sie seine Sachen und fluchte, als sie nur ein paar Schilling fand. Dann stießen ihre zitternden Hände tief in seinen Socken auf etwas Hartes, und sie zog es hervor. Erst erkannte sie es nicht in dem schwachen Licht.
    Es war die Brosche mit dem Türkis. Der Schatz, den Todd im Wald gefunden hatte. Einen Moment stand sie reglos und starrte sie an. Hatte ihr Vater vorgehabt, sie in der Stadt zu

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