Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
Yaumatei abgesetzt, diese Gegend wurde meine neue Heimat.
Aber wie sollte ich leben? Yaumatei ist sehr gefährlich für eine Frau ohne Verbindungen. Aber Vater wußte das. Bald wurde ich von einem Mitglied der 14K-Triade besucht. Ich wußte nichts über Triaden, aber man sagte mir, daß 14K eng verbunden sei mit China und daß ich mir keine Sorgen um meine Sicherheit machen müßte. Der Mann gab mir Geld zum Leben. Ich dachte nach, was ich tun wollte. Alles, was ich konnte, war malen, aber ich konnte es nicht unter meinem eigenen Namen, um Vater nicht in Gefahr zu bringen. So nahm ich den Namen meiner Mutter an, Li, einen sehr häufigen Namen in China. Und ich malte. Die Freiheit in Hongkong war wunderbar, meine Bilder wurden immer besser. Ich sah neue Möglichkeiten, neue Formen, neue Farben. Niemand sagte mir, was ich tun oder nicht tun dürfte. Ich war einsam, aber ich war glücklich.
Dann traf ich Robert. Robert machte Urlaub…
Wann… Vor zwei Jahren? Wir trafen uns bei der Eröffnung eines neuen Bürogebäudes, dessen Innendekoration ich betreut hatte. Roberts Firma machte Geschäfte mit einer Firma in Hongkong…
Neal packte sie fest an der Schulter.
»Warte mal«, sagte er. »Du hast ihn in Hongkong getroffen? Nicht in San Francisco?«
»Hongkong.«
»Du hast mal San Francisco gesagt.«
»Ja.«
»Lügst du jetzt oder hast du damals gelogen?«
Sie legte ihre Hand auf seine. »Damals war ich nicht im Bett mit dir.«
»War es Liebe auf den ersten Blick?« fragte Neal. »Mit Pendleton?«
Sie zögerte. »Für ihn.«
Neals Brust schmerzte. »Aber nicht für dich?«
Sie schien eine Woche zu brauchen, um zu antworten. »Nein, nicht für mich.«
Er war überrascht, als er bemerkte, daß er Verhörtechniken auf sie anwandte, daß er langsam sprach oder gar schwieg, um sie ängstlich werden zu lassen. War es nur Angewohnheit? fragte er sich, oder betrachtete er sie immer noch als Gegnerin – die Frau, die in seinem Bett lag. Er wartete, daß sie weiter sprach.
»Wir waren vielleicht eine Woche zusammen«, sagte sie, »bevor Robert zurück nach Hause fahren mußte. Er war sehr traurig, good bye sagen zu müssen, und ich versprach ihm, daß ich schreiben würde.«
»Hast du?«
»Ja, ich hatte es doch versprochen! Er schrieb zurück, manchmal rief er an. Dann… Ich wurde von einem Triadenführer kontaktiert. Er hatte eine Nachricht von Vater. Vater sagte, Roberts Wissen wäre sehr wertvoll für China. Er bat mich, meine Beziehung zu Robert zu pflegen und ihn zu überreden, nach China zu kommen.«
Neal wurde die bizarre Symmetrie deutlich. Li Lans Vater drängte sie, Pendleton zu überreden, nach China zu kommen; Neals »Dad« brachte ihn dazu, Pendleton zu überreden, nach Haus zu kommen.
»Zuerst lehnte ich ab. Ich wollte nichts mehr mit Politik zu tun haben. Mein Leben war so glücklich. Ich schickte eine Nachricht zurück und bat Vater, mich von dieser Pflicht zu entbinden.«
Ich habe auch ein bißchen gebettelt. Ist es dir besser gelungen als mir? Und welche Karte hatte dein Vater ausgespielt?
»Dann sandte Vater die Nachricht, die mich überredete. Meine Schwester lebte.«
Das Herzass.
»Meine Schwester lebte, war aber im Gefängnis. Robert war der Preis für ihre Freiheit.«
Familie ist Schicksal.
»Ich konnte nicht ablehnen. Es war meine Pflicht und die Erfüllung der Vision, die Kuan Yin mir in Buddhas Spiegel gezeigt hatte. Ich konnte nicht zu meinem wahren Selbst finden, bis ich mich dem Gesicht meiner Schwester gestellt hatte. Ich konnte nicht frei sein, bis sie frei war.
Chinesische Agenten in Hongkong trainierten mich. Das Training war einfach für mich, wegen meiner buddhistischen Disziplin. Ich schrieb weiterhin an Robert. Dann schrieb er, daß er nach Kalifornien käme. Ob ich ihn dort treffen könnte? Ich berichtete Vater die Neuigkeiten. Er drängte mich, zu gehen. ›Jetzt ist die Zeit‹, sagte er.
Ich hatte Olivia Kendall einige Zeit zuvor in Hongkong kennengelernt. Sie mochte meine Bilder und hatte mich eingeladen, eine Ausstellung in ihrer Galerie zu veranstalten. Ich schrieb ihr und nahm an. Ich traf Robert bei seiner Konferenz.«
»Und alles lief glatt, bis Mark Chin auftauchte.«
»Wir flohen zu Olivia. Und dann kamst du.«
»Und jetzt haben sie Pendleton, und du hast deine Schwester zurück, und ihr könnt beide Daddys liebe kleine Mädchen sein.«
»Hong wird freigelassen, wenn Robert seine Arbeit beginnt. Robert versteckt sich, und wir
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